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  • aquadraht

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Exlinke Braesigkeit

Burks schrieb am 31. Mai 2004 19:47

> Niemand wird hier "Kultur" definieren können. Der Karneval reduziert
> "Kultur" vordergründig auf Ethnizität (was übersetzt sowieso
> "völkisch" heisst.)

Ich sehe nicht, dass "der Karneval" das taete. Weder die
mitwirkenden Menschen noch die Zuschauer.

Gewiss ist die Feier und Praesentation von Folklore keine
politische Demonstration, das ist auch nicht intendiert.
Aber wohl keiner der Mitwirkenden will "voelkische" Ab-
und Ausgrenzungen evozieren oder demonstrieren. Das ist
eine diffamierende Projektion.

Die Menschen, die an dieser Veranstaltung mitwirken oder sie
besuchen, treten in aller Regel fuer das Miteinander unter
Achtung und Bewahrung von Eigentuemlichkeiten aus sozialer,
nationaler und ethnischer Herkunft ein, und damit fuer das
genaue Gegenteil einer verordneten "Leitkultur", von Zwangs-
sprachkursen fuer jede anatolische Oma oder was sich die
Fremdenfeinde noch an Schikanen einfallen lassen.

Aber natuerlich ist das ein Fest, ein Karneval, jedem ist
klar, dass die Leute nicht bei der Arbeit oder alltags auf
der Strasse in den Kostuemen rumrennen, mit denen sie sich
dort praesentieren.


> Was ist "deutsche Kultur", was eine andere? Und was macht dann die
> "Kulturen" auf dem Karneval aus?

Ich habe das oben zu beantworten versucht.Ich kenne den Notting Hill
Carnival recht gut, einschliesslich der abendlichen riots, die denen
in Kreuzberg am 1.Mai aufs Haar gleichen. Der Unterschied liegt nicht
in dem Charakter des Umzugs am Tage. Der hat starken Familienfest-
charakter und ist im Kern nicht politischer oder unpolitischer als
die Kreuzberger Veranstaltung, nur anders, insofern sich hier die
caribischen Migranten feiern, nicht alle Minoritaeten Londons.Sie
sprechen aber sehr wohl von einer "caribbean culture", wenn man sie
nach dem Wesen des Ereignisses fragt. Die dort hingehen (ich habe
Bekannte dort, die aus der Karibik stammen - jedenfalls ein
Elternteil), machen das auch nicht hehrer Ziele willen, sondern
weil es ein tolles Ereignis in einem sonst nicht einfachen Leben
in UK ist. Und die besagte Bekannte kommt auch haeufig (dieses
Jahr mal nicht) zum Karneval der Kulturen nach Berlin und sieht
da durchaus Parallelen.

Die Defizite der Migrationspolitik der BRD sollen dabei nicht
geleugnet werden. Es ist niederschmetternd, dass Menschen, die
hier seit Jahrzehnten leben oder gar geboren sind, immer noch
als "Auslaender" gelten, woran Rotgruen nur wenig geaendert hat.
Das ist aber eine andere Baustelle und kein Grund, nicht zu feiern.

Mich erschuettert ein wenig der Missmut und die Braesigkeit, mit
der Sie an dieser Veranstaltung herummaekeln. Veraergerter als Sie
ueber diese Veranstaltung sind nur noch die Nazis, die nicht muede
werden, das "Scheitern von Multikulti" gebetsmuehlenhaft zu
beschwoeren.

a^2

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