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694 Beiträge seit 29.11.2002

Danke!

Sophosaurus schrieb am 5. Dezember 2006 22:24

> Der Meta von Xa schrieb am 5. Dezember 2006 2:25

Erstmal vielen Dank für das ausführliche Eingehen auf meine Fragen.
Ich konnte einige Erkenntnisse aus Deinen beiden Postings ziehen.
Habe leider diese Tage (zwei Geburtstage, ein Rendez-Vous) nicht
besonders viel Zeit, um jetzt ausführlich auf alles zu antworten.
Darum mal etwas knapper und auch nur noch auf einiges von Dir:

> > Aber muß das zwangsläufig substanzgebunden sein?
> > Wie sieht es z.B. aus mit:
> > - Jemand sitzt jeden Tag stundenlang vor Internersexseiten und
> > verschafft sich Orgasmen und "vergißt" darüber die echte
> > Kontaktsuche...?
> > - Jemand spielt stundenlang Computerspiele und holt sich
> > "Erfolgserlebnisse" ausschließlich durch Erreichen des nächsten
> > Levels oder Abschluß einer Mission?
> > - Jemand treibt exzessiv Ausdauersport und holt sich dadurch
> > Endorphine etc.?

> Das ist z. T. vergleichbar. Die Zustände sind aber nicht künstloch
> getriggert und aufwandslos herzustellen, sie werden nicht mit dem
> verwendeten Mittel assoziiert, sondern der auslösenden Tätigkeit und
> die steht ja immer mit realen Zwecken und Vorstellungen in
> Verbindung.

Ja, stimmt. Eine "auslösende Tätigkeit" ist schon etwas anderes als
die bloße Einnahme einer Substanz. Das hatte ich mir anscheinend
nicht so klar gemacht.

> > Weitere Fragen:
> >
> > Im Gegensatz zum Onanierer oder zum Computerspieler könnte man ja
> > beim Ausdauersportler noch einwenden, daß er extrem viel Aufwand
> > treiben muß, um seine "Belohnung" zu erhalten.
> > Was ist aber wenn ein Opisüchtiger seine tägliche Dosis nur dann
> > erhalten würde, wenn er an diesem Tag z.B. einer alten Frau über die
> > Straße geholfen hat, 1 Stunde Streetworking betrieben und 1 Stunde
> > politische Diskussionen geführt hat?
> > Da habe ich dann erstens einen guten Aufwand für seine Belohnung und
> > zweitens ist er täglich mit einer Art Sozialisation beschäftigt.
> > Verlernt er es auch dann?

> Meine erste Reaktion war: brilliant, so muss man therapieren!
> Dann dachte ich: Wird nicht doch eher der Auslöser mit dem Egebnis
> verknüpft?
> Schliesslich: Vielleicht ist es egal und die Methode wirkt dennoch.

Ich denke auch, daß sie wirken könnte.
Problem könnte aber auch sein, daß man alles Soziale nur macht, um an
die Drogen zu kommen und das Soziale völlig im Hintergrund steht.
Vielleicht nicht bei allen, aber doch bei einigen Konsumenten.
Andererseits gibt es auch viele drogenfreie Menschen, die gute Dinge
nur deswegen tun, um irgendetwas Egoistisches (sei es auch nur
Ansehen oder Applaus)zu erreichen.

> > Was mich noch interessieren würde:
> > Wieder zwei körperlich gleiche Personen.
> > Person A ist 1 Jahr lang abhängig von XY, im Alter von 23-24.
> > Person B ist 1 Jahr lang abhängig, auch von XY, im Alter von 63-64.
> > Ist dann Person A (unter Deinen Gescihstpunkten) geschädigter als
> > Person B?

> A kann und wird viel mehr verlieren, wenn man die ganze Biographie
> bewertet.

Ich sah mal einen Bericht, in dem gesagt wurde, daß es in Afghanistan
(?) verpönt ist, wenn junge Menschen Hasch rauchen.
Das wäre (wenn es anerkannt sein soll) nur alten/älteren Menschen
vorbehalten, die ihre Dinge im Leben erreicht haben (Familie
großziehen usw.).
Eigentlich eine gute Praktizierung.

> Habe das meiste kennenfelernt und bin nur an Tabak hängengeblieben,
> merke inzw. 46... was ich mir damit antue. Bißchen spät.

Tabak ist echt die sinnloseste Droge überhaupt.
(Macht krank und verursacht keinen merklichen Rausch.)
Ich bin Mitte 30 und rauche fast 20 Jahre mit kurzen Unterbrechungen.
Man merkt es wirklich. (Hatte vor über einer (zwei?) Woche eine
Erkältung mit Husten. Der Husten geht kaum mehr weg und hört sich
nicht gut an!)
Jetzt ist es aber an der Zeit aufzuhören.
Zum Aufhören ist nie zu spät, auch mit 46 nicht.
Mit jedem rauchfreien Jahr sinkt das Lungenkrebsrisiko wieder!

> Naja, einerseirs muß jeder selbst entscheiden, andererseits sind
> Jugendliche bis hin zu jungen Erwachsenen subjektiv alle unbesiegbar
> und haben nur wenig Möglichkeiten, sich substantiiert zu entscheiden.
> Die wenigsten dagne spät an.

Das stimmt natürlich.
Darum sehe ich das so:
Drogen unter 18 (auch Rauchen!) sollte definitiv verboten sein,
selbst wenn die Drogen einmal legal sein sollten.
Und vor allem:
Kinder/Jugendliche sollten sinnvoll über Drogen aufgeklärt werden.
Also eher nicht so: "Drogen sind schlecht! Wehe Du nimmst was! Ende!"

> > Austherapierte und nicht geheilte Menschen mit psychischen Störungen
> > (Mißbrauchsopfer, Traumatisierte usw.) dito.

> Die kommen sehr gut auf die Füsse, wenn man  sie vor der "Therapie"
> schützt. Im Ernst, es ist katastrophal, was da an schäden produziert
> wird, und zwar nicht in Ausnamefällen.

Ja, da wird viel echt Mist gebaut.
Ich war mal eine Zeit lang in einem Drogenforum unterwegs, um anderen
ein paar Erfahrungen weiterzugeben.
Da bin ich auf etwas gestoßen, was ich nie gedacht hätte (weil ich ja
zum Glück nie persönlich Einblick in Psychiatrie und Therapie hatte).
Da gab es mehr als einige Personen, die erst über die
Behandlung/Therapie psychischer Störungen zu Drogen gekommen sind.
Manche "nur" zu Psychopharmaka (z.B. Benzos), manche über die
Konfrontation mit pharmazeutischen Produkten und dem Wissen, daß man
(angenehm) ins Hirn eingreifen kann, zu den allgemein bekannten
Drogen.
Drogenkarrieren, die von Ärzten ausgelöst bzw. mitverschuldet wurden!

> > (Für manche Menschen ist sogar Leiden eine Form von Glück!)

> hmm... "Quäl mich" sagte der Masochist, "NEIN" antwortet der Sadist.

:-)
Ich meinte aber eher so etwas wie (schwer in Worte zu fassen)...
Es gibt/gab ja zum Beispiel bei Christen Leute, die Leiden wollten
und im Leid aufgingen.
Okay, die würden wahrscheinlich keine Drogen nehmen.
Oder irgendwelche Co-Abhängigen, die leiden weil ihr Partner/Kind
Drogen nimmt, aber das Leid auch irgendwie selbst brauchen.
Okay, auch das ist eine Sucht, die einen ruiniert und kein Glück.
Leid als Bestätigung, Leid als Selbstbestrafung für irgendwas.
So IRGENDWIE in diesem Rahmen meinte ich dies.
Vielleicht spielt da auch bei einigen wirklich das Masochistische
rein.

Gruß,
Meta(xa) [auch eine Droge; die ich allerdings nur zweimal getrunken
habe!]

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