Wunderlicher Fex schrieb am 27.09.2023 15:19:
Hätte man politisch den Willen gehabt, das Gute aus beiden Ländern zu nehmen und dieses zusammen geführt, dann wäre der beste Grundstein für die Wiedervereinigung gelegt worden.
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Denn die meisten Ossis wollten den Sozialismus reformieren, die wollten kein Teil des kapitalistischen Westens werden. Das wollen viele im Westen nur nicht wahrhaben.
Ja genauso war es tatsächlich, das habe ich damals selber so wahr genommen. Von Oktober bis Dezember 1989 war die Grundstimmung in der Bevölkerung und auf den Demonstrationen für einen reformierten Sozialismus.
Die Stimmung kippte dann ab Dezember, nachdem sich die CDU (West) in Stellung brachte und massiv im Osten intervenierte. Wie man heute mittlerweile weiß, auch mit den Schwarzgeld-Koffern der CDU-West, womit auch die ungeheure Materialschlacht der Allianz der Drei (CDU-Ost, DSU, DA) im Wahlkampf im Frühjahr 1990 bezahlt wurde. Wie so oft wenn es Unsicherheit und Verwirrung über den weiteren Weg besteht, setzt sich der lauteste und selbstbewußteste Schreihals durch. Den DDR-Bürgern sollte keine Zeit gegeben werden, über eigene selbstbestimmte Zukunft nachzudenken.
Kohl ging es immer nur um brutale Machtpolitik und die Macht der Konzerne, die ihm die Schwarzgeldkoffer füllten, weil die wußten, dass sie sich alles im Osten aneignen und die Ostkonkurrenz plattmachen können, wenn Kohl den Weg für sie freimacht. So kam es auch, die Treuhand führte außerhalb von Kriegen eine noch nie gesehene Enteignung durch.
Gleichzeitig ruinierte die Einführung der D-Mark den Binnen- und Außenmarkt der DDR-Betriebe. Folge: massenhafte Arbeitslosigkeit, Zusammenbruch der industriellen Substanz und dadurch wirtschaftlich strukturelle Problem bis heute.
Ohne die verfehlte Wirtschaftspolitik von Kohl und seiner CDU hätten 40% der DDR-Industrie gerettet werden können, so blieben 5% stehen. Alles was dann in den nächsten zwei Jahrzehnten neu entstand, war in der Regel wertabschöpfende KMU (Vertrieb für Westprodukte) und keine wertschöpfende Produktion.
Zum Vergleich: die Wirtschaft der CSSR war mit der DDR-Wirtschaft sehr vergleichbar, die wirtschaftliche Entwicklung von Tschechien in den 90er Jahren war auch in Hinblick der Arbeitslosigkeit wesentlich besser.
Die Ossis hätten es besser wissen können, mahnende Stimmen gab es genug, nur die wurden ab Mitte Dezember 1989 nicht nur niedergebrüllt, sondern auch mit Gewalt bekämpft. Auch ein bisher ungeschriebenes Kapitel der ach so "gewaltfreien Revolution".
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (27.09.2023 22:02).