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  • mag2000

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Re: Nochmal zum Kalten Krieg

jfmprof schrieb am 10.08.2022 13:07:

Immer noch gedanklich im Kalten Krieg und seit 30 Jahren hat sich nix verändert?

Wenigstens was die Rußlandfeindschaft angeht, kann man ja den Vorwurf leicht retournieren. Was diese Frage angeht, hat sich offenbar bei der NATO seit dem Kalten Krieg nicht viel verändert.

Ganz und gar nicht, nur hat sich das gerade in den letzten Jahren erheblich gedreht und Sie verwechseln hier ganz offensichtlich Ursache und Wirkung.

Meine Haltung in dieser Frage hat etwas damit zu tun, daß ich in der DDR aufgewachsen bin und das dortige kommunistische Regime kennen und "lieben" gelernt habe.

Wissen Sie, ich hatte mich hier 2014 angemeldet, als Putin die Krim annektierte und genau deswegen, weil ich das als einen Dammbruch angesehen habe, der bei mangelnder angemessener Reaktion des Westens noch zu viel Schlimmerem führen würde und der 24.2 hat nun leider bestätigt ich hatte Recht.
Nun habe ich in diesen 8 Jahren diverse Diskussionen hier geführt und bin mittlerweile an einem Punkt angelangt, in dem ich einfach keine Lust mehr habe, die "Argumente" der sogenannten Putinversteher zu entkräften und mir fehlt nach diesem völkerrechtswidrigen grausamen Angriffskrieg auch das Verständnis dafür, dass man Putin auch nur in irgendeiner Form noch verteidigen könnte.
Aber trotz allem habe ich mittlerweile gelernt, dass es in diesem Forum einerseits ein gehäuftes Auftreten von Foristen gibt, die Russland verteidigen und dass das vor allem sehr gehäuft bei Menschen vorkommt, welche in der ehemaligen DDR aufgewachsen sind, oder anderweitige russische Verbindungen haben, wie z.b. die sogenannten Russlanddeutschen.
Nun haben Sie ja bestätigt dass Sie zu einer dieser Kategorieren gehören und ich versuche ernsthaft zu verstehen, warum das so ist.
Ich denke es ist ein unbestreitbarer Fakt, dass Russland hier einen völkerrechswidrigen Angriffskrieg begonnen hat und das nicht im angeblich die russ. Minderheit zu schützen, sondern diese wird genauso instrumentalisiert, wie damals unter Hitler die Sudetendeutschen, sondern um ganz klar imperialistische Ziele zu verfolgen und das Land mittels militärischen Mitteln zu vergrößern.
In Russland wird ja mittlerweile auch bei hochrangigen Politikern mittlerweile ganz klar von Annexionen geredet und selbst anderen ehemaligen Staaten der Udssr wird die Eigenstaatlichkeit abgesprochen. Will man dann sowas nicht sehen, oder kann man es nicht sehen?
Ich würde das gerne mit Ihnen auf sachlicher Ebene diskutieren. Nein, ich erwarte nicht, dass das zu einem Konsens führen wird. Aber ich möchte zumindest mal etwas besser Verstehen, warum das manche nicht sehen können oder wollen.

Die Bundesrepublik ist mittlerweile im Grunde schlimmer als die DDR. Und die herrschenden Eliten in den meisten NATO-Ländern stehen dem Kommunismus viel näher, als das bei Putin der Fall ist.

Sehen Sie, auch sowas ist erschreckend. Ist das Realitätsverweigerung, Staatsverdruss oder einfach Frust, weil man eben in Deutschland nach der Wiedervereinigung nicht das erreicht hat, was man damals im Freudentaumel alles erwartet hatte?
Ich will das nicht abtun, aber es ist offensichtlich dass es Unsinn ist, was Sie oben schreiben.
Meine Frau kommt selbst aus Thüringen, aber war 1990 erst 3 Jahre als. Auch ihre Eltern sehen das offensichtlich alles etwas anders, als viele Ostdeutsche hier im Forum. Aber was ich manchmal im Osten an politischer Meinung in der Öffentlichkeit höre, macht mir mehr als nur Angst und wenn man nun denken könnte, naja, was der wieder so glaubt zu hören, dann kann man das objektivieren und schaut sich einfach das Wahlergebniss im Thüringen an. Wenn zwei undemokratische Parteien die absolute Mehrheit stellen, dann läuft definitiv etwas schief.
Mir macht der Krieg Putins in der Ukraine definitiv Sorgen, aber solange der Westen reagiert und das tut er ja nun endlich und damit auch nicht nachlässt, sehe ich dies als den richtigen Weg an und das beruhigt mich auch ein wenig. Denn wenn wir jetzt die nötige Härte zeigen, die richtigen Schritte tun, dazu gehört natürlich auch eine massive Aufrüstung und Russland wirtschaftlich soweit zurückdrängen, dass wir die nächsten 10-20 Jahre Ruhe vor dem Aggressor haben, wird wahrscheinlich das schlimmste verhindert. Aber was mir viel mehr Sorgen macht, ist dass ein großer Teil der Ostdeutschen nicht mehr unsere grundsätzlichen Werte teilen, auf dieser unser Staat fußt. Das gilt übrigens nicht nur für Ostdeutschland, sondern einem großen Teil Osteuropas. Man sieht ja in welche Richtungen Ungarn und Polen abgleiten.
Genau deswegen will ich verstehen, was die Ursachen dafür sein könnten.
Natürlich steht es Ihnen frei, nicht zu antworten. Aber schön wäre es schon und nein, ich sehe keinen Ostdeutschen als bescheuert an. Aber ich sehe eben, dass das Werteverständnis auseinander läuft und ich bin nun mal in der BRD aufgewachsen und für mich sind unsere Werte alternativlos.
Was übrigens nichts mit Pro-USA oder das Gegenteil zu tun hat. Ich habe auch den Irakkrieg verurteilt, Guantanamo ebenfalls und natürlich die staatlich defacto legitimierte Folter.
Aber aktuell ist nun mal die NATO unsere einzige Sicherheit vor eine aggressiv auftretenden Großmacht in Europa, die auch vor Angriffskriegen nicht zurückschreckt um Geschichtsrevanchismus zu betreiben und die NATO braucht nun mal die USA. Somit ist das nun mal der einzige halbwegs demokratische Block von Nationen, die sich zum Glück gegen jeden Gegner in der Welt verteidigen kann.
Wo wir auch bei der Frage wären ob Finnland weiterhin neutral hätte bleiben können und dazu sage ich ganz klar: Nein.
Aber machen wir uns nichts vor, Finnland war vorher schon eng mit der NATO verknüpft und die Mitgliedschaft ist im Prinzip nur noch der letzte Schritt und unabhängig davon, ist das sowieso die alleinige Entscheidung Finnlands und wenn Russland sich durch Finnland bedroht fühlt, dann fällt es mir schwer nicht zu lachen oder zu weinen.
Aber das ist auch egal, da Russland kein Akteur mehr ist, der hier Mitspracherecht hätte und/oder auf dessen Befindlichkeiten man in irgendeiner Form Rücksicht nehmen müsste, ganz im Gegenteil, je heftiger die Reaktionen aus dem Kreml, desto "richtiger" war die Entscheidung. Das haben wir ja nun alle mehr oder weniger gelernt.
Diktatoren verstehen nur Härte, ich dachte das hätten wir im 2. WK gelernt.

Soviel zu dieser Frage des angeblichen Verharrens in Denkkategorien des Kalten Krieges. Die Ausgangsfrage war ja, ob Finnland an seiner Neutralitätspolitik hätte festhalten können. Ich würde weiterhin sagen: Ja.

Siehe oben.

Interessant fände ich Ihre Einschätzung auch bzgl. der Ostukraine? Oder anders gefragt, warum sind dort seit 2014 russische Truppen und warum wird hier im Forum immer von einem angeblichen Bürgerkrieg geredet, wo doch Russland gezielt mit eigenem Militär seit 2014 die Ukraine destabilistert und in einen hybriden Krieg hineingezogen hat.

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