Um Aiwanger zu schaden, musste gegraben werden. Sehr, sehr, sehr tief. Hier wurde eine Sache ausgebuddelt, die über 30 Jahre zurückliegt und als "Jugendsünde" zu betrachten ist. Was dem Joschka seine Steinewürfe auf Polizisten sind, sind eben Pamphlete mit kritischem Inhalt, die man Aiwanger versucht anzuhängen.
Jetzt stellen wir uns mal vor, was wir alles an Jugendsünden so ausbuddeln könnten. Ich hab mal 2 Wochen am Stück die Schule geschwänzt und hab lieber die Zeit in der Innenstadt verbracht, statt in der Klasse. Und meine politische Einstellung ist sehr fluid gewesen in jener Zeit. Häuser habe ich keine beschmiert gehabt, wohl aber die falschen Freunde. Heute? Manches ist mir peinlich, über manches kann ich lachen. Aber am Ende hat alles den Charakter geformt, die Fehltritte genauso wie die Erfolge.
Andere sind vielleicht als junge Erwachsene im "horizontalen Gewerbe" unterwegs gewesen. Wer weiß, vielleicht hat manche Politikerin so was in der Vergangenheit? Sollen wir's ausgraben und der betreffenden Frau Schlamm an die Backe werfen? Ich finde, man sollte es ruhen lassen. Statt irgendwelche Leichen aus der Vergangenheit auszugraben, sollte man lieber es auf die tatsächlich in den relevanten Zeitraum fallende Fehltritte beschränken. Die Zeit als Prostituierte gehört nicht dazu. Wenn allerdings im gleichen Zeitraum auch die akademischen Arbeiten gefälscht worden sind und man sich heute mit einem unrechtmäßig erworbenen Doktortitel schmückt, dann verhält sich das anders: hier liegt Betrug vor. Und das kann einen durchaus einholen: Aberkennung des akademischen Titels und alle damit verbundenen Privilegien sind möglich.
Im Grunde ist es so: wenn man 35 Jahre lang buddeln muss, um Aiwanger etwas anheften zu können, bedeutet dies im Umkehrschluss, dass der Mann offensichtlich 35 Jahre frei von medial ausschlachtbaren Fehltritten gelebt hat. Das ist durchaus eine erwähnenswerte Leistung ...