Karl-Katja Krach schrieb am 13.02.2021 22:10:
...insofern wäre es gut gewesen, zumindest eine abrißartige Einführung in Spenglers und Heideggers Denken zu schreiben und auf die sich die Kritik dann bezieht. Die Probleme so kleckerweise aneinanderzureihen, macht das Thema nicht gerade verständlicher.
Da ist nichts zu verstehen. Die moderne Rechte bezieht sich nicht auf Spengler oder Heidegger.
Es wäre zudem angemessen gewesen, auf den Unterschied zwischen Antikapitalismus und Antiliberalismus zu verweisen. Das hätte die Argumentation noch gestärkt.
Ein emanzipatorischer Antikapitalismus führt schließlich die Freiheit gegen den Zwang des Kapitalismus an. An dessen liberaler Spielart gibt es immerhin noch gewisse gesellschaftliche Freiheiten zu schätzen. Aus ökonomischer Sicht dagegen lehnt der Antikapitalismus einen liberalen Kapitalismus genauso ab wie einen völkisch-autoritären.
Auch eine unnötige Einschätzung.
Liberale Hufeisenfreunde müssen, um die Fiktion einer Zusammenarbeit zwischen links und rechts zu erzeugen, Antikapitalismus und Antiliberalismus gleichsetzen.
Nein. Wir müssen nur die Methoden gleichsetzen. Die vorgeschobenen Motive sind unerheblich.
Nur dadurch kann der antiliberale völkische Kapitalismus (der Faschismus), als ein Antikapitalismus verklärt werden. Den Antiliberalismus als Antikapitalismus zu verklären, ist das ideologische Scharnier, das betätigt wird, wenn von der Realität enttäuschte Liberal-Konservative nach Trost in völkischen Ideen suchen. Dass Antiliberalismus gleich Antikapitalismus sei, ist eine ideologische Schnittmenge zwischen der liberalen "Mitte" und der völkischen Rechten, die einen Austausch zwischen den in ihrem Antikommunismus vereinten Denktraditionen ermöglicht.
Nein. Worin der Wahn im Gehirn nun tatsächlich besteht, ist unerheblich.
Dadurch vertreten Liberale implizit rechte Ansichten, weil sie Rechte in dem Glauben bestärken, ihr Antiliberalismus sei ein Antikapitalismus. Aber auch politisch Unbedarfte werden dadurch zu einem rechten Denken verführt, wenn sie den Status Quo der Herrschaft infrage stellen.
bla.
Wenn man schon Faschist genannt wird, sobald man in der liberalen Demokratie ein Herrschaftssystem sieht, dann könne Faschismus doch nicht so schlecht sein, so die naive Umkehr der liberalen Pseudologik.
so die naive Umkehr der vermeintlichen Logik der Linken. Für uns Rechte stellt sich diese Frage nicht. Allerdings ist das Fakt, dass man Faschist oder Nazi genannt wird nach dem x-ten Male wesentlich weniger erheblich. Man stumpft ab.
Die gesellschaftliche Mode, eine Neoliberalismuskritik zu üben, sehe ich daher kritisch. Selbstverständlich ist der Neoliberalismus hochproblematisch. Aber nicht, weil er den Wert der individuellen Freiheit vertritt, sondern weil er diese im Kapitalismus sucht.
Ich sehe sie nicht so kritisch. Im Kern wendet sie sich heute gegen wesentliche Teile "linker" Politik der letzten Jahre, die erstaunlicherweise als "neoliberal" dargestellt werden.
In dem Moment jedenfalls, in dem die Opposition gegen die Klassenverhältnisse durch die Opposition gegen die Freiheit ersetzt wird, tritt der Mythos an die Stelle des Logos und das Volk an die Stelle der Klasse. An dieser Stelle verläuft die Trennlinie zwischen linkem und rechtem Denken.
Papier ist geduldig und Inhalte der Reden ebenfalls. Wesentlich sind die Methoden.