Das öffentliche Gespräch in Deutschland gibt nach Ansicht des Autors dafür wenig her, allerdings gibt es Inseln und weiter wachsende Territorien, die genau das versuchen. Deutschland hat gerade im Hinblick auf die Einschätzung des Gegners Russland mit den spektakulären Fehlinterpretationen des NS-Geheimdienstes "Fremde Heere Ost", dem Vorläufer des BND, eine ungute Tradition.
Die Fehleinschätzung dieses Dienstes in Kombination mit anderen Faktoren, hat für Deutschland, und noch viel mehr für Russland, letztlich unvorstellbares Leid hervorgebracht. Leid, das heute noch das Sicherheitsbedürfnis Russlands in hohem Maße prägt.
Hitler hätte nicht angegriffen, wenn sein Geheimdienst die Heeresstärke der Sowjetunion 1940 anders eingeschätzt hätte? Er hätte keinen Generalplan Ost (geplante Vernichtung von 30 Millionen Menschen) gefasst?
Was ist das für ein historischer Bockmist? Wer kommt auf so eine Aussage?
Zum einen wollte Hitler diesen Krieg so oder so und ob ein militärischer Geheimdienst damals überhaupt in der Lage gewesen wäre den Kriegsverlauf vorherzusehen, wage ich stark zu bezweifeln. Frankreich war auf dem Papier wesentlich stärker als der Westfeldzug im Nachhinein vermuten lässt. Darüber hinaus erhielt die Sowjetunion kriegsentscheidende, massive industrielle Hilfe aus den USA. Damit hätte man 1940 auch noch nicht rechnen müssen.
Und was soll der Bezug zur heutige Zeit?
Doch anscheinend, ohne aus diesen Lehren für die heutige Zeit Schlüsse ziehen zu können, befindet sich Deutschland in einer ähnlichen Situation wie damals, insofern große Teile der maßgeblichen Entscheider und der ihnen nahestehenden Medien offenbar das Vermögen Russlands, einen Krieg zu führen, fundamental unterschätzen. Und auch nicht ansatzweise dem historisch gewachsenem Sicherheitsbedürfnis Russlands Rechnung tragen.
Welche Lehren aus der Vergangenheit? Damals wollte Hitler den Lebensraum im Osten. Und dafür sollten mindestens 30 Millionen Menschen (es sollten weitaus mehr Slawen als Juden sterben) vernichtet werden. Was hat das mit dem Deutschland von heute zu tun? Die Ukraine, die derzeit von Russland besetzt wird, war damals Teil der Sowjetunion.
Der einzige Bezug ist ggf., dass Stalin und Putin beide Diktatoren sind und dass ersterer von letzterem rehabilitiert wurde und wird. Und wie es für Diktatoren so üblich ist hat Stalin Eroberungskriege geführt. Zum Beispiel im Pakt mit Deutschland das Baltikum erobert. Und die Hälfte von Polen.
Journalistische Arbeit verlangt jedoch Neutralität und Sachlichkeit,
Ja ne, ist klar.
Und das ist ja bei weitem nicht das einzige WTF in diesem Aufsatz.
Aber die Kriegsschuld für Hitlers Vernichtungsfeldzug im Osten, unter dem übrigens die Ukraine viel stärker gelitten hat als Russland, ausgerechnet bei einer Fehleinschätzung eines Geheimdienstes zur möglichen "Kriegstüchtigkeit" der Sowjetunion zu suchen ist bei weitem absolute Spitze.