paletti-pareto schrieb am 23.12.2018 13:48:
ich würd es gern machen!
Allerdings weiß man nicht, ob es wirklich so einfach geht.
Hier der Film 'Vagabundenkarawane' aus den 70ern,
die Band 'Embryo' macht sich mit paar Klappergefährten auf in Richtung Osten.
https://www.youtube.com/watch?v=lN6xMtDvJCQIhre Mission: Musik.
(nicht wie bloß bei Grateful Death- Ken Kesey, Further Bus, Acid test;
ich seh grad: your nick- das irgend 'nen Zusammenhang?)Hier eben: Euro-Hippies go to India.
Was also: wär heute sowas wieder möglich?
Natürlich schau ich mir die Situation heute von außen an und bin beeinflusst davon, was ich aus Medien mitbekomme, von deren Berichterstattern im besten Fall mal mit dem Flugzeug in Kabul war und wieder rausgeflogen wurde.
Aber ich kann etwas anderes dazu erzählen:
Als ich in den 80er-Jahren während des Bürgerkrieges nach Guatemala gereist bin, war die Berichterstattung in Europa völlig anders (Vorsicht, kein Internet!) als die in den USA. Meine amerikanischen Freunde haben mir dringendst davon abgeraten und hielten mich für suicidgefährdet, die Europäer fanden meine Pläne völlig in Ordnung - da war nix besonderes daran aus (unserer) Sicht.
Und so war es auch. Ich war mittendrinnen, sogar einmal mitten in einem Scharmützel (welches jedoch nicht gegen mich/uns gerichtet war, sondern nur gegen das Militär) Guerillakrieg ist eben nicht offen, meiner Meinung nach musste man echt Pech haben, wenn dir als jemand auf dem Hippietrail tatsächlich was passierte, wenn mal wieder ein Bus aufgehalten wird um das Militär oder die Polizisten auszusortieren. Und gerade dort, wo keine Touristen waren, am Land in den kleinen Dörfern, gab es kein Militär - somit mussten die dort ansässigen jungen Männer ihre Nebenbeschäftigung als Guerillero nicht ständig ausüben. Und genau so war es.
Ähnlich etwas später in Chiapas, als Tourist warst du willkommen, das Miltär musste draußen bleiben. Kein Zugang. Ähnliches in den Stammesgebieten in Ostafghanistan. Dort allerdings 1976, also vor der Kriegssituation.
Gut, diese Zeit ist auch vorbei, wie ich hörte, waren die Aktionen im mittleren Osten für Mittel- und Südamerika relativ erleichternd, sie konnten mit etwas weniger Interventionen durch die USA rechnen. Was aber viel schlimmer wurde, war das organisierte Verbrechen (welches sich gegen die Einheimischen, und auch nicht gegen Touristen richtete).
Heute würde ich nicht raten, per Überlandbus (soferne überhaupt welche für Touristen erlaubt sind) von Iran nach Pakistan über Kabul zu fahren. Es hat sich möglicherweise herumgesprochen, dass man Westler gegen gutes Geld eintauschen kann, ich würde das nicht ausschließen, wenn man selbst verunsichert ist. Da kann man schnell zum Opfer werden, wie ich meine.
Auch wenn vielleicht 95% aller Afghanis das ablehnen würden - wenn man sich anständig verhält und vermitteln kann, dass man ein Guter ist, ich habe selten so anständige, gastfreundliche, ehrliche Menschen erlebt wie dieses Bergvolk - so bleiben immer Hitzköpfe übrig. Die es damals nicht gegeben hat. Oder sich nicht so verhalten durften. Und sogar für diese Hitzköpfe habe ich Verständnis, denn ich kenne ihre Geschichte nicht. Ich als Westler bin einer von denen, der aus ihrer Sicht vielleicht mitverantwortlich ist für die Drohne, welche die Hochzeit der Schwester gebombt hat. Weiß ich das? Ist das zu verdenken? Wie würden wir selbst reagieren, wenn das bei uns passiert?
In der Zwischenzeit hat man Afghanistan dorthingebombt, wo es vielleicht vor 100 Jahren war. Ein Blutzoll wurde bezahlt von unerhörtem Ausmaß. Der Body Count galt ja nur für die toten Besatzungssoldaten, die andere Seite war es nicht einmal wert, gezählt zu werden. Man hat - wie man ja weiß - sogar auf sie gepisst.
Morden ist ja auch billig dort, das ist ja auch eine Art, Rassismus anzuwenden. Wenns rauskommt, ein toter Afghani kostet ja eh nur 5000 Euro, wie wir seit der Aktion von Oberst Klein wissen.
Kurz gesagt: Ich würde heute sehr gerne durch Iran reisen. Ich bin überzeugt, es ist absolut sicher und man kann mit öffentlichen Verkehrsmitteln überall hinfahren. Wahrscheinlich das zur Zeit sicherste Land der gesamten Region. Wie immer, die wunderbarsten Menschen trifft man in den Bergen. So ab 1000 m. Ich kenne Leute, die in den 80ern mit dem Bus durch Iran gefahren sind (die Strecke über Quetta). Ohne Probleme, sie haben auch nicht von Problemen gehört (diese würden sich rasch herumsprechen, dann muss man halt einmal einer Situation aus dem Weg gehen).
Somit meine Empfehlung: Iran.
Lass dir niemals etwas von Leuten sagen, die die Welt vom PC aus beurteilen. Wer immer dir einen Rat gibt, frage ihn, ob das seine persönliche Erfahrung ist oder ob er sich das zusammengereimt hat. Ich habe zuviele Leute getroffen, welche mir, der ich in diesen Situationen war, die dortige Welt erklärt haben. Ohne jemals dortgewesen zu sein oder auch nur ein bißchen die Sprache zu sprechen. Aber das stinkige Maul offen. Das ist meine Meinung heute wie damals von diesen Arschlöchern. Ich habe die Gelegenheit benutzt, mich mit beiden Seiten am Tisch zu treffen. Halt nicht am selben Tisch.
Das ist wie mit dem Sex: Du würdest auch keinen Rat von jemanden annehmen bzgl. Beziehung und wie tut man, wie tut man nicht, von jemanden, der weit davon entfernt ist, jemals mit diesem Thema auch nur in Kontakt gekommen ist - speziell nicht von denen, von denen man annehmen muss, dass hier die Legalität keinen ausreichenden Raum mehr hat. Wir wissen genau, wen wir meinen.
Erstaunlicherweise sind es aber gerade diese Ahnungslosen, die sich einbilden, am kompetentesten darüber Auskunft geben zu können. Und sich anmaßen, Regeln für andere aufstellen zu dürfen die natürlich für sie nicht gelten.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (23.12.2018 16:29).