Seit 2004 boomt die Wirtschaft Äthiopiens. Zwischen 2004 und 2015 stieg das BIP mit zweistelliger Rate an, danach lag das Wachstum "nur" zwischen 9,4 und 6,1 %. Äthiopien zieht so viele ausländische Direktinvestitionen an wie kein anderer Staat Afrikas. Und der wichtigste Handels- und Wirtschaftspartner Äthiopiens ist dabei China. China hat massiv in die äthiopische Textilindustrie investiert, kennt aber auch den Wert symbolträchtiger Infrastruktur-Projekte in Afrika und hat so der Hauptstadt Äthiopiens nicht nur zu einer Strassenbahn, sondern auch zu einer Expresszug-Verbindung ans Meer nach Djibouti verholfen.
Äthiopien hat Ausstrahlungskraft für andere afrikanische Länder entwickelt. Was für den Westen daran so gefährlich ist, formulierte der Deutschlandfunk 2019 so: "Für Peking ist Äthiopien das Erfolgsmodell in Afrika. Äthiopien wiederum orientiert sich am chinesischen Entwicklungsweg". Und für den seit 2018 regierenden und zunächst vom Westen wegen seiner Versöhnungs- und Menschenrechtspolitik mit Lobeshymnen umgarnten Regierungschef Abiy gilt das offenbar in besonderem Masse.
Die aktuelle Menschenrechts- und Bürgerkriegssituation ist schwer zu durchschauen. Ein wenig beschleicht einen dennoch der Verdacht, dass Äthiopien aus der Sicht transatlantischer Geostrategen evtl. zu erfolgreich geworden ist. Die Förderung tribalistischer Strömungen ist eine schon von den Kolonialmächten eingeübte Herrschaftsstrategie, um Regierungen ins Straucheln zu bringen. Nördlich von Äthiopien gibt es auch aktuellere Beispiele. (Den Deutschlandfunk-Artikel findet man bei google unter: "Chinas Rolle in Äthiopien".