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  • Maxim Issajew

mehr als 1000 Beiträge seit 12.04.2018

Re: Wie fördert man die Ausbeutung des Waldes

Frau Aigner führt in ihrem Artikel an, das Waldbrände in Sibirien nicht unnormal seien. Das ist für einen umweltbewegten Menschen ein derartig großer Realitätssinn, das er Lob und Anerkennung verdient.
Was Frau Aigner offensichtlich nicht verstanden hat, ist die tatsache, das Waldbrände im borealen Nadelwald sowohl unausweichlich - gerade in unberührten, also "natürlichen" Wäldern - als auch für das Überleben des Ökosystems dringend notwendig sind.
Dazu muss man allerdings zunächst einmal anerkennen, das es sich bei einem Baum um einen lebenden Organismus handelt. Und wie alle lebenden Organismen sterben auch Bäume, ganz ohne menschliches Zutun. Das ist vielen umweltbewegten Menschen so nicht bewußt, da die natürliche Lebensdauer eines Baumes über deren Zeithorizont liegt, Bäume also "immer" da sind, und weil ein Großteil der Bäume in Deutschland vom Menschen "ermordet", also gefällt wird.
Der abgestorbene Baum kann nun weder in seinen Blättern bzw. Nadeln, noch in seinen Wurzeln noch nennenswerte Mengen Wasser speichern, er trocknet aus und bildet rein technisch gesehen, eine Brandlast. Sehen wir in Deutschland nicht so häufig, da Totholz aus bewirtschafteten Wäldern regelmäßig entfernt wird. Da in borealen Wäldern die Bäume eines bestimmten Gebietes meist von der gleichen Art und vom gleichen Alter sind, sterben sie auch ungefähr zur gleichen Zeit ab, es kommt also zeimlich viel totes, trockenes Holz auf einem haufen zusammen. Und das kann dann eben durch Blitzschlag leicht entzündet werden. Ändern kann man das nur, indem amn auch diese Wälder vom Totholz befreit, also bewirtschaftet - das blanke Gegenteil von unberührter Natur also. Soviel zur Zwangsläufigkeit.
Die Notwendigkeit ergibt sich aus der hohen Streuauflage der borealen Laubwälder. Damit ein neuer Baum wächst, muss der Samen im Boden erst einmal wurzeln. Da die Streuauflage aber so dick und so dicht ist, schaffen es die Samen gar nicht bis zum Erdboden, schlagen keine Wurzeln und werden dann nicht zu neuen Bäumen. Also muss diese Streuauflage weg - und genau das passiert beim Waldbrand. Ein Waldbrand ist also eine zwingend notwendige Voraussetzung, das neuer Wald überhaupt erst entstehen kann. Die Alternative wäre hier die maschinelle Entfernung der Streuauflage, also wieder Bewirtschaftung.
Die Tasache, das in einem Gebiet die Streuauflage durch ein Feuer vernichtet wird, führt dann dazu, das in diesem Gebiet in kurzer Zeit viele Samen wurzeln können, was wieder dazu führt, das die Bäume in diesem Waldstück ungefähr das gleiche Alter haben, was dann wieder zum (fast) gleichzeitigen Absterben und damit den Voraussetzungen für den nächsten Wladbrand führt. Ziemlich clever von Mutter Natur.
Diese Walbrände kommen also ziemlich regelmäßig - und erschreckend häufig. In trockenen Gebieten passiert diese "Feuerroatation" alle 50 bis 100 Jahre. Das bedeutet, das jährlich 1 bis 2% der Waldfläche in Alaska und Kanada abbrennen (müssen), um das ökologische Gleichgewicht zu erhalten.
In den feuchten Gebieten sind das 300 bis 500 Jahre, also ungefähr 0,2% der Waldfläche.
Die russische Taiga umfasst übrigens 5,5 Millionen Quadratkilometer Fläche.
Die Schweiz hat eine Fläche von rund 41.000 Quadratkilometern.

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