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  • Zetscho

mehr als 1000 Beiträge seit 03.02.2004

Unterschiede finde ich toll, schließlich sind wir alle gleich :)

Herr Tierlieb schrieb am 31. Mai 2004 23:01

> > Aber der Kulturkreis, in der ein Mensch aufwächst, prägt ihn in der
> > Art und Weise, wie er seine Person zum Ausdruck kommen läßt, und zwar
> > ein Leben lang. Multikultur heißt, dass Menschen, die in einer
> > Vielfalt co-existierender _verschiedener_ Kulturen leben, davon
> > kulturell und mental profitieren, eben wegen den Unterschieden.
>
> Hier aber nicht. Ist es nicht eher die Erfahrung des
> Nichtunterschiedes, die einen "kulturtoleranten" Menschen ausmacht,
> der sich in der Gesellschaft (der politischen Gemeinschaft) zu
> bewegen weiß? Der eben nicht die "Angst vor dem Andersartigen" hat?

 Was ich sagen wollte, ist, dass ich denke, dass jeder Mensch,
unabhängig von seiner Herkunft, zwar die gleichen menschlichen
Eigenschaften hat, sich also zunächst nur individuell, nicht
kulturell, in seinen Wünschen, Bedürfnissen und Gedanken etc.
unterscheidet, aber in der Ausprägung dieser menschlichen
Eigenschaften von seinen Erfahrungen in der Kindheit geprägt wurde.
Diese Erfahrungen sind eben auch von dem Kulturkreis, also ähnlicher
Kollektivprägung, in der ein Mensch aufgewachsen ist, beeinflußt. Ein
Kulturkreis läßt sich natürlich nicht exakt bestimmen, da gebe ich
Dir recht, aber das ist auch gar nicht nötig. Erstens würde der
Versuch doch nur zu Streitereien führen (harmloses Beispiel: Baden
und Schwaben) und zweitens es genügt es mir, zu wissen, _dass_ es
verschiedene Kulturen gibt. Ignorieren (als Fiktion bezeichnen) kann
ich diese Unterschiede nicht, genau voneinander abgrenzen kann ich
sie aber auch nicht, wie Du ja auch angemerkt hast.
 Wenn Du mit der "Erfahrung des Nichtunterschiedes", das Wissen um
die prinzipielle Gleichheit aller Menschen meinst, dann sind wir uns
vielleicht einig. Multikulturelles Leben heißt dann für mich, die
unterschiedlichen Ausprägungen des Menschen (z.B. Kulturen aber auch
individuell) kennenzulernen, mich daran zu erfreuen - oder eben auch
zu ärgern, je nach Charakter :)- und daran zu wachsen, denn Menschen
sind immer Spiegel meiner selbst.
 Natürlich kann "Kultur" als politisches Programm mißbraucht werden.
Das ist dumm und gefährlich und muß bekämpft werden, aber das Wissen
um und erfreuen an den Unterschieden, muß ja nicht automatisch
Abgrenzung oder gar Angst vor Andersartigem bedeuten. Ich denke, dass
ist aber ein generelles Problem der geistigen Reife der Menschen. Um
die ist es nämlich i.d.R. leider mehr als schlecht bestellt, nicht
zuletzt aufgrund ihrer Prägung durch individuelle Erfahrung (Bildung,
Lebensumstände,...).

> > Wer hier geboren wird, ist natürlich als deutscher Staatsbürger anzusehen,
> > aber die kulturelle Ausprägung kann und muß nicht deutsch werden. Das wäre
> > Blödsinn und vollkommen unrealistisch.
>
> Ich kenne keine "deutsche" Kultur. Sie?

 Ja, nur läßt sie sich nicht genau definieren. Aber warum auch? Muß
immer alles definiert werden? Mein Geist kann auch gut leben, ohne
alles in Worte zu fassen. Aber ich kann eine, ich nenne es mal,
Ahnung von "deutscher" Kultur nicht leugnen. Denn zweifellos _gibt_
es Unterschiede zwischen z.B. mediterranen und nordischen Völkern,
aber eine Grenze ziehe ich nicht. Ich verreise lieber, suche Kontakt
den Menschen und _erfreue_ mich, neugierig wie ich nun mal bin, an
den Unterschieden.

Gruß, Z.

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