Was ist denn das für ein wieder für ein verzweifeltes Keulenschwingen?
Das Problem ist doch, das diejenigen, die es sich leisten können und wollen, Kosmopolit zu sein, von den internationalisierten Wirtschaftsbeziehungen profitieren.
Diese wirtschaftliche Globalisierung schwächt Staaten, insbesondere durch Steuerdumping, welches in allen Staaten zum Wohle einer kleinen Minderheit sukkzessve Allgemeingüter zerstört (privatisiert, zugunsten derjenigen, die schon vom Steuerdumping profitieren) und die Sozialsysteme erodieren lässt.
Das sich das in erster Linie gegen diejenigen richtet, die es sich nicht leisten können oder wollen, Kosmopolit zu sein, ist offensichtlich, denn sie sind an den Staat gebunden, dessen Common Goods und Sozialsysteme sich hier schleichend verflüchtigen.
Internationale Pendants zu dem, was dem Staat verloren geht, gibt es nicht. Die kosmopolitischen Linken haben ein paar fixe Ideen (die weit entfernt von der Realisierung sind), die eher rechten Kosmopoliten interessiert es erst gar nicht, Ideen zu entwickeln, die der wie auch immer internationalen (EU Kontext, weltweit?) Mehrheit irgendwie zu Gute kommt. Die wollen einfach nur ungestört ihr Eigentum geniessen und mehren, und der Staat soll ihnen, mit welchen zur Not beliebig autoritären Maßnahmen den über Dekaden zunehmend enteigneten Pöbel vom Leib halten. Die (von ihrer fragwürdigen Selbstwahrnehmung her) linken Kosmopoliten sind gerade in den letzten Jahren so erschreckt von der Wut des Pöbels, das sie lieber mit den rechten Kosmopoliten und ihrer autoritären Strategie gemeinsame Sache machen. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, am Ende sind ihnen ihre Privilegien doch wichtiger als das Wohl der Mehrheit und der Abbau der ökonomischen Ungleichheit. Schon weil die Alternative bedeutet, viel Arbeit, anstrengende Debatten mit teilweise anstrengenden Menschen und wenig Aussicht auf Erfolg. Die wären aber nötig! Man müsste sich mal hinsetzen und klären, warum der Nationalstaat in der Vergangenheit zwar in der Lage war, für die jeweiligen Bevölkerungen Sozialsysteme zur Verfügung zu stellen und warum das heute vermutlich nicht mehr klappt (Stichwort hoher Automatisierungsgrad, hohe internationale Arbeitsteilung, internationales Kapital braucht auch internationale Regeln? Was bedeutet International? Wie sehen Kontexte aus, in denen gemeinsame verbindliche Regeln etabliert werden können? Wie grenzt man diese ab?).
Das Schwingen dieser dummen Antisemitismus-Keule passt für mich in dieses Muster Verteidigung von Privilegien. Schon weil ich viele kenne, die zu der kosmopolitischen Gruppe dazu gehören und nicht einer davon der jüdischen Religionsgemeinschaft angehört. Man ist zu faul, mit denen zu reden, mit denen man nicht reden will, also erfindet man was, um behaupten zu können, das man mit denen nicht reden kann. Im Ergebnis ändert sich nix. Na Dankeschön :-)
(wer eine einfach umzusetzende Idee für eine gerechte, progressive Steuerpolitik oder Sozialpolitik im EU Kontext bei den aktuellen Machtkonstellationen hat, bitte antworten. ich nehme mit Freuden alles zurück, wenn man mich überzeugt :-) )