Ich denke, wir sollten jetzt keine abstrakten Diskussionen über die Frage führen, ob sechs Monate ausreichen oder nicht, sondern deutlich machen: Es handelt sich um ein von den Aufgaben, vom Einsatzort und von der Zeit her begrenztes Mandat.
Ja, denn die Afghanen sollten nach einer Starthilfe die Sache natürlich alleine wuppern.
Man war beseelt von der eigenen Erzählung der Befreiung von den Nazis und dem "Nationbuilding", welches die UdSSR in der DDR und vor allen Dingen die Welt-Alliierten in der BRD betrieben hatten.
"Komm wir zeigen den Afghanen einfach wie toll die Errungenschaften unserer Zivilisation sind und bauen denen eine Infrastruktur, die einen modernen Staat ermöglicht."
Dann läuft das Ding praktisch von alleine.
Nach dem vielen Scheitern der demokratischen Staatsidee und den endlosen Bürgerkriegen in vielen Teilen der Welt, erschien den Linken unserer Republik dies als ein alles überstrahlendes Leutchturmprojekt.
Schön kultursensibel und unter Miteinbeziehung der lokalen Stammesgrößen wurde in Bonn lange verhandelt und dann dieser Staat zusammengebastelt.
Am Anfang hatte man hier sogar heiß diskutiert, ob in dem Land indem jeder mit einer AK-47 herumläuft, überhaupt bewaffnete Soldaten hinschicken sollte.
Und die Selbstverteidigung wurde ja bald dringend gebraucht.
Mit dem Ende der ISAF-Mission 2014 endete dann auch der große Militäreinsatz in Afghanistan.
Bei der Resolute Support waren nurnoch ~10% der Soldaten der ISAF im Land, die vor allen Dingen die einheimischen Kräfte für die Talibanbekämpfung ausbilden sollten.
Insgesamt unterstützten die rund 350 000 afghanische Sicherheitskräfte.
Und diese Handvoll Hanseln sollen jetzt den großen Unterschied gemacht haben?
Nein. Das Problem waren auch nie die NATO und Imperialismus-Faseleien.
Sondern:
1.) Die Afghanen sind kulturell einfach noch nicht so weit und müssen sich selber dorthin entwickeln. Wenn überhaupt.
2.) Das viele Geld, was dort hineingepumpt wurde war kontraproduktiv, weil es ganz eigene Abhängigkeiten und Strukturen schuf. Von dem Schmiergeld für die Taliban, über Seilschaften zur persönlichen Bereicherung, bis zur typischen Verteilungsindustrie, die in praktischen allen Entwicklungsländern hochproblematisch ist.