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  • roko

mehr als 1000 Beiträge seit 10.05.2001

Re: mit einem Gewehr eine andere Gewehrkugel in der Luft zu treffen

ist im Prinzip möglich und gar nicht so schwer, wenn man bestimmte Parameter (Richtung, Geschwindigkeit) kennt. Soweit die Theorie. In der Praxis (US-Raketenabwehrsystem) hat das eher nicht funktioniert.

Russischer Hacker schrieb am 15.01.2019 11:11:

Die signifikante Geschwindigkeit ist beim Abfangen aber das Hauptproblem. Das ist so als würde man versuchen mit einem Gewehr eine andere Gewehrkugel in der Luft zu treffen. Da das Glidevehicle auch noch manövrieren kann, ist es sogut wie unmöglich.

Die Manövrierbarkeit und nicht die hohe Geschwindigkeit ist das Hauptproblem. Dazu kann der Gleiter auch noch seine Geschwindigkeit ändern. Beides geht übrigens auch passiv ohne Triebwerke. Diese nicht konstante Geschwindigkeit ist dann das zweite Hauptproblem.

Nun, warum ist die Manövrierbarkeit das erste bzw. größere Hauptproblem und nicht die (egal wie hohe) Geschwindigkeit? Bei der Geschwindigkeit kann man Möglichkeiten berechnen (min., max., Zwischenstufen). Wenn die Flugrichtung bzw. -bahn aber fest steht und nicht änderbar ist, würde das lediglich bedeuten, dass ein Abfangskörper am berechneten Abfangsort zu unterschiedlichen Zeiten sein muss. Das ist kein großes Problem. Man scheißt eben eine Gewehrsalve so, dass die Abfangskugeln die Flugbahn der feindlichen Kugel kreuzen und hofft, dass eine der Abfangskugeln zur gleichen Zeit am gleichen Ort ist. Nicht billig, aber machbar.

Bei der Manövrierbarkeit ist so eine Berechnung nicht so einfach. Es gibt zwar eine Hauptrichtung des Fluges, aber nur wenige Zehntel Grad Abweichung davon lassen jede Abwehrmaßnahme ins Leere laufen. Deshalb haben die Russen zuerst ihre Atomsprengköpfe manövrierbar gemacht. Das ist eine ganz einfache, aber sehr effektive Maßnahme gegen Abwehrsysteme.

Wenn nun dazu auch noch eine änderbare Geschwindigkeit kommt, haben Abwehrsysteme fast eine Nullchance für einen Treffer (Zufallstreffer sind immer noch möglich). Das ist, was die Amis seit fast einem Jahr in Schockstarre versetzt.

Die haben sich gerade darüber Gedanken gemacht, wie man manövrierbare Atomsprengköpfe abfangen kann, da kommen die Russen auch noch mit Waffen, die abbremsen und beschleunigen können. Die Amis haben also eine Gleichung mit zwei Unbekannten zu lösen. Die hohe Geschwindigkeit einer Hyperschallwaffe ist ein zusätzlicher Schock (hauptsächlich wegen der Zeit, die für Berechnungen übrig bleibt), aber eigentlich nicht neues, denn die Atomsprengköpfe fliegen genau so schnell, wenn sie in die Erdatmosphäre eintauchen.

lg,
roko

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