Wie kommst du denn zu dem Schluss?
Denkanstoß: in Sachsen wählen 37% der Wahlberechtigten AfD. Dann wäre die Partei potentiell stärkste Partei im Landtag, aber nicht automatisch Regierungspartei. Dazu müsste sie ja einen Koalitionspartner finden, der mit ihr regieren möchte. Das halte ich aber für ausgeschlossen. Damit ist auch klar: 63% der Sachsen wählen keine AfD. Und auch wenn ein paar unter "Sonstige" fallen - die Parlamentsmehrheit fällt nicht in die blauen Hände, sondern ist bunt gemischt: Schwarz, Rot, Grün, Dunkelrot. Ob's die FDP schafft, keine Ahnung.
Und wenn es eine Parlamentsmehrheit gibt und sich die Parteien zusammenraffen können, ist das hinreichend stabil.
Was würde sich jetzt ändern, wenn die Wagenknecht-Partei antritt? Würden dann automatisch Wähler von der AfD zur Wagenknechtpartei wechseln? Und wenn es einen Wechsel gäbe, was genau würde sich ändern, wenn die Wagenknechtpartei 15%, die AfD 22% (oder umgekehrt) erhalten würde? Dann bleiben die Sitzverhältnisse für die restlichen Parteien unangetastet. Welchen Einfluss soll das also haben? Besteht die Hoffnung hier, dass sich die Wagenknecht-Abgenordneten lieber mit den "Bunten" statt den "Blauen" im Landtag abgeben wollten?
Ich hab's heut einem Arbeitskollegen gesagt: das beste Rezept gegen eine starke AfD ist, wenn man Politik macht, die den kleinen Leuten dient. Allein der Ausstieg aus dem Pariser Klimaschutzabkommen nimmt der AfD 10% der Stimmen weg, wenn CO2-Steuer, Sanierungszwang und co wegfallen, die Preise für Energie sinken und man nicht ständig mit "Informationen" zur Klimapolitik bombardiert würde.
Will man nochmal 10% der AfD wegnehmen, muss mehr Netto vom Brutto übrig bleiben. Angeblich sollen ja die Wähler der AfD vor allen Dingen aus dem Niedriglohnsektor stammen und Sachsen ist sowieso Niedriglohnland mit einem Durchschnittseinkommen 30% unter dem bundesdeutschen Schnitt. Man könnte den Steuerfreibetrag erhöhen oder grundsätzlich Einkommen unter 30.000 Euro im Jahr von der Einkommenssteuer befreien - rumms, schon sind Gründe für die AfD-Frustwahl abgebaut.
Der Rest ist "Kessel Buntes": will man die AfD um nochmal 10% drücken, muss der Umgang mit dem Ukraine-Krieg ehrlicher werden, es muss die Einwanderungspolitik von der Asylpolitik getrennt werden und gewaltübende Straftäter gehören ins Gefängnis. Kann schon sein dass der Betroffene kriegstraumatisiert ist, dann gehört er aber in psychologische Betreuung und keinesfalls in die Gesellschaft entlassen.
Nicht vergessen: die AfD ist eine Partei der Unzufriedenen. Die wählen diese Partei nicht aus Überzeugung, sondern aus Protest. Angeblich sind bis zu 75% reine Protestwähler, die ihre Wünsche und Interessen von keiner Partei mehr abgebildet sehen. Die könnten zwar faktisch zur Wagenknechtpartei wechseln, aber das ändert grundsätzlich nichts an dem Fakt, dass eben in Sachsen der Frust tief sitzt, weil weder der Landtag noch der Bundestag gewillt sind, die Interessen der einfachen Leute zu vertreten. Also gibt's Denkzettel um Denkzettel.