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Avatar von Karl-Katja Krach
  • Karl-Katja Krach

528 Beiträge seit 09.07.2019

Der Text setzt ziemlich viel Vorwissen voraus...

...insofern wäre es gut gewesen, zumindest eine abrißartige Einführung in Spenglers und Heideggers Denken zu schreiben und auf die sich die Kritik dann bezieht. Die Probleme so kleckerweise aneinanderzureihen, macht das Thema nicht gerade verständlicher.

Es wäre zudem angemessen gewesen, auf den Unterschied zwischen Antikapitalismus und Antiliberalismus zu verweisen. Das hätte die Argumentation noch gestärkt.
Ein emanzipatorischer Antikapitalismus führt schließlich die Freiheit gegen den Zwang des Kapitalismus an. An dessen liberaler Spielart gibt es immerhin noch gewisse gesellschaftliche Freiheiten zu schätzen. Aus ökonomischer Sicht dagegen lehnt der Antikapitalismus einen liberalen Kapitalismus genauso ab wie einen völkisch-autoritären.

Liberale Hufeisenfreunde müssen, um die Fiktion einer Zusammenarbeit zwischen links und rechts zu erzeugen, Antikapitalismus und Antiliberalismus gleichsetzen. Nur dadurch kann der antiliberale völkische Kapitalismus (der Faschismus), als ein Antikapitalismus verklärt werden. Den Antiliberalismus als Antikapitalismus zu verklären, ist das ideologische Scharnier, das betätigt wird, wenn von der Realität enttäuschte Liberal-Konservative nach Trost in völkischen Ideen suchen. Dass Antiliberalismus gleich Antikapitalismus sei, ist eine ideologische Schnittmenge zwischen der liberalen "Mitte" und der völkischen Rechten, die einen Austausch zwischen den in ihrem Antikommunismus vereinten Denktraditionen ermöglicht.

Dadurch vertreten Liberale implizit rechte Ansichten, weil sie Rechte in dem Glauben bestärken, ihr Antiliberalismus sei ein Antikapitalismus. Aber auch politisch Unbedarfte werden dadurch zu einem rechten Denken verführt, wenn sie den Status Quo der Herrschaft infrage stellen. Wenn man schon Faschist genannt wird, sobald man in der liberalen Demokratie ein Herrschaftssystem sieht, dann könne Faschismus doch nicht so schlecht sein, so die naive Umkehr der liberalen Pseudologik.

Die gesellschaftliche Mode, eine Neoliberalismuskritik zu üben, sehe ich daher kritisch. Selbstverständlich ist der Neoliberalismus hochproblematisch. Aber nicht, weil er den Wert der individuellen Freiheit vertritt, sondern weil er diese im Kapitalismus sucht.

In dem Moment jedenfalls, in dem die Opposition gegen die Klassenverhältnisse durch die Opposition gegen die Freiheit ersetzt wird, tritt der Mythos an die Stelle des Logos und das Volk an die Stelle der Klasse. An dieser Stelle verläuft die Trennlinie zwischen linkem und rechtem Denken.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (13.02.2021 22:17).

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