BE NI schrieb am 15.12.2024 14:26:
Was meinen sie denn mit Demokratie?
- das, was die Philosophen darunter verstehen?
„So gilt es, will ich sagen, für demokratisch, dass die Besetzung der Ämter durch das Los geschieht, und für oligarchisch, dass sie durch Wahl erfolgt.“ (Aristoteles); „Wahl durch Los entspricht der Natur der Demokratie, Wahl durch Abstimmung der Natur der Aristokratie.“ (Montesquieu)
Ich nehme mal an, dass Aristoteles sich auf ein Wahlverfahren bezieht, das nur Eliten ein Wahlrecht einräumt. Das ist natürlich kaum als demokratisch zu bezeichnen, da das δήμος (demos) das Volk ist (und nicht nur ein kleiner Teil davon, dazu noch mit ausgeprägten Partikularinteressen) und κρατεία (kratia) so viel wie "Herrschaft" bedeutet.
Hier ist es aber nicht so, da gilt "One (wo)man, one vote". Jeder Bürger wählt. Und es gibt auch ein großes Angebot. Wenn man trotzdem den Eindruck hat, dass unsere Demokratie aristokratische Züge trägt oder die gewählten Politiker an den Interessen vieler Bürger, möglicherweise zuweilen sogar an der Mehrheit vorbei regiert, dann liegt das daran, dass viele ihren Interessen nicht Ausdruck verleihen (nicht wählen gehen) oder gegen ihre Interessen stimmen - weil sie sich z.B. von der Bildzeitung irgendeinen Scheiß einreden lassen.
Aktuelles Beispiel: Elon Musk wurde demokratisch gewählt. Er wird den immensen politischen Einfluss, dem ihm seine Wähler beschert haben, dafür nutzen, seinen bereits jetzt unappetitlichen Reichtum weiter zu mehren, zu Lasten des Gemeinwohls - was Musks Wähler schon bald zu spüren bekommen werden. Das würde ich nicht nur als aristokratisch, sondern als oligarchisch bezeichnen.
Politisch bilden und selber denken wäre wohl die einzig gute Lösung.
Gegen den Willen der Mehrheit, ja? Demokratisch?
Der Punkt ist hier, dass irgendwo die Macht sein muss. Man kann sie nicht alle 5 Minuten weitergeben, ohne dass der Laden zusammenbricht, und man kann nicht über alles unmittelbar das Volk befragen. Das mündet dann in Anarchie oder zumindest in eine Diktatur der Bildzeitung. Irgendwie muss auch eine Linie in den Entscheidungen stecken, es müssen Weichen für eine mittel- bis langfristige Zukunft gestellt werden können - sonst können wir nach Hause gehen.