>> Nein. Ein Mehr an Freiheit aus rechten Weltbildern ist unmöglich.
>> Ich verstehe: Es ist einfach unmöglich einen Nagel mit der Zange aus der Wand
>> zu ziehen...
> Nein. Es gibt Hämmer und es gibt Zangen. Und du behauptest, dein Hammer
> wäre eine Zange. Es ist unmöglich mit dem Hammer einen Nagel aus der
> Wand zu ziehen. Und es ist unmöglich mit einer rechten Partei mehr
> Freiheit zu gewinnen. Es ist auch unmöglich durch Bremsen schneller
> zu werden. Oder es ist unmöglich durch noch mehr Wasser eine Flut zu
> verhindern.
Du hast das Gleichnis nicht recht verstanden, ich habe den Hammer der Linken zugeordnet, einfach nochmal lesen.
Zudem ist es eine Frage des Freiheitsbegriffes. Rechte Strategien können durchaus mehr Handlungsfreiheit bringen und im Gegensatz führt nicht jede progressive Veränderung zwangsläufig zu mehr Freiheit. So hat der “progressive linke Fortschritt” im real existierenden Sozialismus in der Summe den betroffenen Menschen KEINE Freiheit gebracht, sondern das Gegenteil bewirkt. Und die konservative Rückbesinnung auf den “faulenden und sterbenden Kapitalismus” zur Wende (als Ausdruck einer rechte Strategie) hat den ostdeutschen Bürgern durchaus in der Summe MEHR Freiheit gebracht. Insofern sind viele Ostdeutsche auch viel sensibler bei den wieder aufkeimenden linken Gesellschaftsexperimenten - denn der Schoß ist noch fruchtbar...
>> Nun ja, die Welt ist halt strukturiert und diese Strukturen - ob im biologischen
>> oder im gesellschaftlichen Bereich - sind bisher sehr erfolgreich.
> Und schon ist er da, der ekelhafte rechte Sozialdarwinismus. Der Grund,
> weshalb man "unwertes" Leben vernichtet hatte und ohne Skrupel
> "Raum im Osten" gesucht hat, scheißegal wer da gerade lebt.
Ja, und dieses Denken ist auch der Grund, warum die Diktatur des Proletariats Abweichler in den Gulag sperrten, Panzer bei Demonstrationen auffahren ließen und jetzt mit schwarzen Schlägertruppen auf friedliche Demonstraten und ihre Angehörigen losgeht. Wirklich ekelhaft ein solcher Sozialdarwinismus, da stimme ich dir zu.
Davon rede ich aber nicht, denn das sind extremistische Verirrungen.
Die Wirkstärke einer vernünftigen und natürlich in der gesellschaftlichen Mitte entstehenden Struktur besteht aber darin, Schwächere zu unterstützen und nicht zu knechten. Nimm die Problematik der Flüchtlinge und Migranten:
- Es ist keine Hilfe, unstrukturiert die Hilfsbedürftigen mit Kriminellen und Verbrechern zusammenzupferchen, nur um die egalitäre und “überlegene” Ideologie vor sich herzutragen. Wir sind verantwortlich für die wirklich Hilfsbedürftigen und werden dieser Verantwortung aus ideologischer Dummheit einfach nicht gerecht. Im Gegenteil, die zwanghaften Gesinnungsethiker machen sich damit schuldig, verstecken sich vor dieser Verantwortung aber hinter ihrem kategorischen “Gutsein”.
- Eine viel höhere und strukturierte Wirkstärke würde die Umleitung der Milliarden für eine Vororthilfe bedeuten.
- Und es ist natürlich auch unverantwortlich, die Schwächeren in unserem Land in Konflikt mit einwandernden Kriminellen zu bringen. Genug sinnlose Tote und Verletzte hat das schon gebracht.
Und wirkliche tragfähige Alternativen zu einer bürgerlichen Mitte in einem Nationalstaat sehe ich persönlich momentan nicht. Und diesen Eindruck werden auch keine linken Schlägertruppen ändern. Es muß in der Mitte der Gesellschaft einen Dialograum geben, in welchem sowohl linke als auch rechte Strategien keine ideologische, sondern vielmehr eine pragmatische Bedeutung haben. Früher hatte die CDU alle diese Werkzeuge verwendet, undwar deshalb auch so erfolgreich. Heute ist die CDU viel zu weit nach links gerdrifftet, und ist dadurch handlungsunfähig geworden. Und um das zu verschleiern, wird die Mitte als Nazi, Rechtsextrem, Rassist oder ekelhafter Sozialdarwinist beschimpft. Und genau deshalb ist es überaus wichtig, dass Menschen, überwiegend aus der gesellschaftlichen Mitte, in Berlin für Demokratie und Freiheit demonstrieren.
>> Egalitäre tragfähige Struktur entsprechender Leistungsfähigkeit sind bisher immer
>> nur künstlich erzwungen worden und grandios gescheitert - oder gibt es da
>> entsprechende Gegenbeispiele? Wo ist denn zum Beispiel das funktionierende
>> Gegenmodell zum Nationalstaat?
> Natürlich müssen egalitäre Strukturen erzwungen werden. Totalitäre Strukturen werden
> ja auch erzwungen. Nur geschieht dies bei den Totalitären automatisch.
Aber in der konservativen Mitte können diese Strukturen natürlich und ohne die starken Zentrifugalkräfte der Ideologien wachsen, und müssen nicht erzwungen werden, was ein viel natürlicherer Ansatz ist. Nicht Revolution, sondern Evolution.
> Hm? Der Vielvölkerstaat? Das Staatengebilde "USA"? Europa? Die russische Union?
Jetzt bin ich etwas ratlos: Sollen das die funktionierenden links-egalitären Gegenmodelle zum funktionierenden Nationalstaat sein?
>> Zudem denkst du in der Struktur zu eindimensional: Es gibt nicht nur einen
>> Unterlegenen oder einen Überlegenen mit entsprechendem Konfliktpotential in der
>> rechten Weltsicht, sondern auch eine differente Gleichberechtigung in autopoietischen
>> und emergenten Strukturen - was aber ebenfalls eine Differenzierung in der Form
>> einer "rechten Individualität" zwingend und funktional vorraussetzt.
> Ja, natürlich ist die Hierarchieleiter der Rechten lang. Und natürlich sehen sich
> Rechte auch zum Teil auf derselben Stufe. Das Problem ist ja genau die
> Differenzierung von der "eigenen Gruppe" zu der "anderen Gruppe". Und ja, auch
> Rechte sind in der Lage mit anderen Gruppen die sie auf derselben Stufe
> sehen, Bündnisse zu schließen. Das ist das rechte Netzwerk in Europa. Aber sie
> tun dies, um gemeinsame Aktionen gegen die Hierarchiestufen unter ihnen durchzuführen.
Ich rede ja nicht von den Rechten, da ich selbst mich konservativ in der Mitte bewege. Aber aus dieser konservativen Mitte heraus nehme ich mir das Recht, mich aus dem gesamten Werkzeugkasten zu bedienen - sowohl bei den rechtskonservativen, als auch bei den linkskonservativen politischen Werkzeugen. Eine ausschließliche Festlegung auf ein “ich bin Rechter” oder “ich bin Linker” halte ich für Irrsinn im wahrsten Sinn des Wortes. Und insofern halte ich deine reine linksideologische Aussage, dass rechte Strategien immer und ausschließlich falsch und rückwärts gewand sind für fehlerhaft. Dieses politisch verkrampfte Verhalten ist in Deutschland durchaus erklärbar, aber das macht die Sache nicht besser.
>> Versteh mich nicht falsch: Ich selbst verwende durchaus auch oft einen Hammer,
>> aber ich bin nicht so verbohrt, deshalb auf die Zange zu verzichten...
> Nein, du verwendest eben immer noch den Hammer. Du nennst ihn nur "Zange".
Rede mir kein Kind in den Bauch.
Als Konservativer bin ich mir sehr bewußt eine Zange und einen Hammer im Werkzeugkasten zu haben. Den Eindruck habe ich bei den meisten einseitig verblendeten Ideologen nicht. Da wird aus ideologischen Gründen alles im Haushalt entweder nur mit der Zange, oder ausschließlich mit dem Hammer bearbeitet - was natürlich Murks ist.