Seit dem Anschlag in Suruc habe ich immer behauptet, Erdogan betreibe insgeheim eine mittelfristige "Hochverratspolitik" mit dem Ziel, im Minimum die Provinz Hakkari aufzugeben, nachdem ein beträchtlicher Teil der Kurden in den anderen östlichen Provinzen dort oder anderswohin vertrieben sind, und sie an einen Mafiaklienten eines irakisch dominierten Kurdistan angliedern zu lassen.
Nun sieht es so aus, als hätte ich mich schwer geirrt. Die Türkei hat die in der "Antiterror"operation in Hakkari mehr oder minder zerstörten kurdischen Wohnviertel enteignet! Sie ziehen dieselbe Nummer durch, wie das Osmanische Reich gegen die Armenier und das 3. Reich gegen die Juden, nur weniger blutig.
Das Elend an der Geschichte besteht darin, daß es gute Gründe gibt, dies für eine nachträgliche Entscheidung zu halten, deren Grund der internationale Druck auf Erdogan und die Andeutungen von Revolten in der AKP sind. Die Zeugenaussagen über einen dosierten Senfgaseinsatz in Yüksekova deuteten bereits in diese Richtung. Offenbar soll die AKP mit einem neuen "Jahrhundertverbrechen" bei der Stange gehalten, und den USA ein Zusammenbruch des türkischen Staatswesens als Preis für ein Eingreifen diktiert werden.
Deshalb wäre das einzige Mittel, mit dem dieser Strategie möglicherweise Einhalt geboten werden könnte, eine massive populäre Unterstützung für antifaschistische Türken im Ausland. Wenn in Paris und Berlin jeweils eine Million Deutsche und Türken gegen den Kurdenkrieg aufmarschieren, werden die Sicherheitskräfte der Türkei "ermutigt", einen säkularen Aufstand im Westen der Türkei nicht zusammen zu schießen und die Armeeführung könnte "zur Rettung der Nation" erneut die Seiten wechseln, sich hinter liberale Kemalisten stellen.