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  • Mathematiker

mehr als 1000 Beiträge seit 22.02.2014

Selten so einen Stuss gelesen

Schon jetzt komme es zwischen den zahlreichen eigennützig operierenden Gesellschaften auf einem sehr knappen Schienennetz zu einem Hin-und-her-Schieben der Verantwortung zwischen DB Netz, privaten Regionalbahn- und Frachtunternehmen, DB-Fernverkehr und Flixtrain.

Der Hauptverursacher ist hier die DB Netz. Was hier irgendwie ein Chaos suggerieren soll, ist in Wahrheit garkeines, weil die auch anderen Anbieter feste Linien abfahren.
Es ist das marode Streckensystem auf dem Backbone, dass hier für die Verspätungen verantwortlich ist.

Zudem sei "der ständige Abbau von Weichen und Ausweichgleisen" eine der wichtigsten Ursachen für das "starke Anwachsen der Verspätungen in den vergangenen 20 Jahren".

So ein Blödsinn. Die Hauptursache für die Verspätungen ist die Uralttechnik auf dem Backbone. Da ist teilweise noch Material aus den 1960'er Jahren im Einsatz.

Das sei möglich, wenn auf teure Großprojekte wie Stuttgart 21 verzichtet werde. Stattdessen müsse das große Potenzial des bestehenden Netzes ausgeschöpft, viele Strecken reaktiviert und das Netz vollständig elektrifiziert werden.

Nein, das Übel hat einen ganz anderen Namen. Und dieses Übel hört auf den Namen "Verkehrsprojekte Deutsche Einheit".
Dort waren allein für den Schienenverkehr 20,3 Mrd € veranschlagt, von denen dann rund 16,9 Milliarden Euro verballert wurde.
Die Fertigstellung beträgt ~ weniger als 2/3 der Planung. Etliche Projekte wurden aufgrund der absoluten Ferne zu jeder Wirtschaftlichkeit dann auf die Lange Bank geschoben.
Hinzu kommt noch der alberne Umzug des Konzernsitzes von Frankfurt nach Berlin.
Damit Berlin wieder eine Runde gefördert wurde und man direkt bei der Politik auf dem Schoß sitzt.

Damit der ganze Scheiß halt nicht so ein dickes Loch in Kasse reißt, hat man das gemacht, was man in der Politik immer macht: Man spart bei der Instandhaltung.
Und genau das fällt nicht nur der Bahn auf die Füße. Im Stauland Nr.1 kämpft man auch mit maroden Brücken und Autobahnen, weil die Knete auch umgeleitet wurde.

Das ist auch der große Unterschied zwischen einem Privatunternehmen und der Politik als Unternehmer:
Ein Privatunternehmen sorgt dafür das das Kerngeschäft funktioniert, die also die Kunden auf den lukrativen Strecken zufriedenstellen. Schafft der Konzern das nicht, dann geht der den Bach hinunter.
Bei der Politik als Unternehmer zählen andere "Werte".
Lieber etwas neues Eröffnen, als das Geld für die Instandhaltung verprassen.
Lieber Prestige-Projekte und das Klientel ruhig stellen, als die Brot-und-Butter Geschichten. Daher läuft der Staatsscheiß in der Berliner Republik praktisch immer aus dem Ruder.

Das beste Bahnsystem Europas sei hingegen das der Schweiz, wo eine integrierte Bahn in einheitlicher gemeinnütziger Verwaltung mit einem einheitlichen Preissystem, hoher Zuverlässigkeit und hoher gesellschaftlicher Akzeptanz arbeite.

Was für ein ideologisch verbrämter Unsinn.
Die Schweizer Bahnen sind ein Mix aus SBB und Privatbahnen.
Es lohnt sich statt dessen einmal die Bevölkerungsverteilung in der Schweiz anzuschauen. Das ist praktisch eine Sichel im nördlichen Teil der Schweiz.
Die Kantone haben dort auch eine ordentliche Bevölkerungsdichte.
Die dünnbesiedelten Kantone in Mitte und im Süden haben dann auch die Berge, wo kein Mensch wohnt. Also eher vergleichbar mit unseren dichten Flächenländern. Nicht Mac Pom oder Sachsen-Anhalt mit vielen kleinen Dörfern, die überallverstreut in der Fläche liegen. Zudem braucht man nicht lange Suchen, bis man eine Strecke hat, bei der man 6 Mal umsteigen muss ohne Bus dazwischen nicht auskommt und 2 Stunden länger braucht, als mit dem PKW. (Und das bei einer Fläche kleiner als Bayern oder Niedersachsen.)
Da wird hier schon herumgemault.

Und machen wir uns einmal nichts vor:
Die Pendelei, die sich so eingeschlichen hat, die wird nicht in dieser Form in der Fläche mit den Zügen abdeckbar sein. Das kann auch die BRD nicht mehr stemmen.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (08.11.2021 19:57).

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