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  • Fthagn!

823 Beiträge seit 07.03.2019

Re: Eine Frage der Scham

Emrymer schrieb am 07.11.2022 13:12:

Dann treffe ich mich mit meinen Freunden regelmäßig zu Hause...

Unter Umständen hat man aber aufgrund der Armut gar kein Zuhause, in dem man jemanden treffen könnte. Wie steht man denn da, wenn auf der Toilette der Wasserhahn mit einem Stück Käseverpackung und einem alten Draht zusammengehalten wird, weil ein Klemptner unbezahlbar und selbst das Handwerkszeug vom Obi unerschwinglich ist?

Oder man hat keine Kleidung mehr, in der man sich noch zeigen mag. Verschlissen, geflickt, ausgebleicht... wer geht denn mit so etwas unter Leute? (Ja, auch Arme haben ihren Stolz.)

Speziell bei alten Leuten kommen noch verschiedene Faktoren erschwerend dazu:
Andererseits ist Inkontinenz im Alter gar nicht so selten. Wenn man da nicht mit teuren Hilfsmitteln gegenhalten kann (eine Packung Inkontinenzhilfen kostet selbst im Diskounter so viel wie Essen für zwei Tage und reicht genau wie lange...?)

Dazu kommen ebenso häufig Probleme mit dem "Bewegungsaparrat", also den Hüften und Beinen, eventuell noch plus Rücken.

Nehmen wir eine gewisse Vergesslichkeit dazu, die vor allem dadurch schlimm ist, weil sie Angst macht: Angst, daß man unzuverlässig geworden ist. Daß man anderen Versprechen gibt, die man nicht hält, weil die Erinnerung versagt. Wollte man nicht noch einkaufen, bevor die drei anderen vor der Tür stehen? Und nun sind sie da, natürlich, man hatte sich ja verabredet, jetzt ist es wieder da im Kopf...

Sicherlich, wenn man sich passiv zurück zieht gibt es keinen Ausweg. Dann vereinsamt man.

Das Zurückziehen kann unter Umständen aber ganz real dem Schmerz, der Scham und der Angst vor Aburteilung im sozialen Kontext geschuldet sein.
Und ja, Geld würde helfen: Geld für Medikamente und Hilfsmittel, Geld für angemessene Wohnung und Ausstattung und Kleidung, Geld für Handwerker...

Guter Beitrag!

Allerdings denke ich, Geld alleine, ist der falsche Weg.
Medis und Hilfsmittel sollten selbstverständlich über unser Kassensystem gewährleistet sein.
Wohnung, Kleidung und Ausstattung sollten durch unser Sozialsystem gedeckelt sein.
Ebenso wie Handwerker.

Wenn das alles mal so steht.
Dann gerne auch mehr Geld für soziale Teilhabe.

Aber einfach nur Geld, ruft die falschen Leute auf den Plan.
Wenn Oma eh schon so bissle unrund läuft.

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