In Abwesenheit von mehr als zwei Parteien sind in den USA die jeweils andere Partei ohnehin "die Rechte" und "die Linke".
Zu dieser natürlichen Form der Polarisierung trägt das Mehrheitswahlrecht bei und die kultivierte Mentalität des "the winner takes it all" - dadurch gibt es den Zwang zum Koalitionen bilden nicht, keine Verhandlungen und keine Kompromisse.
Könnte man durch die Einführung des Verhältniswahlrechts ändern (faire Wahlen würden übrigens von einer Meldepflicht profitieren) - nur wollen das weder Demokraten, noch Republikaner.
Die Mobilisierung der Anhänger, bzw. der Öffentlichkeit mit schamlosen Lügen, aberwitzigen Theorien etc., die gezielt Emotionen anheizen, der Appell an Affekte ist kein Alleinstellungsmerkmal der Rechten in den USA.
Angesichts u.a. des sichtbaren Chaos und der Gewalt der BLM-Proteste die "Wut" nur auf der Rechten zu verorten ist schlicht falsch und unwahr.
Medial "mostly peaceful protests" festzustellen, während im Hintergrund ein Haus abfackelt war ein bisher unerreichter Grad von Verleugnung der Realität.
Die Rolle der (sozialen) Medien ist dabei Partei zu ergreifen; so wird bspw. jede Kritik an gängigen feministischen Narrativen als "hate speech" unterdrückt, der hashtag #killallmen gilt hingegen als völlig unproblematisch.
Es handelt sich hier um nichts weniger als den Aufruf, gezielt 50% der Bevölkerung umzubringen. Noch problematischer ist, kein "Progressiver" hat offensichtlich versucht sich vorzustellen, was dieser Wunsch nach einem Genozid mit Männern macht.
Das grundlegende Problem ist die Doppelmoral, die eigene "Wut" immer für gerechtfertigt zu halten, während dem Gegenüber unterstellt wird, anlasslos "wütend" zu sein.
Man sollte die eigenen projektiven Anteile zu reflektieren lernen.
Die Unterstellung von "Wut" dient zweitens zur Unterdrückung der Debatte von Sachfragen, aber auf eine bizarre Art und Weise.
Dem Gegenüber eine von Emotionen (Wut!) geleitete Argumentation zu unterstellen, während man sich selbst im Lager der Rationalität wähnt, torpediert jede Auseinandersetzung zuverlässig - der Andere ist irrational, ich hingegen bin rational.
Dass drittens eine Frau und Psychotherapeutin nicht begreift, hier werden uralte Geschlechterstereotypen (Frauen werden von Gefühlen geleitet, Männer vom Verstand) mobilisiert und politisiert ist mir wiederum unbegreiflich.
Damit kommt man zum nächsten Problem: eine "sensibel" mit emotionalisierendem Psycho-Gebabbel aufgeladenen Sprache, die zu keiner Differenzierung (ALLE haben mindestens ein "Trauma" erlitten und müssen "heilen") mehr in der Lage ist und eine "Opferkultur", die die schrägsten Attacken der ideologisch vorab festgelegten "Opfergruppen" legitimiert (s. #killallmen).
Frei nach Pfaller: "Denkt und fühlt wie Mimosen und handelt wie Bestien!"
Problem ist, diese (psychischen) Mechanismen werden von den US-"Progressiven" nicht reflektiert und ich fürchte, auch die Kritik der europäischen Linken und der US-amerikanischen "Altlinken" wird daran nichts ändern.
Das "Wutproblem" partout und gegen alle Fakten ausschließlich auf der anderen politischen Seite zu verorten, sorgt für ein sattes und sedierendes Gefühl moralischer Überlegenheit.
Was hinterrücks passiert - und weshalb ich "progressiv" durchgehend in Anführungszeichen schreibe - "andere erniedrigen, um sich selbst zu erhöhen" ist längst Bestandteil der US-amerikanisch "progressiven" Kultur geworden und ich halte das nicht für progressiv.