Ansicht umschalten
Avatar von C.O.B.A
  • C.O.B.A

185 Beiträge seit 11.06.2006

Atamanen

Vorab, da es etwas abseits liegt: Die Wurzel im Wort Ataman ist
dieselbe wie bei Ata-Türk und bedeutet Vater. Der Begriff ist in
Euroasien sehr geläufig.

Anarc schrieb am 11. September 2006 12:15

> ... Wir übersehen gerade, daß es nicht die
> Macht allein ist, die hier zur Disposition steht. Sie ist mit anderen
> Erscheinungen verwoben. Da gibt es hauptsächlich die Autorität, deren
> Verhinderung gar nicht machbar ist. ... Autorität gibt einem aber auch eine
> gewisse Macht in die Hand. Hier kommt es meines Erachtens nicht auf
> ein Vermeiden oder ein Verhindern an. Den Ansatz des
> gesellschaftlichen Stellenwerts finde ich interessant.

Sicherlich ist das gegenwärtige Machtgefüge nicht aus purer
Gehässigkeit der Machthaber entstanden, es ist Produkt einer
Notwendigkeit. Interessant ist in der Hinsicht historische
Eigendynamik, wie aus Atamanen Fürsten, aus Fürsten Könige, und aus
Königen Despoten und Diktatoren werden, mit allen dazugehörigen
Zwischengliedern und ganzem Drumherum. Jeder Ataman, wie gütig er in
Tiefen seiner Seele auch seien mag, ist an Aufrechterhaltung seiner
Existenzberechtigung und seiner Machtfülle mehr oder weniger bewußt
interessiert. Und so wird eine durchaus rationale Antwort auf ein
Problem selbst zum Problem. Kaum ist die Kommunismuspopanz von der
Weltbühne abgetreten, ist flugs eine modernere und noch diffusere
geschaffen worden. "Ataman" braucht den Feind, eine äußere Bedrohung.
Er fordert sie heraus, beschwört sie herauf, um Sinn seines Daseins
nicht zu verlieren. Für Behörden gilt es noch mehr, als für einzelne
Personen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Parkinsons_Gesetz

> ...
> Autorität wird nicht ausgeübt, sondern nur dann gefordert, wenn sie
> gebraucht wird. ...
Schöner Traum.
Solche "Dienstleistungen" sind immer dann gefragt, wenn ein
gemeinsames Problem (ggf. auch nur scheinbar) vorhanden ist. Da kommt
es oft nicht auf die beste Lösung oder Reaktion darauf, sondern auf
ein gemeinsames Handeln an. Und wenn die Bediensteten einmal an der
Macht sind,  so wollen sich die Probleme nicht mehr enden.
Teufelskreis.

> ...
> Ich hoffe, ich habe deutlich gemacht, was ich meine - es ist nicht
> ganz einfach.

Ich hoff's auch, dass ich dich verstanden habe. So ganz neu sind mir
die Gedanken gar nicht.

> > Aus der Erfahrung, dass jede Form von Macht Psychopathen und
> > Massenmörder zwanghaft anzieht, ...

> Das dürfte in Anlehnung an meine obigen Ausführungen allerdings nicht
> grundsätzlich und manisch geschehen, sondern als fließender Prozeß.
>
Warum nicht? So viel gütige Atamane, die sich nach Erledigung einer
Aufgabe einfach absetzen lassen oder gar selbst gehen, wirst du gar
nicht finden.

> Je mehr Macht, desto mehr Widerstand.
Das ist auch ein zweischneidiges Schwert. Widerstand wird am
häufigsten für eigene Existenzberechtigung ausgespielt. Die meisten
Menschen verstehen nicht mal über Sinn und Zweck des Widerstandes bei
G8- oder ähnl. Gipfeln - es wird als reine Krawallemache
wahrgenommen.

> Macht als reines Mandat ohne
> Kompromisse darf es natürlich nicht geben - das ist die klassische
> Auffassung von Macht.
Aber wie alle Utopien hat diese Vorstellungen den selben Haken - es
fehlt leider an passenderen Menschen dafür. Pure Regulierung von
Unten nach Oben kommt mir leider auch ziemlich utopisch vor.
Nur als eine geistige Orientierung?

> ...
> Den Mandaten und fest definierten Funktionen.

"Farm der Tiere" schätze ich bei Orwell viel höher als 1984 ;)

-----------------
PS. Noch was, damit wir von VTs nicht ganz abdriften:
http://de.rian.ru/analysis/20060904/53490079.html

Bewerten
- +
Ansicht umschalten