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  • Sinerider

mehr als 1000 Beiträge seit 13.11.2020

Kompendium Internationaler Handel

1. In der Zahlungsbilanz [1] werden alle wirtschaftliche Transaktionen eines Währungsraums mit einem anderen Währungsraum festgehalten.

Nun sagen Einige, ja dies oder jenes wird ja nicht erfasst. Doch wird es in den zahlreichen Unterbilanzen und -Positionen. Einige Punkte werden durch Schätzwerte und Ausgleichspositionen ergänzt. Generell kann man sagen, dass die Zahlungsbilanz das präziseste gesamtwirtschaftliche Rechenwerk ist.

2. In der Eurozone werden immer noch Zahlungsbilanzen der beteiligten Staaten untereinander aufgestellt. Das ist aus makroökonomischer Sicht Unsinn. Das Gegengewicht der linken Seite der Zahlungsbilanz, die Leistungsbilanz, ist auf der rechten Seite die Kapitalbilanz, die Forderungen an das Ausland ausweist. Wenn nun aber z.B. ein deutscher Exporteuer von Italien die Bezahlung in Euro erhält, hat er kleine Forderung an das Ausland. Hier sollte der Unterschied erkannt werden, wenn die Eurozone in die USA exportiert und dann dafür Dollars erhält.

3. Es ist auch nicht sinnvoll unterschiedliche Währungsräume zusammen zu fassen und eine Zahlungsbilanz zu anderen Währungsräumen aufzustellen. So kann man nicht die EU, die Länder mit einer eigenen Währung umfasst, zusammenrechnen und dies mit anderen Währungsräumen vergleichen. Dazu wird meistens gesagt, dass die EU-Staaten wirtschaftlich zusammen hängen. Mit dieser Argumentation könnte man auch die USA mit Mexiko zusammen fassen. Auch ergibt sich aus einer solchen Darstellung keine Aussage über den Wechselkurs. Was sehr wichtig ist.

4. Im internationalen Handel gilt immer und überall:

Handelsüberschüsse: Wechselkurs falsch, weil Währung unterbewertet.
Handelsdefizit: Wechselkurs falsch, weil Währung überbewertet.

Ob ein Handelsüberschuss oder -Defizit vorliegt, ergibt sich aus dem Vergleich der zusammengefassten Handels- und Dienstleistungsbilanz (trade in goods and services). Diese beiden Bilanzen sind Unterbilanzen der Leistungsbilanz. Die Leistungsbilanz enthält noch die Primär- und Sekundäreinkommen aus dem Ausland. Diese werden bei der Frage ob Export > Import ist, nicht berücksichtigt.

5. Internationaler Handel muss fairer Handel sein, und das bedeutet ausgeglichener Handel. Dabei wird der Handel nie exakt ausgeglichen sein. Wenn aber eine Volkswirtschaft z.B. zehn Jahre lang ein Überschuss/Defizit von 2 % des BIP erzielt, sollte man sich fragen, wieso der Wechselkursmechanismus [2] nicht funktioniert.

6. Handelsüberschüsse erhöhen das BIP. Defizite senken es. Hat also eine Volkswirtschaft z.B. hohe Handelsüberschüsse, bedeutet das, die Handelspartner müssen sich verschulden und verlieren Industriearbeitsplätze.

Auch für die Volkswirtschaft mit hohem Handelsüberschüsse hat das Nachteile. Jeder weiß, dass Forderungen auch mal ausfallen können. So hat sich z:B. die USA im Rahmen der Finanzkrise 2008 von Auslandsforderungen in Höhe von rund 600 Milliarden Dollar entledigt.

7. In einem System der freien Wechselkurse und der voll konvertierbaren Währungen sollte der Wechselkursmechanismus eigentlich den Handel in verträglicher Weise ausgleichen. Warum das manchmal nicht klappt gibt es einige Gründe.

Z.B. nimmt China an diesem System erst gar nicht teil und manipuliert noch dazu die eigene Währung um einen unfairen Wettbewerbsvorteil zu erreichen.

8. Oft kommt die Aussage, eine Volkswirtschaft habe hohe Handelsüberschüsse, weil dort die Löhne so niedrig sind oder weil sie so qualitativ gute, international begehrte Güter herstellt. Das ist nicht wahr! Genau das sollte der Wechselkursmechanismus ausgleichen.

9. Deutschland kann nichts für die hohen Handelsüberschüsse seit Beitritt in den Euroraum. Pfercht man Staaten mit einer hohen industriellen Leistungskraft zusammen mit Problemländern in einen Gemeinschaftswährungsraum zusammen, dann entsteht ein Wechselkurs der für die Einen zu niedrig und für die Anderen zu hoch ist.

10. In einem Gemeinschaftswährungsraum sind Handelsüberschüsse einer der beteiligten Staaten gegenüber anderen Staaten des gleichen Währungsraums unproblematisch. Sie werden dann durch Transferzahlungen ausgeglichen, wie das auch innerhalb Deutschlands mit dem Länderfinanzausgleich vorgenommen wird. So ist auch Deutschland der größte Nettozahler in der EU. [3]

[1]
https://de.wikipedia.org/wiki/Zahlungsbilanz

[2]
https://de.wikipedia.org/wiki/Wechselkursmechanismus

[3]
https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-und-fakten/europa/70580/nettozahler-und-nettoempfaenger-in-der-eu/

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (13.12.2023 08:41).

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