Also als Feuilleton mag das ja irgendwie durchgehen und ist auch zeitweise ganz amüsant.
Aber mal ganz ehrlich, schon die Grundhypothese ist sowas von unsinnig. "Abwesenheit des Vaters ist ein Artefakt der Moderne".
Schaut man sich Statistiken an, verbringen Väter heute rund 23 Stunden mit ihren Kindern pro Woche - 1/3 gibt an, dass sie mehr wollten. Ich kenne mindestens 3 Hausmänner, wo die Frauen arbeiten und z.B. mein Vater hätte niemals Windeln gewechselt.
Das Gegenteil ist der Fall behaupte ich mal: Väter haben sich noch nie so eingebracht wie heute. Macht ja auch Sinn, warum hat man sonst Kinder. Alleine die Pille wird da einiges verändert haben...
Die Zeit der Frauen mit den Kindern hat eben in den letzten 60 Jahren deutlich abgenommen: https://www.pewsocialtrends.org/2014/04/08/after-decades-of-decline-a-rise-in-stay-at-home-mothers/ und wurde vermutlich durch den Vater kompensiert.
Und der Autor will hoffentlich nicht im ernst sagen, dass die Väter im 18. und 16. Jahrhundert sehr kinderliebe Gestalten waren.
Mir scheint, dass da einfach ein paar Phänomene zusammengeschustert wurden, die aber nichts miteinander zu tun haben.
Bin auch kein Freund von Autos, aber die Zahl der Verkehrstoten lag vor 30 Jahren ungefähr 3 Mal so hoch. Ähnlich ist es mit Gewalttaten etc.
Zugegeben wohne ich eher in keiner Großstadt, wenn meine Eltern zu Besuch sind, wundern sie sich immer wie fahrradfreundlich die Autofahrer sind und zumeist Vorrang geben. Die Beobachtungen des Autors haben vielleicht mehr damit zu tun, dass in die Ballungsräume mehr Menschen ziehen -> höhere Dichte -> mehr Stress und Aggression, als dass das was mit Männlichkeit zu tun hat.
Fazit: Irgendwie ja nett geschrieben zum Teil - und nicht alles falsch (z.B. mit der Reglementierung der Fahrradlampen), aber das große Bild hängt mindestens auf dem Kopf.