Erst einmal vorweg: es spricht rein gar nichts dagegen, die Rhetorik,
Propaganda und Motive eines Staatschefs zu hinterfragen.
Problematisch wird es dann, wenn die Weltgeschichte nur noch durch
das Schlüsselloch der US-Kritik betrachtet wird.
Der Artikel erweckt irgendwie den Eindruck, dass es außerhalb der
Rhetorik, Propaganda und Politik des Bush-Amerika überhaupt keine
Missstände gibt, und dass die Weltgeschichte eine Abfolge von
US-Interventionen und US-gelenkten Entwicklungen wäre. Die USA werden
zur Übermacht aufgebauscht, die irgendwie bei jeder unglücklichen
Entwicklung der Weltgeschichte entscheidend mitgewirkt hat.
Ich nenne das eine "USA-Neurose", die Zwangsvorstellung, dass die USA
und ihre politischen Führer die Weltgeschichte determinieren.
Um zu verdeutlichen, was ich damit eigentlich aussagen will, möchte
ich ein konkretes Beispiel nennen:
ZITAT RÖTZER:
"Die Schiiten sind nur ein anderer Aspekt der Gefahr, die von den
islamistischen Terrornetzwerken ausgeht. Noch dazu ein viel älterer,
denn schließlich haben die schiitischen Extremisten bereits 1979 im
Iran die Macht an sich gerissen, eine Tyrannei aufgebaut und die
Mittel des Landes benutzt, um Terror zu verbreiten und ihren
radikalen Plan zu verfolgen. Dass dabei die US-Regierung auch ihre
Hand im Spiel hatte, eine demokratische iranische Regierung stürzte,
die Diktatur des Schahs unterstützte und schließlich Saddam Hussein
im Kampf gegen den Iran half, während Rumsfeld und die US-Regierung
damals den irakischen Einsatz von chemischen Kampfstoffen übersahen,
bleibt natürlich in dem sorgfältig gestrickten Bild des Ideologen
eine Leerstelle."
ZITAT ENDE
Rötzer stellt es einerseits so dar, als müsse sich Bush jeder
Stellungnahme und Verkündung einer Politik enthalten, weil seine
Vorgänger bestimmte Fehler gemacht oder eine ganz andere Politik
betrieben haben. Das ist natürlich Quatsch. Für das heutige Amerika
ist es unerheblich, ob man 1954 beim Putsch gegen Mossadegh geholfen
hat. Was zählt ist die heutige Situation. Wer sich aufgrund der
Geschichte jeglicher Handlungen enthält, der hat bereits kapituliert.
(Es ist aber sehr interessant und schlüssig, dass diese
Geisteshaltung gerade in Deutschland so weit verbreitet ist. Hier
wird ein deutscher Komplex auf den Rest der Welt projiziert.)
Zugleich stellt Rötzer es so dar, als seien die USA die Triebfeder
hinter all diesen geschichtlichen Entwicklungen gewesen. Als wäre
Iran in den 40er/50er-Jahren, als Mossadegh an die Macht kam, kein
zutiefst gespaltenes, stets am Rande des Bürgerkriegs lavierendes
Land gewesen. Als wäre die CIA-Hilfe für den Putsch gegen Mossadegh
nicht nur ein kleiner Faktor in einer langen Reihe von Faktoren, die
zum Sturz des demokratisch gewählten Regierungschefs geführt haben,
gewesen. Als hätte es nur diese CIA-Hilfe gegeben, und nicht auch die
Unterstützung von anderen Mächten. Als wären die USA die einzigen
gewesen, die den Schah unterstützt haben. Als hätte der Schah sich
nur mit Hilfe der USA im Sattel halten können. Als hätten allein die
USA den Krieg zwischen Iran und Irak angezettelt, und als ob er nicht
das Resultat von jahrzehntelangen Grenzstreitigkeiten gewesen wäre.
Als ob die USA der Hauptunterstützer von Saddam Husseins Irak gewesen
wären, und nicht etwa die Sowjetunion und Frankreich (die USA trugen
weniger als 1% der ausländischen Militärhilfen für Irak bei, UdSSR
über 60%, Frankreich 18%). Als hätte es die "Iran-Contra-Affäre"
nicht gegeben, die offenbarte, dass die USA trotz iranischer
Revolution auch Iran weiter unterstützten. Als ob das Gas Saddams aus
amerikanischen Anlagen und nicht aus deutschen gestammt hätte. Et
cetera, et cetera...
Was ich also sagen will ist, dass diese Verbiegungen, Verengungen und
Zuspitzungen auf die US-Politik Ausdruck einer kapitalen Neurose
sind, die amerikanische Handlungen stets überrepräsentiert darstellt
und andere Akteure und Hintergründe somit konsequent ausblendet. Das
ist als würde man durch ein Vergrößerungsglas immer nur die USA
betrachten und jeden kleinen und größeren Makel vierfach vergrößert
sehen, und alle anderen Faktoren einfach ausblenden.
Propaganda und Motive eines Staatschefs zu hinterfragen.
Problematisch wird es dann, wenn die Weltgeschichte nur noch durch
das Schlüsselloch der US-Kritik betrachtet wird.
Der Artikel erweckt irgendwie den Eindruck, dass es außerhalb der
Rhetorik, Propaganda und Politik des Bush-Amerika überhaupt keine
Missstände gibt, und dass die Weltgeschichte eine Abfolge von
US-Interventionen und US-gelenkten Entwicklungen wäre. Die USA werden
zur Übermacht aufgebauscht, die irgendwie bei jeder unglücklichen
Entwicklung der Weltgeschichte entscheidend mitgewirkt hat.
Ich nenne das eine "USA-Neurose", die Zwangsvorstellung, dass die USA
und ihre politischen Führer die Weltgeschichte determinieren.
Um zu verdeutlichen, was ich damit eigentlich aussagen will, möchte
ich ein konkretes Beispiel nennen:
ZITAT RÖTZER:
"Die Schiiten sind nur ein anderer Aspekt der Gefahr, die von den
islamistischen Terrornetzwerken ausgeht. Noch dazu ein viel älterer,
denn schließlich haben die schiitischen Extremisten bereits 1979 im
Iran die Macht an sich gerissen, eine Tyrannei aufgebaut und die
Mittel des Landes benutzt, um Terror zu verbreiten und ihren
radikalen Plan zu verfolgen. Dass dabei die US-Regierung auch ihre
Hand im Spiel hatte, eine demokratische iranische Regierung stürzte,
die Diktatur des Schahs unterstützte und schließlich Saddam Hussein
im Kampf gegen den Iran half, während Rumsfeld und die US-Regierung
damals den irakischen Einsatz von chemischen Kampfstoffen übersahen,
bleibt natürlich in dem sorgfältig gestrickten Bild des Ideologen
eine Leerstelle."
ZITAT ENDE
Rötzer stellt es einerseits so dar, als müsse sich Bush jeder
Stellungnahme und Verkündung einer Politik enthalten, weil seine
Vorgänger bestimmte Fehler gemacht oder eine ganz andere Politik
betrieben haben. Das ist natürlich Quatsch. Für das heutige Amerika
ist es unerheblich, ob man 1954 beim Putsch gegen Mossadegh geholfen
hat. Was zählt ist die heutige Situation. Wer sich aufgrund der
Geschichte jeglicher Handlungen enthält, der hat bereits kapituliert.
(Es ist aber sehr interessant und schlüssig, dass diese
Geisteshaltung gerade in Deutschland so weit verbreitet ist. Hier
wird ein deutscher Komplex auf den Rest der Welt projiziert.)
Zugleich stellt Rötzer es so dar, als seien die USA die Triebfeder
hinter all diesen geschichtlichen Entwicklungen gewesen. Als wäre
Iran in den 40er/50er-Jahren, als Mossadegh an die Macht kam, kein
zutiefst gespaltenes, stets am Rande des Bürgerkriegs lavierendes
Land gewesen. Als wäre die CIA-Hilfe für den Putsch gegen Mossadegh
nicht nur ein kleiner Faktor in einer langen Reihe von Faktoren, die
zum Sturz des demokratisch gewählten Regierungschefs geführt haben,
gewesen. Als hätte es nur diese CIA-Hilfe gegeben, und nicht auch die
Unterstützung von anderen Mächten. Als wären die USA die einzigen
gewesen, die den Schah unterstützt haben. Als hätte der Schah sich
nur mit Hilfe der USA im Sattel halten können. Als hätten allein die
USA den Krieg zwischen Iran und Irak angezettelt, und als ob er nicht
das Resultat von jahrzehntelangen Grenzstreitigkeiten gewesen wäre.
Als ob die USA der Hauptunterstützer von Saddam Husseins Irak gewesen
wären, und nicht etwa die Sowjetunion und Frankreich (die USA trugen
weniger als 1% der ausländischen Militärhilfen für Irak bei, UdSSR
über 60%, Frankreich 18%). Als hätte es die "Iran-Contra-Affäre"
nicht gegeben, die offenbarte, dass die USA trotz iranischer
Revolution auch Iran weiter unterstützten. Als ob das Gas Saddams aus
amerikanischen Anlagen und nicht aus deutschen gestammt hätte. Et
cetera, et cetera...
Was ich also sagen will ist, dass diese Verbiegungen, Verengungen und
Zuspitzungen auf die US-Politik Ausdruck einer kapitalen Neurose
sind, die amerikanische Handlungen stets überrepräsentiert darstellt
und andere Akteure und Hintergründe somit konsequent ausblendet. Das
ist als würde man durch ein Vergrößerungsglas immer nur die USA
betrachten und jeden kleinen und größeren Makel vierfach vergrößert
sehen, und alle anderen Faktoren einfach ausblenden.