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  • Sentinel

mehr als 1000 Beiträge seit 08.05.2023

Faktoren außerhalb der AfD

Über die AfD will ich gar nicht erst reden. Diese Partei halte ich persönlich für kategorisch unwählbar, allein schon wegen unserer Geschichte und dem Schwur "niemals wieder".

Dennoch muss man sich die Frage stellen, was die Menschen dazu antreibt, diese Partei zu wählen - und ich möchte hier ganz explizit zwischen der Partei und dem Großteil ihrer Wähler ("Protestwähler") unterscheiden.

Bitte beachten: Ich bewerte das nachfolgende nicht, sondern beschreibe nur, was ich sehe und was mir auffällt:

Ein Faktor, der auffällt, ist die linksliberal-progressive Deutungshoheit im ÖR sowie in den relevanten Pressemedien (Spiegel, Zeit, Frankfurter Rundschau etc), seit kurzem in bestimmten Themen sogar in der bislang konservativen Hochburg des Axel-Springer Verlags (Bild), wo nun neuerdings Feminismus, political correctness und unorthodoxe Lebensentwürfe eine dort nie dagewesene Präsenz feiern dürfen - vermutlich ein Effekt der Fusion mit Politico aus den USA, wo genau solche Elemente zwingend gefordert werden.

Diese Diskurshoheit führt - nicht immer, aber latent immer mehr - zu einer Tonlage im gesellschaftlichen Diskurs, die sich durch Herablassung und Abwertung auszeichnet.
So bezeichnete kürzlich ein Leitartikel des Spiegel traditionelle Familenmodelle aus "Papa, Mama, Kind" als "bizarr" und "blödsinnig".

Es ist diese herablassende und abwertende Haltung, die ein Miteinander Reden unmöglich macht und stattdessen für eine zentrifugal wirkende Polarisierung sorgt, in der sich Gruppen immer weiter voneinander entfernen und sich zunehmend feindschaftlich gegenüber stehen.

Und da wären wir wieder bei der Frage, warum so viele Menschen wohl aus Protest wählen: Es gibt in der Wahrnehmung dieser Menschen wohl kaum eine mächtigere Form des Protests und der Ablehnung, als eine Partei zu wählen, vor der alle anderen erzittern. Man stelle sich nur eine halbe Sekunde den Bernd als Bundeskanzler vor - eine Dystopie, die kaum zu überbieten wäre.

Wenn wir also nicht wollen, dass die Menschen scharenweise glauben, nur durch das Wählen der AfD ihre Unzufriedenheit artikulieren zu können, dann muss es einen Reset der gesellschaftlichen Debatte geben - insbesondere müssen die ÖR endlich ihrem Auftrag nachkommen und politisch ausgewogen berichten, ohne Herablassung, ohne Bias, ohne Herabwürdigung großer gesellschaftlicher Gruppen in diesem Land.

Das heißt nicht, dass das die alleinige Ursache wäre. Es gibt sicher ein ganzes komplexes Geflecht an Faktoren, wirtschaftlich, finanziell, politisch, Gründe, die in der Sozialisation liegen mögen etc.
Aber die Art der gesellschaftlichen Debatte ist mit Sicherheit einer dieser Faktoren und meiner Ansicht nach ein gewichtiger.

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