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  • Fiend_THeyde

mehr als 1000 Beiträge seit 31.03.2004

Re...

clonzombie schrieb am 3. Dezember 2006 9:21

> mindblaster schrieb am 3. Dezember 2006 3:22

> > zuerst wird da nur von drogentoten gesprochen ohne überhaupt zu
> > erwähnen das gerade bei den herointoten das oftmals ein bewusster
> > selbstmord ist (ist wie bei den falschfahren, da gibts sicher auch
> > etliche in dieser art)

> Drogentot sind sie dann ja trotzdem.

Als "Drogentot" werden auch Leute gezählt, die beispielsweise vom
Auto überfahren wurden, aus dem Fenster fielen oder an Krankheiten
starben. Jedenfalls dann, wenn bei ihnen Heroinkonsum festgestellt
wird.

Seit Jahr und Tag verspricht man sich eine (drogen)präventive Wirkung
von möglichst drastischen Schilderungen der Konsequenzen, die der
Konsum von (illegalen) Drogen angeblich zeitigen soll. Der Tod ist
diesbezüglich selbstredend die härteste Konsequenz. Daher wird sehr
gerne mit dem Tod argumentiert, wenn es um "Drogenprävention" geht.
Ähnliches ist derzeit bezüglich Tabakkonsum zu erleben.


> > und überhaupt wo ist das problem bei heroin? es ist weniger schädlich
> > als alkohol für den körper und wenn es sauber ist können die leute
> > die es konsumiern auch normal arbeiten, gibt da ja in der schweiz
> > genügend programme die heroin abgeben

> Ein Problem ist die Art auf die es konsumiert wird. Bei injizieren
> ist die Gefahr einer Überdosierung hoch, so schnell säuft sich
> niemand zu tode.

Injizieren ist nur _eine_ Art des Konsums. Desweiteren besteht eine
Gefahr der Überdosierung gerade dann, wenn Heroin illegal gehandelt
wird, weil dadurch die Stärke der Substanz stark schwankt. Allerdings
geht die Tendenz meist zu schlechterer Qualität.

Die Jungs/Mädels, die das Bild, das sich die Gesellschaft vom
Heroinkonsumenten macht, bestimmen - also die sog. "Bahnhofsfixer" -
kommen so gut wie gar nicht in Kontakt mit stärkerem "Stoff". Diese
Menschen sind durch ihre Obdachlosigkeit und die meist vorhandene
HIV-Infektion ohnehin gesundheitlich stark geschwächt; letzteres
übrigens eine Konsequenz der strikt repressiven Drogen"politik" der
70er/80er Jahre, die die Abgabe sog. "Spritzbestecke" als "Beihilfe"
wertete und unter Strafe stellte.

Bezeichnenderweise änderte sich erst dann etwas an dieser Praxis, als
sich die ersten Nicht-Konsumenten bei HIV-positiven, heroinabhängigen
Strichern, bzw. Stricherinnen infizierten und damit die Infektion in
die "Normalbevölkerung" trugen. Der Tod der Konsumenten wäre sonst
weiterhin billigend in Kauf genommen, bzw. für die "Prävention"
instrumentalisiert worden.

> Durch den "Kick" ist die mentale Abhängigkeit höher.

Selbst wenn das so wäre: die gesundheitlichen Konsequenzen, die der
exzessive Konsum von Alkohol hat, sind nichtsdestotrotz um ein
vielfaches größer, als die Konsequenzen, die der Konsum von Opiaten
zeitigt. Alkohol schädigt sämtliche Organe des Körpers und das Erbgut
(!). Alkohol enthemmt außerdem, der Kontrollverlust ist ein Teil der
Wirkung der Substanz selbst, d.h. der Konsument macht oder sagt
Dinge, die er nüchtern nie getan oder gesagt hätte.

Der Opiatabhängige ist im Gegensatz dazu unter dem Einfluß der Droge
ganz er selbst und keineswegs enthemmt. Das ist übrigens einer der
Gründe dafür, daß "Bahnhofsfixer" in der Regel polytoxikoman (=
Konsumenten mehrerer Drogen gleichzeitig) sind, denn durch Opiate
allein, lässt sich die Realität nicht verdrängen (wie bspw. durch
Alkohol).

Gar nicht zu reden von den zahlreichen Straftaten, die unter
Alkoholeinfluß begangen werden, was - im Gegensatz zu illegalen
Drogen - strafmindernd (!) bewertet wird. Alkohol ist bereits legal
erhältlich. Die Straftaten sind daher eine wirkungsimmanente
Konsequenz der Droge Alkohol.

Beschaffungskriminalität ist dagegen eine direkte Konsequenz der
repressiven Drogen"politik", denn nur die Illegalität sorgt für die
immensen Gewinnspannen, die mit einer ansonsten nicht sonderlich
kostspieligen Substanz gewonnen werden können. Patienten, die mit
ihrer Droge versorgt werden, begehen keine wirkungsimmanenten
Straftaten.


> > legalisiert den scheiss und soll jeder das konsumiern was für ihn
> > stimmt und was sein eigenes traumata erträglich macht, den wer nimmt
> > sich da das recht raus zu urteilen was gut ist und was nicht?

> Es gibt Drogen die ein sehr hohes Suchtpotential haben, Crack soll da
> extrem sein.

Das unangenehme Gruseln, daß dich beim Verfassen dieses Satzes
eventuell durchfuhr, ist gewollt. Soll dich abschrecken. :)

Ernsthaft: Crack ist in der Tat kein Spaß, allerdings -
ironischerweise - ebenfalls eine Folge der repressiven
Drogen"politik". Hat mit der Verfügbarkeit von Kokain und der
Erweiterung des Marktes auf weniger finanzkräftige Konsumentenkreise
zu tun, aber das ist ein anderes Thema.

> Es kann dann sein das Leute die so etwas konsumiert
> haben nicht mehr die Gelegenheit haben sich damit
> auseinanderzusetzen, welche Risiken sie eingehen.

Wenn die Substanz gefährlich ist, werden sie unweigerlich die Risiken
irgendwann konfrontieren müssen. Ob die Gesellschaft dazu berufen
ist, zusätzliche Risiken zu schaffen, um repressiv gegen den Konsum
einiger Substanzen vorzugehen, während sie fröhlich selbst
konsumiert, wage ich mal zu bezweifeln.

Ich vergesse nie das Bild der vier Metzgermeister,  die der
Schillpartei angehörten und - nach deren Wahlerfolg - im TV
auftraten; um einen Tisch herumsitzend, Rotweinglas/Zigarre in der
Hand; auf die Frage, was ihre Ziele seien, antworteten: "energisch
gegen Drogen vorgehen".


> Heroin an Süchtige zu vergeben wäre der richtige Weg, vermute ich
> mal.
> Verstehe nicht warum das teurer sein soll, das müsste müsste man doch
> beschlagnahmter Ware verwenden können.

> Wenn es keine Drogen geben würde wäre Klebstoff angesagt, trotzdem
> würde eine allgemeine Verfügbarkeit harter Drogen wohl zu mehr
> Abhängigen führen.

Harte Drogen SIND allgemein verfügbar! Überall und zu jederzeit! Das
Argument, Drogen würden bei einer Legalisierung allgemein verfügbar,
ist eine Nebelkerze!

Das Gleiche gilt,  wenn das Argument "Schutz der Jugend" vorgebracht
wird. Kein Dealer verlangt einen Altersnachweis von seinen Kunden.
Wäre Jugendschutz das Ziel, müßten Drogen sofort unter staatlicher
Kontrolle abgegeben werden. Das würde zwar nicht hundertprozentig
verhindern, daß Jugendliche in Kontakt mit Drogen kommen, aber es
wäre ein um ein vielfaches größerer Schutz, als der Nullschutz, der
derzeit existiert.

Wären sog. harte Drogen legal erhältlich, würdest du den Abhängigen
ihre Abhängigkeit nicht ansehen/anmerken. So wie es bereits jetzt
ist, bei Leuten, die sich den Konsum (noch) leisten können. Die
Leute, die du "am Bahnhof" XYZ rumhängen siehst, sind nur ein kleiner
Teil der Konsumenten. Es wäre genauso  aussagekräftig, über den
Konsum von Alkohol zu sinnieren und dabei auf Obdachlose in der
Fußgängerzone zu verweisen, die ihren Rotwein in sich reinkippen.

Greets

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