M.McLuhan schrieb am 1. Juni 2004 11:08
> ...sie denken, dass Berlin super toll ist.
Kommt darauf an, was man 'super toll' findet.
> Das ist aber nicht der Fall. Berlin ist ein
> schitzophrene Pleitestadt
Was auch seinen Charme hat.
> mit einer völlig provinziellen Politiker- und
> Wirtschaftskaste, die noch aus der Insellage
> her stammt, und die Stadt wie früher auch aussaugt.
Da muss ich dir leider rechtgeben, zumindest was
die Politiker angeht. Aber wen meinst du eigentlich
mit /Wirtschaft/? gibt es hier noch irgendwelche
bedeutende Unternehmen? Uebrigens finde ich die
gewachsene Korruption in Berlin noch ganz harmlos
und offen fuer Neuzugaenge. Kein Vergleich mit den
Inzestgemeinschaften z.B. in Bremen.
> [...]
> Wenn man aus der reichen schwäbischen Provinz zum
> studieren nach Berlin kommt [...]
He, das mit dem Schwaebischen war nur das uebliche
Klichee, auch wenn's hier in Kreuzberg 61 schon
auffaellt, das anmassende und wenig gelassene
oeffentliche Rede oft mit dem Suedwestdialekt
daherkommt.
> [...]
> "Kommt nicht her". Ja, ja, das ist der typische
> Berliner Hilferuf gegen die Invasion der Fremden.
> Und ich verstehe das auch.
Eben so war es gemeint: wer die unglaublichen
sozialen Unterschiede und andere Haerten der
Grossstadt nicht ertragen kann, soll sich nicht
darueber beklagen (das darf er getrost den
Betroffenen ueberlassen), sondern sich gar nicht
erst antun.
> Aber was macht Berlin, wenn das Geld von außen
> ausbleibt. Berlin ist selbst überhaupt nicht
> lebensfähig.
Jede grosse Stadt braucht ihr Umland. Das Berliner
Umland ist ja stellenweise ganz angenehm, aber leider
wirtschaftlich ueberhaupt nicht mit dem Speckguertel
Hamburgs oder dem Rhein-Main-Gebiet zu vergleichen.
> Potsdamer Platz,
Ein Friedhof mitten in der Stadt.
> Lehrter Bahnhof,
Noch ein Fernbahnhof, der miserabel an die U-Bahn
angeschlossen ist. Geruechten zufolge soll der sogar
eroeffnet eroeffnet werden. Hoffentlich sind bis
dahin nicht die schon lange fertggestellten
oberirdischen Bauten verrottet.
> Regierungsviertel: Das ist werder Berlin, noch von
> Berlin bezahlt.
Waere ja auch noch schoener, wenn die Bundesregierung
sich das alles von der Stadt bezahlen lassen wuerde.
> Alles von außen. Warum gibt es in Berlin eine
> Zeitwohnungsteuer?
Gibt's das?
> Damit sich alle die von außen kommen in Berlin mit
> Hauptwohnsitz anmelden, und die Stadt dann vom
> Länderfinanzausgleich einen haufen Geld pro Nase
> bekommt.
Jede Stadt ist interessiert daran, dass ihre Bewohner
auch bei ihr gemeldet sind, Stichwort: Einkommenssteuer.
Wenn Berlin das Problem auf diese Weise loesen kann,
wuerde ich das ausnahmsweise mal eine kluge Politik
nennen. Andere Staedte haben damit naemlich massive
Probleme, z.B. Bremen.
> Wenn man über das Thema spricht sollte man nicht nur
> eine Berliner Kneipentour gemacht haben. Was in
> Berlin abgeht ist vor allem völlig pervers.
Zugegeben: ich bin selber Zugezogener. Pervers wuerde
ich die Zustaende in Berlin aber nicht nennen. Es hat
auch einige Vorteile, in einer total
heruntergewirtschafteten Stadt zu leben: wo die meisten
mit wenig Geld auskommen muessen, braucht man selber
auch nicht viel zu verdienen, soll heissen: muss
weniger arbeiten. Ausserdem befluegelt's die
Kreativitaet der Leute. Die Unternehmungen kommen und
gehen, und wenn nach einem Jahr wieder Schluss ist
mit der Geschaeftsidee, ist's auch nicht so tragisch.
In London z.B. ist's genauso, wobei Berlin noch den
Vorteil hat, dass hier so gut wie keine no-go-areas
gibt, in denen man sich nachts besser nicht mehr
blicken laesst.
Gruss
> ...sie denken, dass Berlin super toll ist.
Kommt darauf an, was man 'super toll' findet.
> Das ist aber nicht der Fall. Berlin ist ein
> schitzophrene Pleitestadt
Was auch seinen Charme hat.
> mit einer völlig provinziellen Politiker- und
> Wirtschaftskaste, die noch aus der Insellage
> her stammt, und die Stadt wie früher auch aussaugt.
Da muss ich dir leider rechtgeben, zumindest was
die Politiker angeht. Aber wen meinst du eigentlich
mit /Wirtschaft/? gibt es hier noch irgendwelche
bedeutende Unternehmen? Uebrigens finde ich die
gewachsene Korruption in Berlin noch ganz harmlos
und offen fuer Neuzugaenge. Kein Vergleich mit den
Inzestgemeinschaften z.B. in Bremen.
> [...]
> Wenn man aus der reichen schwäbischen Provinz zum
> studieren nach Berlin kommt [...]
He, das mit dem Schwaebischen war nur das uebliche
Klichee, auch wenn's hier in Kreuzberg 61 schon
auffaellt, das anmassende und wenig gelassene
oeffentliche Rede oft mit dem Suedwestdialekt
daherkommt.
> [...]
> "Kommt nicht her". Ja, ja, das ist der typische
> Berliner Hilferuf gegen die Invasion der Fremden.
> Und ich verstehe das auch.
Eben so war es gemeint: wer die unglaublichen
sozialen Unterschiede und andere Haerten der
Grossstadt nicht ertragen kann, soll sich nicht
darueber beklagen (das darf er getrost den
Betroffenen ueberlassen), sondern sich gar nicht
erst antun.
> Aber was macht Berlin, wenn das Geld von außen
> ausbleibt. Berlin ist selbst überhaupt nicht
> lebensfähig.
Jede grosse Stadt braucht ihr Umland. Das Berliner
Umland ist ja stellenweise ganz angenehm, aber leider
wirtschaftlich ueberhaupt nicht mit dem Speckguertel
Hamburgs oder dem Rhein-Main-Gebiet zu vergleichen.
> Potsdamer Platz,
Ein Friedhof mitten in der Stadt.
> Lehrter Bahnhof,
Noch ein Fernbahnhof, der miserabel an die U-Bahn
angeschlossen ist. Geruechten zufolge soll der sogar
eroeffnet eroeffnet werden. Hoffentlich sind bis
dahin nicht die schon lange fertggestellten
oberirdischen Bauten verrottet.
> Regierungsviertel: Das ist werder Berlin, noch von
> Berlin bezahlt.
Waere ja auch noch schoener, wenn die Bundesregierung
sich das alles von der Stadt bezahlen lassen wuerde.
> Alles von außen. Warum gibt es in Berlin eine
> Zeitwohnungsteuer?
Gibt's das?
> Damit sich alle die von außen kommen in Berlin mit
> Hauptwohnsitz anmelden, und die Stadt dann vom
> Länderfinanzausgleich einen haufen Geld pro Nase
> bekommt.
Jede Stadt ist interessiert daran, dass ihre Bewohner
auch bei ihr gemeldet sind, Stichwort: Einkommenssteuer.
Wenn Berlin das Problem auf diese Weise loesen kann,
wuerde ich das ausnahmsweise mal eine kluge Politik
nennen. Andere Staedte haben damit naemlich massive
Probleme, z.B. Bremen.
> Wenn man über das Thema spricht sollte man nicht nur
> eine Berliner Kneipentour gemacht haben. Was in
> Berlin abgeht ist vor allem völlig pervers.
Zugegeben: ich bin selber Zugezogener. Pervers wuerde
ich die Zustaende in Berlin aber nicht nennen. Es hat
auch einige Vorteile, in einer total
heruntergewirtschafteten Stadt zu leben: wo die meisten
mit wenig Geld auskommen muessen, braucht man selber
auch nicht viel zu verdienen, soll heissen: muss
weniger arbeiten. Ausserdem befluegelt's die
Kreativitaet der Leute. Die Unternehmungen kommen und
gehen, und wenn nach einem Jahr wieder Schluss ist
mit der Geschaeftsidee, ist's auch nicht so tragisch.
In London z.B. ist's genauso, wobei Berlin noch den
Vorteil hat, dass hier so gut wie keine no-go-areas
gibt, in denen man sich nachts besser nicht mehr
blicken laesst.
Gruss