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  • Mathematiker

mehr als 1000 Beiträge seit 22.02.2014

Ein gescheitertes, linkes Experiment

Die Ursache für das Afghanistan-Abenteuer war Osama bin Laden, der sich mit seiner Truppe in Afghanistan verkrochen hatte und einer Taliban, die sowohl nach dem Paschtunischen Ehrenkodex, dem Paschtunwali, nicht bereit war den Gast an die Amis auszuliefern, als auch viel zu schwach gewesen wäre solch eine Ausweisung überhaupt durchzuführen.

Nach der linken Ideologie der Postmoderne bewegen sich alle Völker und Kulturen auf einem gemeinsamen Pfad der kulturellen Entwicklung. Nur der zurückgelegte Weg, also der Grad der kulturellen Entwicklung sei unterschiedlich. Verglichen mit Europa bewegt sich Afghanistan auf dem Niveau des 8.ten-Jahrhunderts.
Im Grunde wollte man genau dass wiederholen, was die UdSSR zwanzig Jahre früher erfolglos versucht hatte: Das Land kulturell ins 20.te Jahrhundert holen und mit einer Staatlichkeit für Frieden, Rechtstaatlichkeit und Wohlstand sorgen.
Ein moderner Staat würde den Islamisten und Terroristen das Wasser abgraben.

Die Russen waren damals fast 10 Jahre mit dem Holzhammer unterwegs und hatten zwischen 13,833 und 26,000 eigene, gefallene Soldaten zu beklagen. Die getöteten afghanischen Soldaten wurden mit 18,000 beziffert. Die Schätzung der getöteten Zivilisten bewegt sich zwischen 600.000–2.000.000. Da damals von Kalter Krieg war, wurden die Mudschahedin massiv logistisch mit Waffen und Geld von den Amerikanern unterstützt.

Die Zeichen erschienen bei der US-geführten Intervention sehr viel günstiger:
1. Alle Staaten stützten direkt oder, wie Russland, indirekt die Intervention.
2. Statt mit dem Holzhammer wollte man "Nation-Building" betreiben und die lokalen Bevölkerungsgruppen mitnehmen. Also Unterstützung der Stämme und Stammesversammlungen. Massive Investitionen in den Aufbau von Infrastruktur, wie in der ehem. DDR. Errichtung von Schulen und demokratischen Wahlen. Die Leute sollten lernen, dass man auch friedlich zusammenleben kann, ohne sich regelmäßig die Schädel einzuschlagen.

Die Taliban konnten, mit Hilfe der Stämme, sehr leicht verjagt werden.
Deutschland spielte eine tragende Rolle bei den Friedenskonferenzen und übernahm auch massiv Veranwortung bei dem Aufbau einer Region, die nie zum Herrschaftsbereich der Taliban gehört hatte.
Man wollte Brückenbauer und Brunnenbohrer sein. Die Bundeswehr wurde nur zum Selbstschutz bewaffnet.

Nach Rot-Grün nahm dann zum ersten Mal unser Strg-c+Strg-v-Minister das Wort Krieg in den Mund. Da brannte es bei unseren Brückenbauern aber schon lichterloh und die Amis mußten zum Schutz der Bundeswehr ausrücken.

Jetzt hockt man bald 20 Jahre in Afghanistan ohne die Wilden dort zivilisieren und hat dabei über 900 Mrd $ verbrannt.
Die Taliban sind eher ein Mitspieler und Phantom, als wirklich der Schlüssel zum Problem. Durch die vielen unterschiedlichen Ethnien, deren Stammesland nicht sauber separiert ist, gibt es dort viele Konflikte, deren Opfer man gerne der Taliban in die Schuhe geschoben hat. Im Grunde der bei den Islamisten übliche Franchise der Gewalt.
Daher kann die Taliban-Führung auch keinerlei verbindliche Zusagen treffen oder gar dort wirklich die Macht übernehmen.

Der Trump will lediglich endlich einen Schlussstrich unter das teure, linke Abenteuer ziehen und braucht dafür etwas Ruhe und Gesichtswahrung, um den Konflikt wieder zu afghanistanisieren.

Fazit:
Für uns bleibt eigentlich nur die bittere Erkenntnis, dass man andere Völker und Kulturen auch nicht mit sehr viel Geld auf unseren Level ziehen kann.
Nüchtern betrachtet sind alle erfolgreich verwestlichten Kulturen und Staaten vorher bereits Hochkulturen gewesen. Bei Wilden klappt es eher nicht.
Also kann man, wenn man deren Eigenständigkeit respektiven will, nur akzeptieren, dass die komplett anders ticken und man dort nicht unsere Maßstäbe anlegen kann oder man räumt dort wirklich mit Feuer und Schwert auf. Aber letztes will man nicht.

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