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  • Vilontyn

486 Beiträge seit 09.12.2002

Wenn TP so weiter macht waehle ich naechstes Mal auch AfD

33 Jahre nach dem abrupten Zuwachs von 17 Millionen Bürger:innen, die bis zum Frühjahr 1990 eben nicht in einer bürgerlichen Demokratie gelebt haben, stellt sich die Frage nach dem Zusammenhang. Die zunehmende AfD-Begeisterung ist damit keinesfalls erschöpfend zu erklären – aber dies ist ein Faktum, das zählt.

Es faellt hier schon schwer hoeflich zu bleiben. Man sollte sich doch ab und zu mal die Wirklichkeit anschauen:
1) Helmut Kohl hat den Ossis zur Wende "bluehende Landschaften" versprochen. Das war eine Luege (willkommen in der Demokratie).
2) Das Selbstwertgefuehl der Ossis ist in den 90ern systematisch untergraben worden. Man musste ihnen den Sozialismus austreiben. Dies sei den Faschismustheoretikern mal ans Herz gelegt.
3) Das West-Ost Verhaeltnis hatte insbesondere in den 90ern eine Aehnlichkeit zum Rassismus.
4) Der Osten ist systematisch gepluendert worden, waehrend es im Westen einen vereinungungsbedingten Boom gab.
5) Noch heute sind die Einkommen im Osten im Durchschnitt niedriger als im Westen und die Armutsgefaehrdung hoeher.
6) "Der Anteil der Ostdeutschen in den bundesdeutschen oder auch nur ostdeutschen Eliten ist vermutlich geringer als der Anteil der Linkshänder oder der Laktose-Intoleranten. Kein Ostdeutscher wundert sich darüber, wenn in Leitungsebenen, auf Podien, bei wissenschaftlichen Tagungen, nur Westdeutsche vor ihm sitzen, die ihm die Welt erklären." Tag der Deutschen Einheit: Sind wir wirklich schon ein Volk?

Was 1989/90 passiert ist war mehr eine feindliche Uebernahme als eine Vereinigung.

Der 1976 aus der DDR ausgebürgerte Liedermacher Wolf Biermann hat den Ostdeutschen in der Debatte über ihr Demokratieverständnis sogar chronische Seelenschäden bescheinigt. "Die Ostdeutschen sind nach zwei Diktaturen hintereinander doppelt geprägt. Kaputte Häuser und Straßen kann man in 30 Jahren wieder aufbauen, kaputte Menschen dauern etwas länger". Er spricht von "aggressivem Selbstmitleid".

Ja Biermann, und die Leute im rust belt in den USA oder in der red wall in Grossbritannien sind auch von zwei Diktaturen gepraegt?

Dabei sollte man vorsichtig mit der Einschätzung sein, AfD-Anhänger würden den Klimawandel generell leugnen. Sie gehen nur anders damit um, indem sie die Rationalisierung der Gefahr abwehren. Oder sie können/wollen die auf lange Sicht perspektivierte Bedrohung nicht nachvollziehen. Dazu muss man abstrakter denken.

Es ist schon ein Witz, dass jemand der die Wirklichkeit der deutschen Einheit nicht wahrnehmen kann/will andere Leute belehrt. Vielleicht kann er ja nicht abstrakt denken. Und Rezo hat uns vor drei Jahren erklaert warum das obige Zitat auf CDU- und SPD-Anhaenger genauso zutrifft.

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