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  • yossarian

mehr als 1000 Beiträge seit 20.06.2000

Ich mag Strauß, aber warum verteidigst DU ihn?

Galgenstein schrieb am 6. September 2006 13:20

> man mag Strauß seine Kraftmeiereien ja vorwerfen, aber ihn hier mit
> A. in einen Topf zu werfen, ist eine Diffamierung eines politischen
> Gegners, der sich aus dem Grab heraus kaum wehren kann.

Ahmadinedschad lebt doch noch. ;-)

> Strauß war, wenn man so will, ein konservativer Pragmatiker

Ganz und gar nicht. Er war ein fortschrittlicher Visionär, was seine
zahlreichen Pläne belegen, die niemals umgesetzt wurden. Daneben war
er allerdings auch fürs politische Alltagsgeschäft sehr begabt.

> , der nie
> einen Hehl aus seiner Verachtung für Totalitarismus, ob von Links
> oder von Rechts, gemacht hat.

Totalitär war Strauß lieber selbst.

> Er war geprägt von den Ereignissen der
> Vorkriegszeit,

Er war ein Einser-Schüler, Top-Sportler (Bayrischer Straßenmeister im
Radfahren) und als Student Stipendiat beim Maximilaneum. Ein sehr
schlauer Mann, aber keinesfalls kritisch gegenüber dem System.
Geprägt von der Vorkriegszeit: So ein Schwachsinn. Da hat Strauß
lediglich gelernt, daß man mit dem System spielen muß, wenn man
selbst später mal das System verändern will. Und das hat er gemacht.

> der Erfahrung wie leicht eine wohlmeinendes Bürgertum
> gegenüber den Feinden der Freiheit  einzuknicken bereit ist.

Wer die Feinde der Freiheit bekämpft, ist selbst ein Feind der
Freiheit.
Strauß hat sich nie mit solchen seltsamen Ideen wie Freiheit
beschäftigt, sondern mit Macht.

 In einer
> Zeit, da es schick wurde die Verhältnisse in der DDR schön zu reden
> (Tenor: auch die sind frei, ist aber eben eine andere Form der
> Freiheit, die genauso legitim ist), war er der vielleicht
> unermüdlichste Warner vor dem gefahrvollen Weg auf den man sich
> begibt, wenn man die Grundlagen der Verfassung aus Bequemlichkeit
> hintenanstellt.

Ach so. Deswegen hat Strauß seinem Kumpel Honecker auch 1 Mrd. Euro
Taschengeldkredit zugeschustert. Netto ist Strauß der größte
Kommunistenunterstützer, den die BRD je hatte.

> Strauß ist Geschichte

Strauß ist hochaktuell. Gerade in der Person des Ahmadinedschad, der
m.E. seinen Wiedergänger darstellt.

Bayern ist unter Strauß nicht schlecht gefahren, der Iran prosperiert
unter Ahmadinedschad ebenfalls. Genauso wie im Iran des
Ahmadinedschad die Damen das Kopftuch immer offener tragen, und auf
teheraner Parties gut gebechert wird, genauso entstanden auch im
konservativen Bayern des FJS die FKK-Strände in den Isarauen und das
Bier im Biergarten war billig.

Gerade die sexuelle Freiheit ist in konservativen Systemen gar nicht
mal schlecht dran. Aber das versteht man erst, wenn man etwas älter
ist.

Und es ist noch gar nicht so lange her, daß auch in Bayern eine Frau
als unschickliche Schlampe galt, wenn sie ihr Haar offen trug und
nicht unter einem Kopftuch verbarg: Auch das ist wieder eine
Parallele zum Iran. Gerade WEIL die klerikale Tradition in Bayern
noch wirkmächtig ist, kann man als aufgeklärter Bayer den Iran
vielleicht etwas besser verstehen.

In ein paar Tagen besucht Großmullah Benedict IxVauI seine Heimat.
Wenn Ahmadinedschad cool wäre, würde er kommen.

> geprägt war, dass man den Vormarsch des Kommunismus eindämmen müßte.
> Das war die Situation in den sechziger und in den siebziger Jahren.
> Diese Situation besteht heute nicht mehr.

Heute heißt das: "Vormarsch des Islam" Ansonsten ist alles gleich
geblieben.
Feindbilder wechseln, aber einen Feind braucht man immer.

mfG, yossarian

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