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  • Mathematiker

mehr als 1000 Beiträge seit 22.02.2014

Mit steigenden Reallöhnen erst recht nicht

Die IG Metall begründet ihre niedrige Lohnforderung damit, dass es vielen Unternehmen wirtschaftlich zu schlecht gehe, um höhere Lohnforderungen zu verkraften.

Tja, der deutsche Maschinenbau lebt hauptsächlich vom Export. Und in unserer globalisierten Welt zählt nunmal auch der Preis. Da man in Deutschland immer sehr großzügig mit Aufkäufen, Auslagerungen in Billiglohnländern und den Patenten umgegangen ist, können die Löhne nicht beliebig steigen, da sonst die Ware unverkäuflich wird. Aber solch banale Zusammenhänge sind noch nicht überall angekommen.

Zudem wirken breitflächige Lohnerhöhungen immer inflationstreibend.
Da gibt es auch ganz banale Zusammenhänge.

Die Gewerkschaften haben sich in den Augen des Verfassers dieser Zeilen selbst in diese missliche Lage gebracht, da sie eine Wirtschafts- und Geldpolitik der letzten Jahrzehnte mitgetragen haben, die dazu beigetragen hat, dass die Widerstandskraft der Unternehmen, mit der sie temporäre Erzeugerpreissteigerungen sowie auch langfristigen Kostenschübe ausgleichen könnten, inzwischen vollständig verlorengegangen ist.

Ja, das Problem der Gewerkschaften ist, dass sie in den letzten Jahrzehnten die Politik der Berliner Republik mitgetragen haben. Allerdings ist die Umverteilungspolitik das wirkliche Problem, denn es ist das Geld der Arbeitsleistung ihrer Mitglieder, das in der Berliner Republik die Umverteilung maßgeblich befeuert. Da braucht man sich nur die Lohnstrukturen der Mitbewerber anschauen. D.h. wird das gleiche Produkt mit den gleichen Prozessen auch noch in einem anderen Land gefertigt, sind die Produkte dort billiger herzustellen. Da hilft die gute Infrastruktur im Westen, die jetzt auch immer maroder wird, kaum. Und das Geld kommt ja kaum beim Werker an, sondern wird zu einem erheblichen Teil abgeschöpft, so dass die Industriearbeiter, relativ zur ihrer jeweiligen Gesamtbevölkerung immer mehr verarmen.

Und die Strategie der DGB-Gewerkschaften? Na, die haben sich, statt unbequeme Forderungen zu stellen und Arbeitskampf zu betreiben, lieber an die SPD (und teilweise sogar an die Linke) gehängt, um dort ihre Forderungen über die Politik durchzusetzen.
Dazu gehören jetzt auch diese lustigen Forderungen nach Staatsknete.
Wenn schon die Zugpferde nach Staatsknete rufen....

Nebenbei: Die SPD betreibt schon seit Schröder eine werkerfeindliche Politik.
Die Einführung des Mindestlohns und jetzt die massive Besserstellung der Pflege:
Wer macht denn dann noch einen echten Rackerjob, wenn man für den Brötchenwagen und eine Runde Bettenmachen fast das selbe Gehalt bekommt?
Aber unsere Spitzenpolitiker werden ja auch immer prekärer und können sich eben mit den Mindestlöhnern und Hartz'lern viel mehr identifizieren, als mit Leuten die eine richtige Ausbildung genossen haben.

Die Wirtschafts- und Geldpolitik in den entwickelten Volkswirtschaften ist darauf ausgerichtet zu viele schwache und kaum profitable Unternehmen auf Dauer am Leben zu erhalten. Diese Unternehmen sind letztlich auf niedrige Löhne angewiesen, um wirtschaftlich zu überleben. Das Hauptproblem ist jedoch, dass diese Wirtschaftspolitik die gesamte Wirtschaft gelähmt hat.

Denn indem man wirtschaftliche Restrukturierungen verhindert und die damit einhergehende Kapitalvernichtung scheut, beeinträchtigt man durch den Erhalt einer zu großen Kapitalbasis die Profitabilität auch der besser aufgestellten Unternehmen.

Auch ihnen gelingt es heute kaum noch, die notwendigen oft extrem hohen Investitionen zur Einführung neuer Technologien zu stemmen, um auf diesem Weg die Kosten zu senken und Wettbewerbsvorteile zu erlangen. Zudem ist das damit verbundene Ziel, schwächere Wettbewerber zu verdrängen, politisch nicht gewollt.

Nein. Die banale Realität: Es gibt überall ein Ende der Fahnenstange.
In vielen Technologien und Branchen, die heute in der Dritten Welt sind, war (West-)Deutschland einmal führend. Irgendwann ist eine Technologie einmal ausengineert und durchoptimiert. Da lassen sich kaum noch Verbesserungen erzielen.
Ein schönes Beispiel ist die Automobilindustrie. Egal, welche Karre man sich holt, dort machen Motor und Fahrwerk kaum noch einen Unterschied. Da werden BMW-Motoren in Franzosen eingebaut und umgekehrt, ohne das dies dem Laien noch auffallen würde.
Auch spielt es praktisch kaum noch eine Rolle, wo die Karre tatsächlich zusammengeschraubt wird. "Made in Germany" ist da oft nurnoch das Logo.

Ganz im Gegenteil steigern sie ihre Ertragskraft, indem sie durch das Eindampfen ihrer Investitionsbudgets die Kosten drücken. So kommt es, dass die Unternehmen in Deutschland seit den frühen 2000er Jahren steigende Finanzierungsüberschüsse erzielen, also netto kein Kapital mehr aufnehmen müssen, sondern den Kapitalmärkten freie Mittel zur Verfügung stellen.

Tja, wenn man in Berlin etwas in der Birne gehabt hätte, hätte man die Unternehmen der Automobilindustrie beim Thema Umweltfreundlichkeit massiv unter Druck gesetzt, aber die Merkel lief der Lobby lieber hinterher und setzte dann den Fake durch.
Tja, mit einer Halbierung des Spritverbrauchs, wäre auch die aktuelle Krise sehr viel einfacher zu bewältigen gewesen.

Man war in Berlin lieber mit Sozialismus und Umverteilung beschäftigt.
Das Wirtschaftsministerium war zu einer reinen PR-Bude verkommen.
Das Umweltministerium gab regelmäßig seine Minority-Reports heraus.

Daher sitzen wir heute richtig in der Scheiße.
Statt mit einer starken, wiederstandsfähigen Wirtschaft, einer modernen Infrastruktur, top-gebildeten Jugendlichen aus den fetten Jahren, gehen wir jetzt mit einem heruntergewirtschafteten Laden in die Krise.
Ich bin ja Mal gespannt, wann wir das AAA quit sind. Dann wird die Sache ganz bitter.
Da müssen dann die ganzen Unternehmungen und Finanzinstitute nicht mehr ihr Geld in unsere Schrottanleihen anlegen. Nein, das Zeug wird dann sogar kräftig auf den Markt geblasen. Dann ist einfach kein Geld mehr in der Umverteilungsmaschine, denn die läuft ja zu einem erheblichen Teil ja auf Pump.

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