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  • ts-dagewe

332 Beiträge seit 18.07.2010

Wie spricht die AfD Wähler an?

Die AfD zeigt recht gut, auf welche Weise Politik populistischer Parteien funktioniert. Das Programm sollte man dabei nicht so ernst nehmen, andere Dinge sind da vivel wichtiger. Wenn man das Programm nämlich halbwegs Ernst nähme, wäre die Partei nichts weiter als ein Haufen dumpfbratziger Dorfdeppen, die nach genügend Bierkonsum gerne die alten Zeiten wieder hätten. Obwohl jeder Mensch weiß, dass das objektiv nicht geht. Das Gestern dient der AfD jedoch als Projektionsfläche, als Symbol für eine Zeit, in der "die Welt noch in Ordnung war". Mitsamt Parteiabzeigen und eisernem Kreuz verteckt in Opas heimlicher Schatzschachtel. Das Biedermeier-Image braucht die AfD aber, weil sie Wähler aus dem konservativen Spektrum ansprechen möchte. Mit solchen nämlich, die von der Merkel-CDU enttäuscht sind. Die gibt's durchaus, die meisten gehen aber nicht wählen. (Ebenso wie die vielen Ex-Sozen).
Die AfD spricht ihre Wähler dabei auf verschiedenen Kanälen an. Z.B. in den unterschiedlichen Filterblasen. Da spielen die offen Rechtsradikalen ebenso eine Rolle, wie die Hypster-Identitären oder die gerade-noch Christdemokraten vom Schlage eines Hans-Georg Maaßen, der aber kaum einen Hel aus seinen AfD-Sympathien macht. Da kann sich jeder potentielle Wähler etwas aussuchen.
Tatsächlich versucht die AfD die Unzufriedenen aller Lager für sich zu gewinnen. Das versucht sie, indem sie ihre Politikfelder emotionalisiert. Beispiel: Die angeblichen Privilegien, die Asylsuchende/Migranten im Jobcenter existieren natürlich nicht, aber der AfD-Anhänger lässt sich von Tatsachen doch nicht seinen Glauben vermiesen.
Die diversen Flügel der neoliberalen Einheitspartei können, das leuchtet mir ein, nicht realisieren, dass die neoliberale Politik diese Unzufriedenheit nach Kräften schürt. Die praktizierte Politik des "sozial ist, was Arbeit schafft" hat ein millionenstarkes Heer von prekär Beschäftigten hervorgebracht, die hart am Rande der finanziellen Katastrophe um ihr Überleben kämpfen und am Ende ihres Berufslebens sozusagen totsicher bei der Grundsicherung landen. Oder auch die vielen Selbstständigen, die von den Corona-Hilfen in Existenz-Nöte gedrängt wurden und am Ende des Tunnels ist immer noch nicht in Sicht. Wem der Arsch aufs Grundeis geht, ist für diese Emotionalisierung leicht ansprechbar.
Die neoliberale Einheitsparteien sind im Kern DIE verantwortlichen dafür, dass den Rechtspopulisten/Rechten die Wähler zugetrieben werden. Die Geschichte wiederholt sich. Denn ohne die rigurose Austeritäts politik des bürgerlichen Blocks in Deutschland nach 1929 hätte es keine Nazi-Diktatur gegeben. Die Folgen sind bekannt.

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