Bei der Frage, ob Stammesgesellschaften nun tatsächlich so friedlich
waren oder ob viele Ethnologen da nur einer romantischen Projektion
aufgesessen sind, fällt mir persönlich wieder Carlos Castaneda ein,
der ja bei einem mexikanischen Yaqui-Schamanen eine Ausbildung genoß
und diese in Buchform niederschrieb. Sein Lehrmeister Don Juan war
stets der Meinung (ich gebe das nur frei wieder, ist schon Jahre
her), das der tatsächliche Wahrheitsgehalt einer Geschichte doch gar
nicht entscheidend sei. Entscheidend sei lediglich, was wir dieser
Geschichte für einen Wert zuweisen.
Bezogen auf die Stammesgesellschaften wäre es also wurscht, wie sie
nun wirklich waren, da wir ja eh nie so werden können wie Balinesen,
Apachen oder San. Wenn wir aber in diesen Gesellschaften oder besser
den Geschichten über sie ein verloren geglaubtes Ideal wieder
entdecken und dies eine Bereicherung für uns selbst, individuell oder
sozial, darstellt, dann ist *das* der entscheidende Wert der
Geschichte, die Frage wie diese Gesellschaften nun "tatsächlich"
waren nur unüberprüfbare Ablenkung.
Ich will das nur anmerken, weil ich glaube, das orale Gesellschaften
ihre Überlieferungen und Geschichten genauso handhaben, während wir
literale Europäer immer der Illusion der objektiven Wahrheit
aufgesessen sind und uns selbst dabei leicht aus dem Blick verlieren.
Objektive Wahrheit halte ich für eine gefährliche Illusion. Wenn wir
wirklich diesen Anspruch der Objektivität haben, dann kommt nämlich
ebenfalls wieder die Macht ins Spiel, weil Objektivität tatsächlich
nur funktionieren kann, wenn stets ein Teil der Individuen ihre
Subjektivität unterdrücken und es eine Instanz gibt, welche die
Realität für alle "definiert" und so erst Objektivität erzeugt (frühe
solche Instanzen waren z.B. die Buchreligionen).
So eine Instanz besitzt natürlich Macht und will daher von vielen
erobert und instrumentalisiert werden (s. Religionen, aber auch
Wissenschaft). Viel besser finde ich, sich gewahr zu sein, dass es
letztendlich nur Subjektivität gibt und Gesellschaft als ein
kreatives Chaos subjektiver Ansichten und ihrer Interaktionen zu
sehen. Wenn sich jeder der Grenzen seiner Weltsicht bewußt und offen
für die anderer ist, dann haben wir den Raum, indem sich zeitweise
natürliche Authorität entwickeln kann, aber nur schwer eine
allumfassende Macht.
Gruß, Z.
waren oder ob viele Ethnologen da nur einer romantischen Projektion
aufgesessen sind, fällt mir persönlich wieder Carlos Castaneda ein,
der ja bei einem mexikanischen Yaqui-Schamanen eine Ausbildung genoß
und diese in Buchform niederschrieb. Sein Lehrmeister Don Juan war
stets der Meinung (ich gebe das nur frei wieder, ist schon Jahre
her), das der tatsächliche Wahrheitsgehalt einer Geschichte doch gar
nicht entscheidend sei. Entscheidend sei lediglich, was wir dieser
Geschichte für einen Wert zuweisen.
Bezogen auf die Stammesgesellschaften wäre es also wurscht, wie sie
nun wirklich waren, da wir ja eh nie so werden können wie Balinesen,
Apachen oder San. Wenn wir aber in diesen Gesellschaften oder besser
den Geschichten über sie ein verloren geglaubtes Ideal wieder
entdecken und dies eine Bereicherung für uns selbst, individuell oder
sozial, darstellt, dann ist *das* der entscheidende Wert der
Geschichte, die Frage wie diese Gesellschaften nun "tatsächlich"
waren nur unüberprüfbare Ablenkung.
Ich will das nur anmerken, weil ich glaube, das orale Gesellschaften
ihre Überlieferungen und Geschichten genauso handhaben, während wir
literale Europäer immer der Illusion der objektiven Wahrheit
aufgesessen sind und uns selbst dabei leicht aus dem Blick verlieren.
Objektive Wahrheit halte ich für eine gefährliche Illusion. Wenn wir
wirklich diesen Anspruch der Objektivität haben, dann kommt nämlich
ebenfalls wieder die Macht ins Spiel, weil Objektivität tatsächlich
nur funktionieren kann, wenn stets ein Teil der Individuen ihre
Subjektivität unterdrücken und es eine Instanz gibt, welche die
Realität für alle "definiert" und so erst Objektivität erzeugt (frühe
solche Instanzen waren z.B. die Buchreligionen).
So eine Instanz besitzt natürlich Macht und will daher von vielen
erobert und instrumentalisiert werden (s. Religionen, aber auch
Wissenschaft). Viel besser finde ich, sich gewahr zu sein, dass es
letztendlich nur Subjektivität gibt und Gesellschaft als ein
kreatives Chaos subjektiver Ansichten und ihrer Interaktionen zu
sehen. Wenn sich jeder der Grenzen seiner Weltsicht bewußt und offen
für die anderer ist, dann haben wir den Raum, indem sich zeitweise
natürliche Authorität entwickeln kann, aber nur schwer eine
allumfassende Macht.
Gruß, Z.