> Lieber Firedancer, da liegen Sie leider daneben Ich war Mitglied des
> Arbeitskreises für koptisch-gnostische Schriften von Prof. Schenke
> und habe zu Nag Hammadi veröffentlicht. Dass keines der 5
> Evangelien+weitere Apokryphen eine Autorenschaft hat, weiß jeder
> Religionshistoriker. Das Thomasevangelium ist aber seit 1945 eine
> Alternative zu einem bis zu diesem Zeitpunkt alternativlosen
> Wissensstand. Dass heute noch Theologen die 4 Evangelien für
> alternativlos erklären, ist bemerkens- und berichtenswert.
> Diese Fakten sind aber bestimmt nicht Ausdruck "sehr schlechter
> Recherche".
Laut meinen Recherchen ist
a) das Thomasevangelium älter,
b) weiß man von einer Wandlung, die der Text über die Zeit
durchgemacht hat,
c) steht das Thomasevangelium im Widerspruch zu den anderen
christlichen Schriften und
d) greift Konzepte des Budhismus und anderer Religionen auf.
Genug Aspekte, welche die Qualität eines solchen Textes in Zweifel
ziehen. Genug Aspekte, um diese Schrift nicht als "Alternative" zu
den bestehenden Schriften einzuordnen. Ich kann ihnen daher nicht
folgen, wenn sie eine Monokausalität in der Entscheidungsfindung
behaupten, noch dazu Gründe anführen jenseits obiger Aspekte. Ich
muss sie Entäuschen: Ihre Ausführungen erscheinen mir daher in
keinster Weise plausibel, ganz egal wo sie was und wie veröffentlich
haben. Ich lerne aber gerne dazu, dann aber müssen sie schon
darlegen, warum ihre Ansichten zum Thema sich meinen Recherchen zur
Folge nicht mit den Ansichten der Wissenschaft deckt. Unter Umständen
könnten sie dem sogar einen TP-Artikel widmen: Ich werde ihn gerne
aufs genaueste studieren.
Unabhängig davon halte ich Formulierungen der Art "dass heute noch
Theologen die 4 Evangelien für alternativlos erklären ..." für
ausgesprochen seltsam. Zum Thema Alternativlos: "Das Wort suggeriert
sachlich unangemessen, dass es bei einem Entscheidungsprozess von
vornherein keine Alternativen und damit auch keine Notwendigkeit der
Diskussion und Argumentation gebe." Es gibt sachliche Gründe, warum
man das Thomasevangelium nicht in den Stand der vier Evangelien
erhoben hat. Ferner beinhaltet "alternativlos" das Konzept eines
inhärenten Drucks zu Weiterentwicklung oder Fortschritt, der in einem
Glaubensgebäude nicht existiert: In diesem Fall gibt es keinerlei
Notwendigkeit für eine Wahl. Ob eine Schrift als gewichtig eingestuft
wird oder nicht, ist letztendlich eine Entscheidung, die nicht unter
äußerem Druck getroffen werden muss. Alleine deswegen schon finde ich
die Aufnahme dieses Themas in ihren Artikel für seltsam.