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  • maningi

mehr als 1000 Beiträge seit 09.06.2012

Wie die Gemengelage im NO interpretieren?

Wie die Gemengelage im Nahen Osten (=EUrasien lt. Brzezinski) interpretieren und dabei einen "kühlen Kopf" behalten? Versuch einer bescheidenen Hilfestellung.

Bei der Interpretation von aktueller Geopolitik im NO sollte man m.M.n. folgende Punkte berücksichtigen.

1. Es gibt keinen verlässlichen Partner (d.h. auf "Ewigkeit").
2. Geopolitische Kriege sind auch immer mit ein Mittel, ganz bewusst (und vom Kriegsort weit entfernt) Hass und Zwietracht zu säen (also auch unter uns), Flüchtlingswellen zu steuern und anderswo "einzusetzten" und damit seine Ziele fern vom Geschehen zu erreichen.
3. Man sollte sich genau anschauen, wie es den Briten gelang, das riesige Indien zu beherrschen (Divide et Impera). Im Prinzip hat sich seitdem nicht viel getan.
4. Man sollte die geostrategischen Theorien, die bisher entwickelt wurden, studieren (z.B.
"The Geographical Pivot of History" von Halford John Mackinder von 1904, The Grand Chessboard von Zbigniew Brzezinski, Yinon Plan von Kivunim "A Strategy for Israel in the 1980s") und sich die Strategie-Papiere der verschiedenen US-(Israelischen) Think-Tanks durchlesen - erstaunlicherweise ist (fast) alles veröffentlicht, samt ausführlichen Kartenmaterial und pikanten "Details".
5. Man sollte die Geschichte der vielen Ethnien im Nahen Osten genau studieren.

Welche Bedeutung haben die Punkte 1.-5. für Syrien/Türkei?

a) Beide Staaten sollen zerschlagen werden (und noch einige mehr). Das hat Erdogan - relativ spät zwar, aber immerhin - seit dem Putschversuch (Juli 2016) begriffen, der ja von der Gülen Bewegung in den USA mit tatkräftiger CIA-Unterstützung initiiert wurde. Seitdem ist ein radikaler Kurswechsel in der Politik von Erdogan zu erkennen in Richtung strategische Kooperation mit Russland + Shanghai Cooperation.

b) Für Erdogan stellt ein autonome Kurdenregion in Nordsyrien eine weitaus geringere Bedrohung dar, als ein kurdischer Vasallenstaat unter US-Führung, welchen die USA für weitere Destabilisierung, und zwar ganz sicher auch mit der Türkei im Fadenkreuz (aber auch gegen Iran), missbrauchen würden. Nicht vergessen, die USA begannen Luftabwehrraketen an die SDF zu verteilen - angeblich um Islamisten zu bekämpfen - was für ein Bullschit!

c) Da Syrien und der Türkei (und auch Russlan/Irak/Iran) klar geworden ist, dass die USA samt SDF (sofern letztere nicht überlaufen) aus Syrien "herausgedrängt" werden muss, weil ansonsten die nächsten Jahrzehnte chronische Destabilsierung droht, geht man dagegen vor, wenn auch auf "Kosten" der "verführten" Afrin-Kurden, die aber jederzeit eine Rückzugsmöglichkeit nach Syrien offen haben. Assad nutzt derweil die Situation, um aus der Idlib Region die Radikal-Dschichadisten zu vertreiben.

Was bedeutet dies für die USA und deren >12 Militärbasen/Flughäfe in Nord- u. Ostsyrien?

d) Sollte es gelingen die SDF umzudrehen bzw. dazu mehr oder weniger zu zwingen, können sich die USA dort nicht mehr halten.

e) Schon jetzt sind die USA dort abgeschnitten, insbesondere noch wenn es den Irakern gelingt, die Grenze zu Syrien zu schliessen und eine Versorgung über türkisches Gebiet verhindert wird. Mehrere Lauftabwehr-Systeme rund um Nord-Ostsyrien aufgestellt (die Russen haben gerade einige davon nach Syrien verschifft) und kein Flieger ist mehr sicher.

Es ist schwierig bis unmöglich die kurzfristige Lage in Syrien korrekt einzuordnen. Auch deswegen, weil die dort angagierten Kräfte meinen mehrere "Ässe" im Ärmel versteckt zu haben. Wie z.B. diesen:
> https://southfront.org/israel-seeks-to-use-free-syrian-army-to-establish-40km-deep-safe-zone-in-southern-syria-report/

gruss,
a

(edit:format/typos)

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (27.01.2018 14:34).

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