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  • Guckstu

mehr als 1000 Beiträge seit 18.03.2024

Re: Die Tragödie hat mehrere Akte

Niccus schrieb am 16.06.2024 12:36:

Der letzte heißt: Wiederherstellung des Feudalismus. Deutschland als tatsächliche oder jedenfalls faktische oder Kaiserreich und als Imperialmacht mit Gebietsansprüchen.

Das ist wirklich schwierig vorauszusagen, aber ich denke, Geschichte wiederholt sich nicht, sie reimt sich nur.

Konkret:

Kaiserreich vielleicht. Aber der Kaiser wäre wohl eine Repräsentationsfigur, die Partei wird selber Politik machen wollen.

Feudalismus garantiert nicht. Der setzt voraus, dass die Wertschöpfung aus dem Boden kommt, das ist seit der Industrialisierung der Maschinenbesitz und seit der technologischen Revolution das Patent und sonstige Immaterial"güter"rechte.
Außerdem war der Feudalismus die Antwort darauf, dass der König nicht überall im Reich sein konnte und die administrative Verantwortung delegieren musste. Das ist heute mit elektronischer Kommunikation gar nicht mehr nötig.
Es würde wohl eher auf eine modernisierte Form von Leibeigenschaft hinauslaufen, aber nicht die feudaltypische persönliche Treuebeziehung, sondern ausbeuterische Arbeitsverträge. Wobei die auch nur begrenzt möglich sind: Leute, die kreativ tätig sein sollen, funktionieren einfach nicht gut, wenn sie unter permanenter Aufsicht und für einen Hungerlohn schuften. Es würde also durchaus Freiheiten geben.

Der aktuelle AfD-Kuschel-Friedenskurs mit Russland ist m. E. sowieso nur wahltaktischer Natur.

Nicht mal das. Der ist russische Taktik: Ich vermute ganz stark, dass Russland einfach ein paar Einflussreiche gekauft hat und die tun, was die Russen von ihnen wollen.

Und der mittlere Akt wäre dann das, was du beschrieben hast. Irgendwie gruselig, findest du nicht?

Gruselig nur dann, wenn die Leute, die die Regeln machen, ausgesprochen dumm sind.
Freilich ist das kein Trost, ich habe die allermeisten Äußerungen aus der heutigen AfD als maßlos dumm empfunden.
Es könnte aber irgendwann auch das chinesische Modell werden, wo die Politik dann innerhalb der Parteigliederungen ausgemauschelt werden anstatt im öffentlichen Interessendiskurs.
Wobei ich mich da grad als Staatsangehöriger einer repräsentativen Demokrat nicht allzuweit aus dem Fenster lehnen möchte: Die deutschen Parteien mauscheln nicht weniger als die KPCh, das Einzige, was es einigermaßen im Zaum hält, ist, dass die Parteien regelmäßig abgewählt werden. Aber die Schweizer machen es mit ihren Abstimmungen besser. Viel besser.

Ach ja, dann noch der Vierte Akt: Tilgung Deutschlands von der Landkarte nach dem 3. Weltkrieg, wieder ausgelöst durch Deutschland. Weil: Nach jedem Weltkrieg wurde Deutschland kleiner …

Meine Phantasie geht mit mir durch …

Ich bezweifle, dass ein Neues Kaiserreich einen Weltkrieg auslösen würde.
Die Weltkriege wurden ja immer dadurch ausgelöst, dass man eine massive wirtschaftliche Benachteiligung beenden wollte: der erste durch das Zukurzkommen im Kolonialismus, der zweite aufgrund der repressiven Bedingungen von Versailles.
Deutschland ist ja in einem relativ komfortablen Reichtum, es hätte also viel zu verlieren, wenn es nochmal einen Krieg anfängt.
Das würde höchstens anders, wenn die AfD die deutsche Wirtschaft komplett an die Wand fährt. Das ist absolut nicht ausgeschlossen, aber auch keine zwingende Konsequenz.

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