Das Kernthema aller Linken ist in meinen Augen die wirtschaftliche Lage der ärmeren, wirtschaftlich benachteiligten und ausgebeuteten Teile der Bevölkerung. Unter sog. Progressiven gibt es aber nicht wenige, denen genau dieses Kernthema am Arsch vorbeigeht und die sich mit realen oder auch nur eingebildeten Problemen von Minderheiten, teilweise extrem winzigen Minderheiten befassen. Die Linke ist nur dann zu retten, wenn sie sich von diesen Progressiven trennt.
Vor allem braucht es unter Linken eine offene Diskussion darüber, welcher Teil progressiver Anliegen einfach nur grober Unfug ist. Ganz oben auf meiner Liste stünden hier Themen wie "Sprachgerechtigkeit", also im Deutschen die hirntote Genderei und im Englischen der manische Kampf gegen Begriffe, die das Wort "black" enthalten. Es bräuchte eine offene Diskussion darüber, welche Forderungen feministischer, antirassistischer oder LGBTQI*whatever-Gruppen nicht nur weit übers Ziel hinaisschießen, sondern offen eine Diskriminierung und Entrechtung von Männern bzw. der Mehrheitsgesellschaft anstreben und damit dem Ziel der Gleichstellung der Geschlechter oder von Minderheiten zuwider laufen.
Es hat nichts mehr mit Gleichstellung oder Gleichberechtigung zu tun, wenn unter dem Schlagwort "Definitionsmacht der Frau" gefordert wird, dass ein wegen eines Sexualdelikts beschuldigter Mann so lange als schuldig gelten soll, bis er bewiesen hat, dass die Beschuldigungen erlogen sind oder die dem Mann womöglich gar keine Möglichkeit geben wollen, einen Unschuldsbeweis zu führen. Es ist einfach nur schwachsinnig, Wörter wie "Schwarzmarkt", "Schwarzfahrer" oder Schwarzbau" auf einen Index setzen zu wollen, weil Menschen mit afrikanischen Wurzeln sich dadurch diskriminiert fühlen könnten. Diese Begriffe haben nämlich nichts mit der Hautfarbe von Menschen zu tun, sondern das Wort "schwarz" hat hier seine ursprüngliche Bedeutung im Sinne von: im Dunklen, bei Abwesenheit von Licht. Ein Schwarzmarkt ist ein Markt, der im Verborgenen stattfindet, ein Schwarzfahrer verbirgt sich vor dem Schaffner bzw. Kontrolleur. Streng genommen gilt das sogar für das Wort Schwarzafrika. Das Wort bezeichnete ursprünglich eben nicht den Teil Afrikas, in dem Menschen mit schwarzer Hautfarbe leben, sondern den Teil, der den Europäern unbekannt war, der also quasi im Dunklen lag.
Was hat ein Durchschnittsbürger, der gegenwärtig unter explodierenden Energiepreisen und der hohen Inflation ächzt, der nächstes Jahr eine Beitragserhöhung bei der Krankenversicherung stemmen muss, davon, dass überall im Land die Mohren-Apotheken umbenannt werden, damit Menschen afrikanischer Herkunft sich nicht mehr diskriminiert fühlen? Was hat die Kassiererin im Drogeriemarkt davon, dass in Vorständen und Aufsichtsräten börsennotierter Unternehmen mehr Frauen sitzen? Ändert sich dadurch auch nur das kleinste Bisschen an den prekären Arbeitsbedingungen in zahlreichen Branchen?
Linke Parteien und Bewegungen werden erst dann wieder glaubwürdig für den Großteil der Bevölkerungsgruppen, deren Interessen sie eigentlich vertreten soll, wenn sie einen Teil der Progressiven rausgeschmissen und den Rest gehörig auf den Pott gesetzt haben.
Und nein, es hilft nicht, enttäuschten Ex-Wählern aus der Unterschicht zu erklären, dass Rechtspopulisten gerade Politik gegen ihre Interessen machen. Das mag zwar stimmen, aber das reicht nicht, um Ex-Wähler der Demokraten in den USA oder der SPD oder Linkspartei in Deutschland dazu zu bringen, zur Wahl zu gehen und ihr Kreuz bei den Demokraten bzw. der SPD oder der Linken zu machen. Sowohl die US-Demokraten als auch die linken Parteien in Europa haben ein Glaubwürdigkeitsproblem - und das völlig zu Recht.