Die falsche Charakterisierung des Fundes im Titel des Artikels könnte man noch als journalistische Oberflächlichkeit durchgehen lassen, ohne zu unterstellen, dass sie zugleich Aufmerksamkeit erregen und als "Klick-Magnet" dienen soll.
Aber wenn daraus dann auch noch mit Sicherheit falsche Schlussfolgerungen gezogen werden, wird es doch "etwas zu bunt".
Zum einen wissen wir natürlich nicht, ob sich nicht noch ältere Malereien erhalten haben. Aber allein der Umstand, dass sie solchen in Europa stark ähneln, lässt eher darauf schließen, dass beide (und noch viele mehr) einen gemeinsamen, älteren Ursprung haben.
Wobei man aber auch gar nicht ausschliessen kann, dass es nicht auch damals weit engere Kontakte der verstreuten menschlichen Gruppen über weite Entfernungen gegeben haben oder dass sich so eine "Erfindung" vielleicht sogar "wie ein Lauffeuer" verbreitet haben könnte. Es ist nicht einmal auszuschließen, dass es nicth auch schon vor 40.000 Jahren bereits Einzelne gab, die wie ein Marco Polo (die Fraglichkeit seines Berichtes mal vernachlässigt), gegeben haben könnte, die aus purer Neugier extrem weite Wanderungen unternommen haben. Neugierig sind die Menschen nicht erst seit 2000 Jahren … und Wanderungsbewegungen von Gruppen mögen von der Suche nach Ressourcen motiviert worden sein, das schließt aber weite Wanderungen von Einzelnen, die sich friedlich von Gruppe zu Gruppe bewegen noch lange nicht aus.
Nur noch zur "Quellenlage": Es wird zurecht betont, dass es stark vom Klima (ebenso wie von geologischen) Veränderungen abhängt, ob sich an einem bewohnten Ort überhaupt erkenn- oder nachweisbare Spuren menschlicher Besiedlung oder Aktivitäten erhalten haben. (Man denke auch an das – vermutliche – Heiligtum in der Türkei, das vor ca. 10-12.000 (?) Jahre errichtet wurde, aber nie besiedelt war.)
Vor allem erscheint es mir viel wahrscheinlicher anzunehmen, dass Wanderungsbewegungen entlang von Küsten stattfanden, von einer Süsswasserquelle zur nächsten aber immer in der Nähe des Fischreichtums und der Nahrungsquellen im Küstensaum. Nur lag dieser eben über Jahrtausende tiefer als heute. Man stelle sich nur einmal vor, unsere heutige Zivilisation würde ca. 130 m von Meerwasser überspült. Welches Bild hätten spätere Archäologen von uns, wenn sie diese dann unter Wasser liegenden Küstengebiete nicht oder nur sehr sporadisch und vielleicht nur bis zu einer einfach zu bewältigenden Tauchtiefe von 40 m (also 90 m über heutigem Normalnull) untersuchen könnten?
Soweit ich weiss, war z.B. das Schwarzmeerbecken jahrhunderte- wenn nicht jahrtausendelang deutlich weniger mit Wasser gefüllt und vermutlich dicht besiedelt – auf einer heutigen Tiefe von 100-150 m. Diese Schichten sind seit der wohl plötzlichen Überflutung durch einen "überlaufenden" Bosporus von dickem Schlick begraben. "Ausgrabungen" dort dürften unser Bild von der Besiedlung und kulturellen Entwicklung zwischen "fruchtbarem Halbmond" und Europa erheblich verändern …
Also: Zum einen sollte man mit Superlativen – wie immer im Leben – etwas vorsichtiger sein, gerade in den Bereichen, in denen die Datenlage so extrem "dünn" ist, wie in der frühen Menschheitsgeschichte. Und zum anderen sollte man sich bemühen, verschiedene Szenarien zu entwickeln, die die bisher bekannten Fakten alle berücksichtigen, aber in unterschiedliche Zusammenhänge bringen. Das nennt man dann wohl erst wissenschaftliche Theoriebildung, und das ist mehr als "bloße" Spekulation, denn nur so können wir begründet und gezielt nach weiteren Zeugnissen suchen.
Aber für sowas haben wir ja kein Geld, …