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  • felix9

89 Beiträge seit 06.06.2003

erreichte Unzulänglichkeiten

>> Von dem Umzug wird keine "Teilhabe an der Macht" verlangt.

> Darum geht es. Indem man das unterlässt, tut man so, als würde 
> sie entweder längst hinreichend bestehen oder als sei die
> Unzulänglichkeit des Erreichten akzeptabel oder sogar wünschenswert.

Vermutlich wird niemand so blind sein, und die erreichten 
Unzulänglichkeiten oder nicht erreichten Länglichkeiten zu 
überschätzen. Ich habe jedenfalls noch keine Selbstzufriedenheit 
in dererlei Belangen vernommen. Das eigentliche Problem scheint 
doch zu sein, dass eine Kommunikation zwischen den diversen 
"Volksgruppen" gar nicht erst aufkommt. Das ist kein spezifisch 
berlinisches Problem. 

Ich sehe den Karneval der Kulturen pragmatisch und primär
unpolitisch: 
Es ist eine Begenungsmöglichkeit, egal wie klein, dürftig, von
Klischees 
und Konsum überladen. Völkerverständigung beginnt mit der Begegnung.

>> Es ist Gelegenheit, für Otto-Normalberliner die tagtäglichen 
>> ethnischen Diskrepanzen auszublenden.

> Auszublenden einschließlich der strukturellen, vielfältigen, teils
> massiven, tagtäglichen Benachteiligungen ethnischer Minderheiten.

Das wird niemand in Abrede stellen. Drehn wir den Spiess doch einmal 
um: Wie soll der Ausgleich denn sonst anfangen, wenn nicht mit 
Begegnung? Wie soll man den zum Teil 35% Berliner Arbeitslosen 
denn sonst nahebringen, daß Multikulti oder Kosmopolitik eine 
Bereicherung darstellt? Per Senatsbeschluß? 

>> Die Teilhabe an politischer Macht ist in der Praxis nicht nur
>> mehr oder weniger unerreichbar für Immigranten, sondern auch für
>> PassDeutsche: Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in
>> der Praxis größer, als in der Theorie.

> Die qualitativen Unterschiede in der Praxis für Passinhaber
> einerseits und Immigranten andererseits, und das geht bis zum Thema
> Abschiebung, sind nach meiner Auffassung nicht wirklich von einer
> Art, die solche Versuche der Verharmlosung rechtfertigen würde...

Verharmlosend sollte dieses Argument nicht sein. Im Angesicht 
überschwenglicher berlinischer Korruption im speziellen, politischer 
Unwahlfreiheit, Speparatisierungsbestrebungen und zunehmender 
flächendeckender Überwachung im allgemeinen, ist jedes Ereignis zur 
unpolitischen zwischenmenschlichen Begegnung willkommen. Es ist 
ein Tropfen auf den heissen Stein.

Grüsse
Felix

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