Nun haben wir also die Analyse, Schweinsteiger spricht vom "Brennen", das gefehlt hat und Flick versteht nicht, was der damit meint. Und im TV-Talk wird die fehlende Wut angesprochen. Und nochmal Schweinsteiger:"Es fehlt an Persönlichkeitsstruktur." Da breitet sich bei mir Fassungslosigkeit aus. Offenbar sagen sie ja etwas Richtiges - aber sie wissen überhaupt nicht, WAS sie sagen. Denn ja, es geht um das Brennen, um die Wut, meinetwegen auch um den "Willen", die "Mentalität", das "Unbedingte". Das zielt alles in die richtige Richtung - aber keiner sagt, was das bedeutet. Brennen und Wut kommen nämlich nicht von ungefähr. Sie sind das Resultat einer klaren, hier: männlichen Identität. Und die formt dann auch die "Persönlichkeitsstruktur". Eine Männerpersönlichkeit, die sich dem Kampf auf dem Platz stellt und auch weiß, warum sie das tut. Sie will nämlich für sich selbst und den eigenen Stamm gewinnen. Bei Eisern Union ist der Stamm die Köpenicker - und bei der deutschen Nationalmannschaft? Ja was? Doch wohl die Nation, oder die Deutschen, oder nicht? Man sieht schon zu Beginn beim Spielen der Nationalhymne, wo es hakt und einfach nicht fließen will. Diese verkrampften unbeteiligten Gesichter, das blöde Lippenbewegen. Ist es politisch korrekt, von Stolz in diesem Zusammenhang zu sprechen? Oder gehört man dann gleich der AFD an? Oder wird in eine andere Schublade gesteckt? Ein heikles Thema für einen Deutschen. Und da komme ich gleich zu einem noch wichtigeren Hintergrund, der diese Niederlage mit fabriziert hat: der deutsche Zwang, ein guter Mensch sein zu wollen. "Werte" zu haben, den anderen ein Vorbild. Solidarität kommt vor Selbstbewußtsein. Es müßte aber anders herum sein. Erst kommt das Selbstbewußtsein - dann die Solidarität. In diesem Land herrscht aber eine Lust an der Kastration und der Selbstauspeitschung vor. Wann ist ein Mann ein Mann. Oh Gott - das ist schon mal gar nicht politisch korrekt. Mir scheint es fast inzwischen so, als ob allein das Wort "Mann" schon mit Mißtrauen bedacht wird. Man sagt "Mann" und denkt "Me too". Und da sollen unsere Spieler befreit aufspielen und Lust am Kämpfen und Siegen haben? Vielmehr werden sie noch dazu gezwungen, den Kotau zu machen vor all den Wertebesserwissern, den Weltverbesserern und Selbstgerechten, die anderen Kulturen erklären wollen, was richtig und falsch ist. "Zieh eine Binde über - DANN bist du ein richtiger Mann!" Und jetzt mal noch was politisch unkorrektes: Gestern in Berlin auf der Straße ein kleines Mädchen mit dem Vater. Sie sieht auf der Straße einen Menschen in Frauenkleidung mit Bart und sagt zum Vater;"Du guck mal, ist das eine Mami mit Bart?" "Ja, sagt der verunsicherte Mann, das ist eine Mami mit Bart." Schluß, Ende, Aus.