... und der Hass auf Deutsche hat sich mit der deutschen Politik des
Ausgleichs und der Völkerverständigung auch ganz von alleine wieder
normalisiert.
So sehe ich das auch im Nahen Osten. Alles andere ist Metaphysik! In
islamischen Ländern war ein Zusammenleben verschiedener Völker und
Kulturen und Religionen, einschließlich Juden, seit Jahrhunderten
wesentlich problemloser als in Europa.
In Spanien wurden die Juden verfolgt, im osmanischen Reich wurden sie
freundlich aufgenommen! Die großen Juden-Pogrome gab es wo? -
Jedenfalls nicht in islamischen Ländern.
Onliner
Nachtrag:
Wien/Istanbul - 1992 feierten die jüdischen Gemeinden in der Türkei
das fünfhundertjährige Jubiläum der Einwanderung spanischer Juden ins
Osmanische Reich. Sultan Bayezit II. hatte den von der Inquisition
verfolgten etwa 250.000 Juden die Grenzen seines Imperiums geöffnet,
worauf in Städten wie Istanbul, Edirne, Gelibolu, Bursa, Manisa oder
Izmir nach kurzer Zeit blühende "sephardische" (von arabisch
"Spanien") Gemeinden entstanden. Sie waren die Vorfahren der heute
vor allem in Istanbul und Izmir beheimateten rund 25.000 türkischen
Juden, die teilweise noch das mittelalterliche "Judeo-Spanisch" oder
"Ladino" beherrschen.
Von diesem historischen Ereignis ausgehend, wird das Jahr 1492
fälschlicherweise als "Stunde Null" der türkischen Juden bezeichnet.
Spuren jüdischen Lebens in Anatolien sind aber nach Angaben von
Gelehrten bereits auf das Altertum zurückzuführen. Ausgrabungen in
der Ägäis zeugen von jüdischen Siedlungen im 4. Jahrhundert v.Chr.
und, neben anderen, berichtet der Geograph Strabon auch über dieses
Volk. In den folgenden Jahrhunderten lebten Juden sowohl unter
byzantinischer als auch seldschukischer Herrschaft in der heutigen
Türkei; geschichtlich erwiesen ist ferner, dass der zweite osmanische
Sultan Orhan Bey nach seiner Eroberung von Bursa mit einem
gesonderten Dekret den Bau einer Synagoge in dieser Stadt erließ.
Der Vormarsch der Osmanen ließ die damals in dem betreffenden Gebiet
lebenden, vornehmlich griechisch sprechenden Juden (die sog.
"Romanoiden") aufatmen, worauf die ihnen nun neu zukommende Toleranz
bald eine steigende Zuwanderung aus dem Westen erwirkte:
"Aschkenasische" (d.h. deutschsprachige - im engeren Sinne: Jiddisch
sprechende) Juden vornehmlich aus Frankreich, Süddeutschland und
Ungarn fanden Zuflucht vor Verfolgungen seitens christlicher
Herrscher und deren Fußvolk in der Türkei, wo sie sich vorerst in
Thrazien und hier zunehmend in Edirne niederließen.
Sultan Süleyman "der Prächtige" (1520-1566) ist bekannt für seinen
"Deutschen Erlass", mit dem er den Zustrom aschkenasischer Juden
ermutigte, und die Neuankömmlinge nahmen diese Politik zum Anlass,
die Einwanderung ihrer Glaubensgenossen auch mit eigenen Mitteln zu
unterstützen. So wurden etwa im 17. Jahrhundert Tausende von Sklaven
und Leibeigenen aus Osteuropa seitens wohlhabender türkischer Juden
freigekauft und ins Land gebracht. Dieser Welle folgten freiwillige
Einwanderungen von hunderten Familien aus Polen, Ungarn, Rumänien,
Moldawien, der Ukraine und Russland, letztere in zunehmendem Maße aus
Furcht vor den ab 1880 eskalierenden antisemitischen Pogromen.
Um die Jahrhundertwende lebten mehrere Tausend aschkenasische Juden
vornehmlich in Istanbul, im Allgemeinen jedoch nicht integriert in
die sephardischen Gemeinden, diese mit einer Gesamtbevölkerungsanzahl
von etwa 50.000. Während die sephardische Bevölkerung zunehmend in
Siedlungen am Goldenen Horn (wie Balat und Hasköy) sowie in den
Gemeinden Ortaköy und Kuzguncuk zu beiden Seiten des Bosporus
beheimatet waren, lebten die "Aschkenasim" vornehmlich im Stadtteil
Galata. Dort entwickelte sich ein "ethno-spezifisches" Leben in einer
Art Enklave, ähnlich den "Schtetls" Osteuropas.
Quelle: http://derstandard.at/?id=1483597