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  • Felerian

mehr als 1000 Beiträge seit 26.05.2008

Re: mehr Disziplin, Ordnung, Idealismus und eine gute Klassengesellschaft

Hast du dich kürzlich mal mit den Erfahrungen aus der Realität beschäftigt?

Jede klassenbasierte Gesellschaft hat stets nur Nachteile gebracht. Insbesondere das von dir genannte Konzept von "Adel verpflichtet" hat NIE funktioniert. Man hat darüber geredet, sich dann auf die Schulter geklopft, weil man ja so toll ist - und sich dann wieder verhalten wie das allerletzte Arschloch. Ausnahmen gab es stets, aber das hilft halt auch keinem der Opfer von der Mehrheit der Arschlöcher.

Die Idee einer "guten Klassengesellschaft" ist genauso hirnverbrannt wie die Vorstellungen eines "guten Kapitalismus" oder eines "guten Sozialismus".

Selbst wenn die große Mehrheit der Menschen zu den "Guten" gehören, reicht schon ein kleiner Teil von Arschlöchern aus, um alles kaputt zu machen.

Und wenn man eine Gesellschaft vorsätzlich so aufbaut, dass es unterschiedliche Rechte und Privilegien gibt, dann hat das unweigerlich schreckliche Folgen. So war es stets in der Vergangenheit, und es gibt keinen Grund anzunehmen, dass es plötzlich besser werden würde.

Terry Pratchett hat das mal sehr schön beschrieben, ein Gespräch über Könige (leicht verkürzt):

"Nun, wenn es ein guter Mann ist ...", begann Karotte.
"Laß uns einmal annehmen, der oberste Herrscher beabsichtigt, sich an gute, ehrenwerte Prinzipien zu halten. Aber gilt das auch für seinen Stellvertreter? Das solltest du besser hoffen, denn er ist ebenfalls der oberste Herrscher, im Namen des Königs. Und der ganze Rest des Hofes ... muss sich ebenfalls aus guten Leuten zusammensetzen. Gehört auch nur ein schlechter Mann dazu, ist das Resultat Bestechung und Vetternwirtschaft."
"Trotzdem, ein guter Mann als König..."
"Ja? Und dann? Königliches vergiftet das Bewußtsein, Junge. Ehrlicher Männer fangen an, sich zu verbeugen, sich zu verbeugen, nur weil der Großvater von irgend jemandem mehr Burschen umgebracht hat als ihrer. Vielleicht hatten wir mal gute Könige! Aber Königen folgen weitere Könige! Und früher oder später - meistens früher - führt diese Entwicklung zu Großvätern, die mehr Leute umgebracht haben als andere."

Ein "böser" unter deinen "guten" in den oberen Klassen genügt, und alles "gute" verschwindet spurlos aus deiner "guten Klassengesellschaft".
Das Problem ist nicht, "derzeit sind auch zu viele schlechte Menschen in Machtpositionen". Sondern das bloße Bestehen von Klassen hat unweigerlich stets die Folge, dass dieses "Problem" entsteht.

PS. Bezugnehmend auf http://www.heise.de/forum/Telepolis/Kommentare/Gott-soll-mir-gefallen-Sonst-darf-er-nicht-existieren/Wer-bin-ich/posting-27485165/show/ muss ich sagen:
Offensichtlich ist es in Deutschland viel zu einfach, ein Abitur zu bekommen. Soviel Weigerung, Erfahrungen aus der Geschichte zur Kenntnis zu nehmen, ist schon beeindruckend.

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