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  • Londonman

219 Beiträge seit 11.04.2018

Volksfront Islington gegen die Islingtoner Volksfront

Der Austritt der sieben Abgeordneten kam nicht überraschend, wohl aber der Zeitpunkt.

In den letzten zwei Jahren hat sich die Labour-Partei deutlich nach links bewegt, ist radikaler und tribalistischer geworden und ist dabei, den gesellschaftlichen Konsens der Mitte zu verlassen.
Dazu gehört ein fließender Übergang zwischen der Ablehnung der Politik Israels, Anti-Zionismus, Antisemitismus und der aktive Angriff gegen jüdische Personen. Letztere werden von der Parteiführung geduldet, solange es gegen Israel und Amerika geht sind auch persönliche Anfeindungen, Angriffe und Beleidigungen ok.
Der Tweet von Young Labour heute der der die Sieben als Verräter und Feiglinge bezeichnet (und die Parteihymne "Red Flag" zitiert) wurde immerhin vom Stellvertreter Corbyns gerügt.

Mitglieder und Sympathisanten die nicht dieser Politik folgen wollen, werden langsam aus der Partei gedrängt, auch wenn die Mitgliederzahl unter Corbyn deutlich angestiegen ist.
Nur diese Mitgliederzahl wird nicht in Wahlerfolg umgemünzt, zweimal hat es Corbyn nicht geschafft gegen die schwächste und unfähigste Regierung der neueren Geschichte zu gewinnen.

Hauptgrund dürfte weniger die Ablehnung der Politik Corbyns sein sondern eher wie sie vermittelt wird, abwartend, zögerlich, zum Teil voller Illusionen (gerade was Brexit angeht), wenig entscheidungsfreudig und wenn er aktiv wird nicht zielgerichtet und zum Teil kontraproduktiv. Allerdings wird jeder in Labourpartei der dieses kritisiert von Momentum und anderen Corbynanhängern angegriffen, bis zu versuchten Abwahl von Abgeordneten oder den schon erwähnten persönlichen Angriffen.
Dank dem britischen Mehrheitswahlrecht gibt es keine Parteien und Listenwahl, gewonnen hat die Person die die meisten Stimmen bekommt. Es ist also nicht ungefährlich wenn eine lokale Partei versucht ihren Abgeordneten loszuwerden, es gibt genügen Beispiele wo gute Abgeordnete zur Konkurrenz gewechselt sind und von der Mehrheit in ihrem Wahlkreis wiedergewählt wurden.
Allerdings ist es eine gute Tradition bei einem Parteiwechsel eine Nachwahl auszulösen, das wird auch in diesem Fall von den Sieben erwartet.

Ebenfalls erwartet wird, das noch weitere Abgeordnete folgen, nicht nur von Labour sondern auch von den Tories.
Theresa May kann sich innerhalb ihrer Partei und ihrer Fraktion nur noch mit Mühe durchsetzen, sollte es zu einem harten Brexit kommen dürfte ein großer Teil ihres Kabinetts zurücktreten und die Fraktion verlassen. Damit werden sich auch die Tories zerlegen, in eine "normal konservativen" Teil und die Extrem Brexiters um Rees-Mogg und Boris Johnson.

Brexit hat das Land gespalten, die Parteien streiten sich wer am weitesten Links und am besten Rechts ist, derweil geht das Land den Bach runter.

Am Wochende hat FlyBMI den Betrieb eingestellt (400 Angestellte, rund 600 Flüge zu britischen Regionalflughäfen aus ganz Europa), morgen wird Honda ankündigen das die Produktion in Swindon 2022 eingestellt wird (3500 Angestellte) und zurück nach Japan geht. 50 Unternehmen der britischen Chemie und Pharmaindustrie sind dabei den Firmensitz in die EU zu verlegen um die Zulassung für den Binnenmarkt nicht zu verlieren. Brexit war in allen Fällen nicht die Ursache, aber der Mitauslöser, Unternehmen wollen Planungssicherheit und wenn die Produktion in UK zu teuer und zu kompliziert wird, geht es halt nach Europa oder zurück nach Japan.

Aber dafür bekommen wir blaue Pässe (gedruckt in Frankreich) und einmal in der Woche kommt ein rosa Einhorn vorbei und bringt Kirschkuchen mit Rosinen.

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