Pany spricht es nicht aus, aber die Sorge, die ihn persönlich umtreibt ist, dass sich mittelfristig auch in Algerien islamistische Strömungen durchsetzen. Das fürchtet er wie der Teufel das Weihwasser.
Weil der Islamismus, als Spielart rechter Ideologien, das Problem und das rücksichtslose Vorgehen gegen ihn gerechtfertigt sei. Der heutige Stand der Dinge scheint, ich wähle das Wort nicht zufällig, Recht zu geben. Ausgeblendet wird, dass es westliche Machinationen waren, die die islamistischen Bewegungen gross gemacht haben. Ursprünglich die rücksichtslose Kolonialpolitik, später die Gier nach fossilen Brennstoffen, die in den Augen der westlichen Vormächte jeden Machiavellismus rechtfertigt. Darunter die grenzenlose Manipulation und Instrumentalisierung islamistischer Bewegungen und darunter zuvorderst der radikalsten, vom saudischen Salafismus inspierierten Tendenzen, im Kampf gegen den Todfeind Sozialismus, bzw. alles, was man dafür hielt. Und, um auf Algerien zu kommen, die vorbehaltlose Unterstützung des algerischen Regimes, der ehemaligen Todfeinde, als es darum ging, den Wahlsieg der islamistischen FIS ungeschehen zu machen.
Diese algerische Ursünde, die in einen grauenhaften, allseits mit äusserster Brutalität geführten Bürgerkrieg mündete, bzw. deren vielleicht noch nicht ausgestandene Folgen, stecken hinter dem Anführen der diversen Bedenkenträger, mit denen der Autor an sich nicht sympathisiert. Statt sich, wie es einem Linken geziemte, mit den gesellschaftlichen Hintergründen, der ökonomischen Situation zu befassen. Bouteflicka hat zwei Jahrzehnte die wogenden Wasser beruhigt, indem er grosse Teile der Ölrente an strategischen Stellen über sie ausgeschüttet hat. Seit diese aber geschrumpft ist, andererseits die Bevölkerung stetig zunimmt, geht die Rechnung nicht mehr auf. Die Währungsreserven haben massiv abgenommen, neoliberale Enteignungsstrategien werden vermehrt angewendet. Die Unzufriedenheit nimmt zu. Was nützt eine gute Ausbildung ohne entsprechende Arbeitsplätze? Wie aber sollen solche geschaffen werden, wenn die globale kapitalistische Produktionsmaschine die 45 Millionen Algerier problemlos mitversorgt?
Die jetzt auf der Strasse sind wissen, was sie nicht mehr wollen, haben aber, wie im Übrigen auch die Herren des Kapitalismus, keine blasse Ahnung, wie denn die Lösung aussehen könnte. In der Tat ist die globalökonomische Funktion Algeriens, die es zu einer Extraktionswirtschaft verdammt, im gegebenen Rahmen nicht revidierbar. Dies aber schliesst das Gros der algerischen Jugend von den Wohltaten des Kapitalismus grundsätzlich aus. Und das ist das eigentliche Problem.