Lieber 12haf,
Also wir reden hier über Praxen von Allgemeinärzten. Sie wollen mir ernsthaft erzählen, dass die Mehrzahl dieser Ärzte gesetzlich versichert ist und den mtl Höchstbetrag von rund 1000€ zahlt, wenn PKV Sondertarife für Ärzte anbieten und diese um 500€ liegen und dazu noch 2-4 Monatsbeiträge Beitragsrückerstattung möglich sind!?!
Es gibt nicht viele junge Kollegen in Allgemeinarztpraxen, weil das bis 2015, 2016 unattraktiv gewesen ist, man in Kliniken ähnlich verdienen konnte und ansonsten ambulante Spezialärzte deutlich mehr verdient haben. Das ist durch die Steigerungen etwas anders geworden, aber viele junge Kolleginnen (eigentlich fast nur Frauen, deshalb mit kleinem "i") trauen sich nicht mehr in die Selbstständigkeit, zuviel Bürokratie, eine Digitalisierung, die für die Praxen eine echte Produktivitätsbremse darstellt und die Selbstständigkeit an sich schrecken ab. Angestellt bleiben Sie oft unter der Beitragsbemessungsgrenze, zumal wenn sie Teilzeit arbeiten. Dazu kommt der Wunsch nach Familie, auch bei den Selbstständigen. Also: ja, die jüngeren Kolleginnen sind viel seltener privat versichert.
Bei Familien ist der günstigste Deal, dass der Lebenspartner angestellt arbeitet und die möglichen Kinder in die gesetzliche Familienversicherung übernimmt. Notfalls wird der eigene Partner angestellt.
Nein, das geht nur, wenn der Partner mehr verdient, als der oder die Privatversicherte, also: nein. Übrigens zu Recht. Man kann die Kinder dann seperat gesetzlich, oder privat mitversichern.
Ja sorry, habe gerade gesehen dass Ärzte "verkammert" sind und dadurch ihre "Privatvorsorge" darüber gestalten.
Dafür ist die spätere Rente höher als bei gesetzlich Versicherten und die Beiträge zur Altersvorsorge reduzieren wie bei üblich bis 25t€ (2023 26t€) voll den zu versteuernden Reingewinn.
Das hängt von der Kammer ab. In Hessen oder in Bayern stimmt das. Im Saarland liegt die Rente unter der gesetzlichen Rente.
Aber die überdurchschnittliche Steigerung des Reingewinns für Allgemeinpraxen (verglichen mit der Erhöhung der Löhne im gleichen Zeitraum) von 2011 bis 2019 geht in erster Linie auf gute Lobbyarbeit zurück.
Nein. Es geht auf die politische Beobachtung, dass es zu wenig Interesse an der Allgemeinmedizin gibt, sie aber die kosteneffektivste Versorgung bewirkt.
Warum?
Krankenhäuser sind teuer und ineffektiv. Ambulant wird in der Regel dieselbe medizinische Versorgung schneller und billiger gesichert, und wir reden hier vom Faktor 8 bis 26 (Kosten) und 2 bis 3 (Zeit).
Spezialärzte haben in der Regel einen Idiotenblick auf die Patient*Innen - für einen Hammer ist alles ein Nagel - zumal die Investitionen viel mehr darauf drücken, Patienten schnell durchzuschleusen. Und das sage ich als Spezialarzt, nicht das sie das falsch verstehen. Deshalb haben wir soviele Herzkatheter in Deutschland, deshalb operieren wir häufiger, als alle Nachbarn, Hüfte, Knie, Wirbelsäulen.
Selbst mit überdurchschnittlich gutem Gehalt kosten Allgemeinärztinnen das Gesundheitssystem weniger als Krankenhäuser und Spezialärzte (erste inzwischen oft weiblich, letztere oft männlich).
Das ist der Grund für die Gehaltssteigerungen - gelöst über einen eigenen Topf, getrennt von den "Fachärzt*Innen".
Da Praxisärzte schon 2011 nicht am Hungertuch genagt haben, gehören sie zu den Privilegierten die überdurchschnittliche Einkommenszuwächse erzielen konnten.
Stimmt.
Der Streik für noch mehr Geld wirkt daher für viele, euphemistisch gesagt, befremdlich.
Aktuell sprechen wir aber über Gehaltsverluste. Und der Frust hat sich vor allem durch die schlampige und unausgegorene Bürokratisierung und "Digitalisierung" aufgestaut.
M.D.