Ob sich durch das Friedensabkommen der Wehrdienst in Eritrea verkürzen wird, ist fraglich. Seine Dauer gilt in Europa als wichtigster Asylgrund, was auch der Regierung bekannt ist. Sie verlangt in ihren Vertretungen eine Steuer von den nach Europa ausgereisten Migranten, die sie über ihre diplomatischen Vertretungen einzieht und auf die sie wahrscheinlich ebenso wenig verzichten möchte wie deren Verwandte auf andere Geldtransfers.
Das ist schon die Rückzugsposition. Bis vor zwei Tagen behauptete die westliche Journaille unisono, Afewerki werde sich der Aussöhnung wahrscheinlich verweigern, weil seine Macht eben auf diesem Konflikt beruhe. Jetzt, da er das Gegenteil macht, kommt eben der nächste Vorwurf. Die eritreische Regierung gilt im Westen sozusagen als haram, nicht koscher. Sie wurde soweit möglich isoliert und flüchtenden Eritreern in den meisten Fällen Asylanträge genehmigt. Eritrea sei das afrikanische Nordkorea. Afewerki sei eine Art totalitärer Linker, seit 25 Jahren an der Macht, keine Wahl habe stattgefunden. Er unterdrücke sein Volk etc. etc. Paradoxerweise ist es die Schweizer SVP, die an diesem Bild rüttelt - weil viele Eritreer ihren Asylantrag in der Schweiz bewilligt bekommen haben, nicht etwa, weil es sie einen Deut kümmert, ob die Zustände wirklich schlimm sind, oder nicht.
Ich persönlich bin überzeugt, dass die Zustände in Eritrea keineswegs schlimmer sind, als in Dutzenden anderen afrikanischen Staaten, wohl besser als in manchen von diesen. Auch was den ewigen Militärdienst betrifft, sind diverse Versionen im Umlauf. Offenbar geht es dabei in erster Linie darum, möglichst günstige Arbeit für öffentliche Aufgaben zu organisieren, da der Staat buchstäblich arm dran ist. Jetzt, da die Isolierung aufgebrochen ist, könnte sich das langsam ein wenig ändern. Es wäre schön, würde Afewerki Mühlbauer Lügen strafen, und den obligatorischen Staatsdienst von seinem spartanischen Wesen befreien und eine verbindliche, vernünftige Dauer festlegen. Und ich bin durchaus zuversichtlich, dass er das spätestens mittelfristig auch tun wird.