Gerade für eine Regierung, die im Wahlkampf steht, MUSS das Leben eines Oppsitionellen in staatlichem Gewahrsam sakrosankt sein. Auch in Russland.
Jetzt ist Nawalny offenbar verstorben. In verschärfter Haft, in einem Lager am Polarkreis sollte er zumindest für das kommende Jahrzehnt aus dem politischen Verkehr gezogen werden. Eigentlich ist das so, als wenn Olaf Scholz als Bundeskanzler plötzlich Alice Weidel, Sahra Wagenknecht oder Friedrich Merz irgendwohin verbannen würde. Unvorstellbar für mitteleuropäische Verhältnisse.
Immerhin: Nawalnys Gerichtsverhandlungen wurden öffentlich übertragen. Er ließ dabei offenbar kaum eine Gelegenheit aus, die russische Gerichtsbarkeit, die Regierung, den Präsidenten Putin seinerseits anzuklagen und zu verhöhnen.
Auch durfte er wohl regelmäßig Besuch durch Freunde und Anwälte empfangen. Seine Videostatements gelangten auf diesem Weg ebenso regelmäßig in westliche Medien. (Was mich immer wieder überrascht hat.)
Dass er insbesondere im Westen zum "größten Gegner Putins" hochgeschrieben wurde und quasi Heiligenstatus genoss, dürfte ihm v.a. bei seinem eigenen Volk eher geschadet haben. Denn das historische Gedächtnis der Russen hat die Geschichte der letzten mehr als 200 Jahre nicht vergessen, in denen der Feind, von Napoleon bis Hitler und später der USA immer aus dem Westen kam.
Hätte man Nawalny wirklich helfen wollen, hätte unser polit-medialer Komplex durchaus geschickter handeln können. Aber es ging nicht um Nawalny, sondern um einen Hebel, der halbwegs geeignet schien, das ungeliebte russische Regime in Moskau aufzubrechen. "Divide et impera!". Wie schon im Ukrainekonflikt, gilt Brzezinskis Maßgabe vom "containment", der Eindämmung russischer Interessen mit dem Ziel "Pax Americana".
Die westlichen Reaktionen und Krokodilstränen zu Nawalnys Tod scheinen zu bestätigen, dass man diesen geopolitisch zu instrumentalisieren beabsichtigt. Meine Zustimmung findet das nicht. Wir sind mit der Zielrichtung "Wandel durch Handel", die die Grundlage der Ostpolitik Willy Brandts und Egon Bahrs bildete, besser gefahren. Hier stand am Ende Entspannung und der friedliche Zusammenbruch des sog. "Ostblocks".
Heute - siehe Münchner Sicherheitskonferenz - geht es um Aufrüstung, um das Einschwören der Bevölkerung auf kriegerische Zeiten. Russland, das eigentlich der bevorzugte Gesprächspartner sein sollte, wenn man Entspannung verfolgt, wurde demonstrativ gar nicht erst eingeladen. ENDE OFFEN! GEFAHR NICHT GEBANNT!
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (17.02.2024 09:36).