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  • DJ Holzbank

mehr als 1000 Beiträge seit 03.09.2011

Re:

Luc Mareau schrieb am 24.05.2024 17:11:

DJ Holzbank schrieb am 24.05.2024 16:31:

Was kommt eigentlich als nächstes? Dass nicht alle Offiziere des Reichssicherheitshauptamtes Verbrecher waren oder der übliche "Kollektivschuld"-Vorwurf?

Nein, warum sollte das als nächstes kommen? Dass die Organisatoren einer verbrecherischen Organisation selbst Verbrecher sind ist doch selbstverständlich. Ebendso die Leute, die aktiv und freiwillig mitmachten und hinter den Zielen der SS standen.

Daneben gibt es aber eben auch eine Anzahl von Leuten, die zwar Mitglied waren, aber nicht im Sinne der SS gehandelt haben oder vielleicht sogar mehr oder weniger dazu gezwungen wurden.

Die handvoll Unterzwanzigjähriger, die in den letzten Monaten des Krieges tatsächlich als letztes Aufgebot auch in die Waffen-SS eingezogen wurden, soll jetzt als Feigenblatt dienen und die dringende Notwendigkeit "der Differenzierung" belegen.

Darauf war die italienische Journalistin offenbar schon gefasst und deshalb fragte sie Krah, der zuvor zum "Stolz auf die deutschen Vorfahren" aufgerufen hatte, ausdrücklich, ob dies auch "SS-Offiziere" einschließe. SS-OFFIZIERE, also vom SS-Untersturmführer bis zum Reichsführer-SS!

Und genau DARAUF antwortete Krah, „Es hängt davon ab, was sie getan haben.“ Die Schuld müsse „individuell beurteilt“ werden usw.

Im übrigen würde ich zu gern wissen, was Sie unter SS-Angehörigen zu verstehen belieben, die "nicht im Sinne der SS gehandelt haben". Wie weit sollen die verbalen Verrenkungen eigentlich noch gehen?
Die Divisionen Waffen-SS wurden doch, wie im Falle des im Artikel erwähnten Oradour die 2. SS-Panzerdivision "Das Reich", gerade deshalb auch hinter der Front für die "Strafaktion" und "Partisanenbekämpfung" genannten Massaker eingesetzt, weil sie eben mit äußerster Brutalität auch solche Aufgaben ausführten.

Sie und auch Herr Krah bezeichnen sicher die Angehörigen terroristischer Organisationen als Terroristen.

Das kommt darauf an. Mal als hypothetisches Beispiel genommen, jemand hätte bei Treffen der RAF teilgenommen und sich zur RAF zugehörig gefühlt, aber überhaupt nichts zu den Tätigkeiten der RAF beigetragen, sondern sich immer nur passiv verhalten. Ja, denjenigen würde ich nicht als Terroristen bezeichnen, aber als Angehörigen einer terroristischen Organisation.

Glauben Sie ernsthaft, Sie könnten mir weismachen, dass die RAF eine Art von Debattierklub gewesen sei, wo man sich als "Interessierter" auch mal "passiv" mit hinzusetzen konnte?
Und das alles, um SS-Angehörigen einen verbalen Persilschein auszustellen.

Und so sieht es auch aus bei einer riesigen Organisation wie der SS.

Genau. Zur SS haben auch jede Menge Leute sich einfach nur "zugehörig gefühlt", "mal an Treffen teilgenommen", "nichts beigetragen" und nun nennt man sie plötzlich SS-Verbrecher. Die Welt ist so ungerecht.

Woher rührt nun wohl die Zögerlichkeit, die Angehörigen der verbrecherischen Organisationen der SS gleichermaßen als Verbrecher zu bezeichnen? (rhetorische Frage)

Weil den Einzelpersonen schon eine persönliche Schuld zur Last gelegt werden muss, um sie als Verbrecher bezeichnen zu können.

Wer hat denn in Westdeutschland irgendwem eine "persönliche Schuld zur Last gelegt"?
Vor westdeutschen Gerichten wurden selbst die Schlächter von Belzec ("Beihilfe zu Mord in 360.000 Fällen") freigesprochen, mit der Begründung "Putativnotstand". Das heißt, dass nur Hitler Schuld hatte und alle übrigen nur seinen Befehlen gehorchten. Ansonsten hätte er sie persönlich mit seiner allmächtigen Laserpistole umgebracht.
https://de.wikipedia.org/wiki/Belzec-Prozess

Es ist wirklich krass. Während mein Großvater, der erst im Februar/März 1945 eingezogen wurde, sich mitschuldig fühlte, weil er den gesamten Krieg über als dienstverpflichteter Dreher in Magdeburg bei Junckers Flugzeugmotoren produzierte und damit seinen Beitrag zum verbrecherischen Krieg des Regimes leistete, muss ich mir nun anhören, dass die SS-Leute, die eine Blutspur bis an die Wolga gezogen haben, bis zum Beweis des Gegenteils eigentlich feine Kerle waren.

Würdest du eigentlich Günter Grass als SS-Verbrecher bezeichnen?

Er hat sich selbst als solcher betrachtet und deshalb, nachdem er "enttarnt" wurde, öffentlich darum gebeten, sein Schaffen als eine Art Wiedergutmachung zu betrachten.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (24.05.2024 21:19).

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